Teuerungen
Wenn der Schulstart zur Belastung wird
Teurer Beginn. Bevor es für Tausende Schülerinnen und Schüler in die Klassenzimmer geht, heißt es „Einkaufen für das nächste Schuljahr“ – worunter immer mehr Eltern leiden.
von Michaela Hessenberger
Ein Schulheft um 79 Cent, ein Zirkel-Set um 5,99 Euro, der Handarbeitskoffer um 12,99 Euro: Selbst beim Diskonter läppert sich der Einkauf zum Schulstart zusammen. Angesichts der steigenden Kosten für das ganz normale Leben straucheln immer mehr Familien mit dem, was zum Schulstart ausgegeben werden soll.
Thomas Neureiter, Leiter des Projekts „ArMut teilen“ in der Salzburger Stadtpfarre Mülln, gibt zu bedenken, dass für den Herbst viele Dinge für Schülerinnen und Schüler neu angeschafft werden müssen. „Nicht alles kann von etwaigen Geschwistern wiederverwendet werden. Die Einkaufslisten aus den Schulen sind umfangreich und mit der allgemeinen Teuerung für immer mehr Alleinerziehende oder Familien mit mehreren Kindern nicht mehr zu stemmen.“ Viele Mütter hätten sich an ihn und sein Team gewendet. „Schulstartpakete, etwa von der Volkshilfe, sind eine gute Unterstützung und auch die Anti-Teuerungs-Zahlungen der Regierung helfen. Ganz viele Haushalte mit Schulkindern brauchen das Geld dringend dafür, dass sie sich Schulsachen leisten können.“
Etwa 30 Familien mehr als üblich unterstützt „ArMut teilen“ rund um den Start ins neue Semester. Neureiter: „Eine alleinerziehende Mutter mit vier Kindern kam zu mir, denn ihr jüngstes kommt jetzt in die Schule und braucht eine Schultasche. Vor zwei Jahren hat sie eine für den Sohn gekauft. Das gleiche Modell soll für die Tochter her. Es ist jetzt um 30 Prozent teurer. Das stresst.“
Seit Corona sei auch eine gewisse technische Ausstattung für Kinder und Jugendliche immer mehr Standard geworden. „Ohne Handy, Laptop und Internet geht es schon in der Volksschule oft nicht mehr.“Positiv sieht der Projektleiter, dass der Schulstart eine Veränderung für die Familiensituation bedeutet und Mütter die Möglichkeit bekämen, im Job durchzustarten.
Tipp: Um Spendentöpfe auffüllen zu können, freut sich „ArMut teilen“ über Hilfe: AT72 3400 0328 0441 1609. Alle Infos zum Projekt: www.armut-teilen.at
Caritas hilft
Familien brauchen nun häufiger HilfeIn der Sozialberatung der Caritas Salzburg merken Melanie Fritzer und ihr Team, dass Menschen, die noch nie da waren, zu Terminen kommen – großteils Frauen, oft alleinerziehende Mütter, zum Teil aber auch Pensionistinnen und Pensionisten, die von ihrer Mindestpension leben. „Wer derzeit neu zu uns stößt, ist oft schon sehr verzweifelt“, erzählt Fritzer.
Miete, Strom, Lebensmittel: Wenn die Kosten das Budget ohnehin zu übersteigen drohen, dann stressen Sonderausgaben wie zum Schulstart zusätzlich. Fritzer: „Es gibt zwar vom Sozialamt Gutscheine, doch wir versuchen auch für jene Leute eine Lösung zu finden, die diese Gutscheine gerade nicht bekommen.“ Das sei etwa möglich, indem mit Spenden Energiekosten oder medizinische Kosten übernommen werden.Menschen, die zu Fritzer kommen, stehen an der Armutsgrenze und sind vor den aktuellen Preissteigerungen gerade so über die Runden gekommen. „Armut ist kein Randphänomen, sondern mitten in der Gesellschaft“, sagt sie und empfiehlt, sich nicht zu schämen und sich möglichst früh einen Beratungstermin auszumachen. Wegen des hohen Andrangs gibt es Wartelisten und Wartezeit.
Tipp: Um einkommensschwache Familien in Salzburg zum Schulstart unterstützen zu können, sind Spenden erbeten: Caritasverband der Erzdiözese Salzburg, IBAN: AT11 3500 0000 0004 1533, Verwendungszweck: Schulstart in Salzburg.
Autor:Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.