Klimaschutz
Wir müssen endlich handeln

Jesuitenpater Jörg Alt setzt sich schon seit langem für Nachhaltigkeit ein und weist sichtbar auf Lebensmittelverschwendung hin. Wenn es sein muss, handelt er auch gegen das Gesetz.   | Foto: RB/dap
  • Jesuitenpater Jörg Alt setzt sich schon seit langem für Nachhaltigkeit ein und weist sichtbar auf Lebensmittelverschwendung hin. Wenn es sein muss, handelt er auch gegen das Gesetz.
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Die Erzdiözese Salzburg hat ihren ersten „Tag der Nachhaltigkeit“ veranstaltet. Bei der Umsetzung dieser Vorhaben ließ sie sich von Experten unterstützen. So kam auch der bekannte Nürnberger Jesuit und Klimaaktivist P. Jörg Alt, um aus Aktivistenperspektive zu zeigen: „So geht Klimaschutz“.

von David C. Pernkopf

RB: Ihr Aktivismus bringt Sie immer wieder mit dem Gesetz in Konfrontation. Wie geht es Ihnen damit?
P. Jörg Alt SJ: Ich mus diese Konflikte eingehen, um auf ein höheres Gut hinzuweisen. Am ersten Tag nach Auslaufen des 9-Euro-Tickets, habe ich mit einer Stunde Schwarzfahren protestiert. Zudem habe ich mit 50 anderen Menschen den Nürnberger Altstadtring blockiert um für eine Verkehrswende in Deutschland zu demonstrieren. Jetzt erwartet mich ein Verfahren für schweren Diebstahl, weil ich Lebensmittel, die von Supermärkten weggeschmissen werden, aus dem Container hole, selber esse und weitergebe. Wir müssen die Welt stören, damit die Welt aufmerksam wird. Ich versuche mit symbolischen Aktionen auf Dringlichkeiten hinzuweisen.

RB: Sind Sie gerne eine Störung?
Alt: Nein. Eigentlich nicht. Ich bin eine Störung, weil es keinen anderen Weg mehr für mich gibt. Nach 40 Jahren „normaler“ Anwaltschaft für Dritte Welt-Länder, für Nachhaltigkeit, für den Klimaschutz musste ich leider feststellen, dass auf herkömmliche Weise niemand zuhört. Dem „Weiter so“ zeige ich aber so effektiver ein Stoppschild. Sowohl im Inhalt, als auch in der Form. Es braucht diese Interventionen, damit Leute aufmerksam werden und vielleicht ein Politiker ins Handeln kommt.

RB: Wo geht es so nicht mehr weiter in unserer Gesellschaft? Wo steckt der Karren fest?
Alt: Der Weltklimarat hat gesagt, dass bis 2030 die Treibhausgase um 43 Prozent reduziert sein müssen. Wie wir das in sieben Jahren schaffen sollen, ist mir ein Rätsel. Aber: Wir müssen es schaffen. Wenn es uns nicht gelingt, finden wir uns in einer 2 bis 3 Grad wärmeren Welt wieder. Das möchte ich keinem wünschen. Die Treibstoffbranche und der Finanzkapitalismus wissen seit Jahrzehnten, was passiert. Ölkonzerne haben die Zahlen und Daten auf dem Tisch liegen, versuchen aber das letzte Geld mit dem brennenden Planeten zu machen. Deshalb sage ich gemeinsam mit Wissenschaftern: Kirche muss jegliche Weiterverwendung von fossilen Treibstoffen als unmoralisch anprangern. Diese moralische Kraft der Kirche ist hier gefordert. Nachdem die Bischöfe aber nach wie vor vorsichtig sind, müssen andere hier ein Stoppschild aufrichten.

RB: Was treibt Sie dazu an?
Alt: Der Umgang mit jungen Leuten. Die Jugendlichen von Fridays for Future haben mich 2019 so fasziniert und berührt, dass ich als Seelsorger nicht nur schöne Worte finden darf, sondern selber handeln muss. Meine Aufgabe ist es, darauf aufmerksam zu machen, nicht mehr auf die falschen Leute zu hören, sondern den Richtigen die entscheidenden Fragen zu stellen.

RB: Klimarettung – Ist es schon zu spät?
Alt: Dass es zu spät sein könnte, ist ein realistisches Szenario. Aber wir müssen um jedes Zehntelgrad kämpfen, um Leben zu retten. Wenn die Klimakrise als Problem wahrgenommen wird, ist es bereits zu spät zum Handeln.

RB: Was muss Kirche tun, um Zukunft zu retten?
Alt: Da gibt es ein Bündel von Maßnahmen.Sie muss zwischen Konfliktparteien vermitteln, die Solarwende bei ihren Häusern schaffen, sich aktiv an Klimastreiks beteiligen, im Gottesdienst Klimapolitik erklären. Zukunft hängt aber nicht nur von uns ab. Der liebe Gott hat noch ein Ass im Ärmel.

Tipp: Klimaspaziergang mit dem Afro-Asiatischen Institut am Freitag, 14. Oktober, 14 Uhr.  Beim Klimaspaziergang in Salzburg erfahren die Teilnehmerinnen und Teilnehmer Wissenswertes zum Klimawandel in der Region und was jede und jeder selbst dagegen tun kann.

➡ Treffpunkt: Andräkirche (vorm Haupteingang), Mirabellplatz 5, Salzburg
➡ Anmeldung bis 10. Oktober: 0662/84141313, office@aai-salzburg.at

Autor:

Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT

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