Oma zum Ausleihen
„Ich bin gerne für andere da“
Seit 25 Jahren bietet der Katholische Familienverband Salzburg den beliebten Leihoma-Dienst an. Im September gibt es eine große Feier mit allen Leihomas und Leihopas. Zum bevorstehenden Jubiläum sprach das Rupertusblatt mit Eva Pletzer, die im Pinzgau den Service mit dem Namen Wunschoma mitaufgebaut hat und bis heute koordiniert.
von David C. Pernkopf
Anzutreffen ist Eva Pletzer aus Fusch an der Glocknerstraße dort, wo sie seit der Pension meist immer bis zum frühen Nachmittag anzutreffen ist: bei ihren Enkelkindern. „Ich bin mit Leib und Seele für andere da: für unsere Alten, fahre Essen auf Rädern aus, bin im Wunschoma-Dienst und natürlich für meine Enkerl da“, sagt die Pinzgauerin. Die Woche ist sehr dicht für die junge Oma, trotzdem bleibt auch Zeit für Natur, Ausflüge und den Ehemann.
Sie selbst hat diese große Fürsorge, die sie für andere lebt, nicht so erfahren können. Als letztes Kind für die damalige Zeit schon alten Eltern, lernte sie schnell einen Alltag kennen, der von Arbeit, Entbehrung aber auch Selbstständigkeit und Selbstbewusstsein geprägt war. Zu ihrem Vater, er war 60 Jahre als Eva Pletzer auf die Welt kam, hatte sie ein inniges Verhältnis. Während ihre Mutter arbeiten war, verbrachte sie mit dem Senner die Sommer immer auf einer Alm. „Leider konnte ich zu meiner Mutter erst als ich Mama wurde, eine Beziehung aufbauen“, erzählt die ehemalige Amtsleiterin der Gemeinde. Ihren Vater pflegte sie als 19-Jährige bis zu seinem Tod.
Wunschoma im Pinzgau
„Wunschoma nennen wir den Dienst im Pinzgau, darauf legen wir schon Wert“, so Pletzer und erzählt über den Beginn ihres Engagements. Als sie in Pension ging, hatte ihre Tochter Georgia mit weiteren Mitstreiterinnen den Wunschoma-Dienst ins Leben gerufen. „Meine Vorstellung war immer: Sobald ich in Pension bin, möchte ich etwas für unsere Leute ehrenamtlich tun.“ Somit war der Weg vorgezeichnet. Tochter Georgia machte die Sache schließlich fix und seit 2014 vermittelt Pletzer für den ganzen Pinzgau Omas und auch Opas. Mittlerweile hat der Katholische Familienverband die Trägerschaft übernommen.
„Wir haben zu wenig Leihomas“
„Wir sind vor allem für finanziell schwächere Familien da. Einige machen den Dienst vollkommen ehrenamtlich“, ist die Koordinatorin stolz. 22 Omas und Opas koordiniert sie. Fällt jemand aus, ist sie bereit einzuspringen. Der Großteil der Omas ist zwischen 60 und 70 Jahren. Viele betreuen bereits drei Familien. Wer passt zu wem? Bei der Auswahl und Vermittlung ihrer Leihomas und Leihopas geht sie nach dem Bauchgefühl vor. Bis jetzt hat es noch keine negative Rückmeldung gegeben. „Leider haben wir drei Familien in der Warteschleife, weil wir zu wenig Freiwillige haben“, erzählt Pletzer. Auch die Pandemie hat die Situation verschlechtert, sagt sie. „Die Bereitschaft für andere da zu sein, nahm erstaunlich schnell ab“, berichtet die Pinzgauerin. Bei einem Blick auf die vergangenen zehn Jahre stellt sie einen Rückgang an sozialem Engagement und Ehrenamt fest.
„Wir brauchen wieder eine Nächstenliebe-Offensive. Momentan ist sich jeder selbst der Nächste. Ich wünsche mir, dass sich das bald wieder ändert“, seufzt Eva Pletzer.
„Für eine Familie in Uttendorf bräuchte es dringend eine Wunschoma“, sorgt sie sich und verrät noch, was sie an ihrem Dienst am meisten schätzt: „Ich liebe die Ehrlichkeit der Kinder, das gemeinsame Entdecken und das einfache aber unverzichtbare Motto: Ich bin für euch da.“
Der Katholische Familienverband der Erzdiözese Salzburg sucht aktive und vertrauensvolle Seniorinnen und Senioren. Sie sollen gerne und regelmäßig Zeit mit Leihenkerln verbringen, ihnen vorlesen und mit ihnen zeichnen, spazierengehen, die Natur erkunden und vielleicht beim Lernen helfen.
Infos für Salzburg und das Tiroler Unterland: Rosemarie Forster, 0662/8047-1240, info-sbg@familie.at
Infos zum Wunschoma-Dienst im Pinzgau: Eva Pletzer, 0664/4988512, wunschoma@gmail.com
Autor:Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT |
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