Fastenzeit
Gutes aus dem Kloster
Schon in der Antike haben sich Pflanzenkundige die Wirkung von Kräutern zu Nutze gemacht. Was das mit Benedikt von Nursia zu tun hat und wie man im besten Fall ohne Tabletten durch die Grippesaison kommt, erklärt Heidemarie Friedberger.
Sind die Temperaturen niedrig, haben grippale Infekte Hochsaison. Im Winter hat so mancher Salzburger oder Tiroler mit einem rauen Hals, Schnupfen und Co. zu kämpfen. Doch was tun, wenn man nicht ständig zu Tabletten greifen will? Antworten auf diese Frage finden sich in den jahrhundertealten Klostergärten der Welt.Heidemarie Friedberger ist Spezialistin, wenn es darum geht, das ein oder andere Wehwehchen mit natürlichen Mitteln zu bekämpfen. Die Geschäftsführerin der Akademie für Naturheilkunde beschäftigt sich schon seit langem mit der Kunst, sich die Heilkräfte von Gottes Schöpfung zu Nutze zu machen.
Klöster: Antikes Wissen erweitert
„Begonnen hat alles mit Benedikt von Nursia“, erzählt die Kräuterkundige. Der Gründer des Benediktinerordens hatte es sich zur Aufgabe gemacht, mit seinen Brüdern für die Armen und Kranken da zu sein. Sie hätten das antike Wissen über Pflanzen und ihre Wirkungen in ihren Klöstern in die Praxis umgesetzt. Friedberger sagt: „Da war schon einiges an Wissen vorhanden, aber durch die eigene Erfahrung im Klostergarten, bei der Verarbeitung der Heilkräuter in der Klosterapotheke und schließlich in der Anwendung, konnten sie es ausbauen und verbessern. Ihre Erfahrungen haben sie wiederum eifrig niedergeschrieben.“Was Klosterheilkunde von der Schulmedizin unterscheidet? „Die moderne Medizin hat viel erreicht, ist aber immer spezialisierter geworden. Laborwerte werden als aussagekräftiger befunden, als den Menschen als Ganzes zu betrachten. Traditionelle Heilweisen und so auch die Klosterheilkunde denken den Menschen als ein Ganzes, in dem alles verbunden ist – Körper, Geist und Seele“, erklärt Heidemarie Friedberger.
Fachwissen alleine reicht nicht
Sie ist sich sicher: Die wichtigste Aufgabe eines Heilers war zu allen Zeiten, die Selbstheilungskräfte des Patienten zu aktivieren. „Wichtig ist, auf jeden Menschen individuell einzugehen – zu spüren, wo etwas nicht in Balance ist. Im Mittelalter nutzte man den Aderlass, aber auch Kräuter in Form von Tees, Tinkturen, Wickel und Räucherungen. Um den ‚inneren Meister‘ zu stärken brauchte es auch Zuwendung, Berührung, die Kraft des guten Wortes.“ In der christlichen Tradition wären das auch die Gebete und der tiefe Glaube an Gott gewesen. In anderen Kulturen spielten Zaubersprüche eine große Rolle, sagt die Spezialistin. Denn: Gesund werden ist nicht nur ein äußerer, sondern auch ein innerer Prozess.
Die Natur gibt viel her
Was hätte man bei der hl. Hildegard von Bingen, der bekannten Kräuterkundlerin, im Garten gefunden? „Vermutlich Wermut und andere Bitterstoff-Pflanzen. Sie tragen zur Reinigung der Leber bei und unterstützen Bauchspeicheldrüse und Darm. Außerdem Thymian. Er regt die Verdauung an und hilft bei Husten“, sagt Heidemarie Friedberger. Im Frühling brauche es aber gar keinen Klostergarten.
Die wilde Natur habe genug zu bieten: junge Blätter der Schafgarbe, Brennnessel, Vogelmiere, Bärlauch oder Löwenzahn. Sie reinigen, entgiften und stärken. Auch für jene, die sich gegen grippale Infekte und Co. stärken möchten, hat Friedberger eine Lösung: „Die Zistrose sieht nicht nur schön aus, sie stärkt auch das Immunsystem. Sie wächst zwar nicht bei uns, aber das Kloster Gut Aich in St. Gilgen bezieht sie von einem Partner-Kloster in südlicheren Gefilden.“
Autor:Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT |
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