Telefon-Betrugsmaschen
Betrüger ohne Skrupel
Ob Neffen-Trick oder Anrufe von falschen Kriminalbeamten – ihr einziges Ziel ist es, vorrangig ältere Menschen um das Ersparte zu bringen. Oft werden dabei die Einsamkeit und die Gutmütigkeit der Opfer ausgenutzt.
von Thomas Manhart
„Grüß dich, Tante Helene!“„Wer spricht denn da?“
„Kennst du mich nicht, Tante Helene?“
„Bist du der Johann aus München?“
„Ja genau, der bin ich.“
So oder ähnlich gehen Telefon-Trickbetrüger vor, um älteren Menschen den Namen eines Verwandten herauszulocken und ihnen anschließend vorzugaukeln, sie wären ein Familienmitglied. Ist erst ein Vertrauensverhältnis aufgebaut, folgt als nächster Schritt die Bitte um Geld, etwa um eine Wohnung in der Nähe zu kaufen (siehe „Neffen-/Nichten-Trick“). Ein Trumpf der Betrüger ist dabei die Einsamkeit vieler älterer Menschen. Das Opfer denkt sich: „Endlich rührt sich mein Neffe einmal und jetzt zieht er sogar nach Salzburg. Wenn ich ihm das Geld nicht gebe, mag er mich nicht mehr.“
Die Summen, die bei solchen Betrugsdelikten gefordert werden, sind hoch. „Bis zu 100.000 Euro“, berichtet Richard Wolf vom kriminalpolizeilichen Beratungsdienst der Stadt Salzburg. Hinzu komme die Gefahr psychischer Schäden, wenn man das mühsam Ersparte eines ganzen Berufslebens verloren hat. „Es gab schon Opfer, die nach solch einem Verlust nicht mehr leben wollten“, erzählt der Betrugsexperte.
Geldforderungen über das Telefon wird es von einer
öffentlichen Stelle nie geben.
Laut Statistik gehen die Fälle zwar zurück, da die 60plus-Generation gegenüber den gängigsten Tricks sensibler geworden ist, dennoch kommt es laut Richard Wolf immer wieder vor, dass große Summen übergeben werden: „Die Telefonisten arbeiten ganze Listen von Personen mit älter klingenden Vornamen ab. Und wenn bei tausend Anrufen nur einer reinfällt, ist das für die Täter schon ein Erfolg. Das ist organisierte Kriminalität. Unser Rat: Sofort auflegen, denn Geldforderungen über das Telefon wird es von einer öffentlichen Stelle nie geben.“
Eine Pensionistin, die Betrügern vor zwei Jahren 30.000 Euro ausgehändigt hat, ist Viktoria H. Sie wurde von einem falschen Kriminalbeamten angerufen und mit Behauptungen über unredliche Bankangestellte so unter Druck gesetzt, dass sie ihr Erspartes vom Konto abhob und nach Hause brachte. Danach fragte sie der falsche Polizist telefonisch nach den Seriennummern der Geldscheine und behauptete, es sei Falschgeld. Sie müsse alles in einer Tasche vor die Tür legen, damit es ein Beamter abholen könne, sonst mache sie sich strafbar.
Das Ersparte eines ganzen Lebens
„20 Jahre habe ich gespart und mir nichts geleistet, dann war alles weg. Ich weiß noch immer nicht, warum ich das gemacht habe“, sagt Viktoria H., „ich war wie gelähmt, wie hypnotisiert. Einer der Betrüger hat die ganze Zeit am Handy mit mir telefoniert und gesagt, ich darf nicht auflegen und mit niemand anderem darüber sprechen.“ Ein gängiges Ablenkungsmanöver, um zu verhindern, dass man vor der Übergabe des Geldes mit Dritten oder der Polizei spricht.
Die Betrüger arbeiten mit allen Tricks. Anton G. wurde vorgespielt, er müsse seine in Italien in einen Autounfall verwickelte Tochter mit 50.000 Euro Kaution vor dem Gefängnis bewahren. Eine kaum verständliche, schluchzende Frauenstimme am Telefon hielt er dann tatsächlich für seine Tochter. Doch aufmerksame Bankangestellte warnten ihn und er hob kein Geld vom Konto ab. Beim anschließenden Kontrollanruf meinte die Tochter nur: „Ich sitze beim Friseur und das Auto steht vor der Tür.“
Betrugsmaschen
Neffen-/Nichten-Trick:
Der Betrüger gibt sich als Neffe des Opfers aus und täuscht vor, er wolle in Salzburg eine Wohnung kaufen, um in der Nähe der/des (oft einsamen) Verwandten zu sein. Er sitze gerade beim Notar und habe das Geld nicht bei der Hand, deshalb müsse er sich rasch eine hohe Summe leihen. Auch als Nichten-Trick möglich.
Microsoft-Trick (tech support scam):
Der Betrüger gibt sich als Computer-Experte aus und warnt den Angerufenen vor einem Virus auf seinem Endgerät. Unter dem Vorwand, er müsse eine „Fernwartung“ machen, bringt er das Opfer dazu, eine entsprechende Software (z. B. TeamViewer) herunterzuladen. So kommt er an Passwörter und Zugangsdaten und kann auf Konten des Opfers zugreifen.
Falscher Kriminalbeamter:
Der Betrüger gibt sich als Polizei- oder Kriminalbeamter aus. Variante A: In der Wohngegend des Angerufenen sei ein Einbrecher festgenommen worden, der den Namen des Opfers notiert habe. Falls man Wertsachen zu Hause habe, solle man diese zur Sicherheitsverwahrung im Polizeitresor einem (natürlich falschen) Beamten übergeben. Variante B: Die Tochter habe einen Verkehrsunfall mit hohem Sachschaden verursacht und man müsse eine Kaution überweisen, damit sie nicht ins Gefängnis kommt.
Autor:Ingrid Burgstaller aus Salzburg & Tiroler Teil | RUPERTUSBLATT |
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