Florianisingen

Oh, du lieber heil’ger Florian

Ein bis zwei Tage vor dem Gedenktag des heiligen Florian am 4. Mai ziehen in manchen Regionen Unterkärntens Männer und Frauen von Haus zu Haus, um den Menschen Segen und Schutz vor „Feuer und Hagel“ zu überbringen – dies mit einem Lied zu Ehren des Heiligen.

von Carina Müller

Florian von Lorch diente um das Jahr 300 als Offizier im römischen Heer in Lauriacum (heute Lorch bei Enns). Der Statthalter befahl ihm, ein Opfer an die heidnischen Götter zu geben. Lieber als das zu tun, nahm er die Folter und den Tod in Kauf. Schließlich wurde er in der Enns ertränkt. Sein Bezug zum Wasser und die Legende, er habe als Junge einen Hausbrand gelöscht, ließen Florian zum Schutzheiligen gegen alle Gefahren des Wassers und Feuers werden. Seinem Schutz unterstehen auch die Berufe der Töpfer, Schmiede, Rauchfangkehrer und Feuerwehrleute. Noch heute bittet man ihn um Schutz für Hab und Gut.

Alte Bräuche weiterführen
So wird in manchen Regionen Unterkärntens für den Schutz gesungen. Das traditionelle „Floriani- singen“ ist ein alter Brauch, welcher durch die katholische Reformation der Jesuiten entstand. Junge, ledige Männer gingen von Haus zu Haus, um gegen Schmalz und Eier den Segen des hl. Florian zu überbringen. In Kühnsdorf wird der Brauch unter anderem von der örtlichen Feuerwehr weitergeführt. Emil Kolenik organisiert seit Jahren das Florianisingen der Freiwilligen Feuerwehr. Er erzählt: „In Kühnsdorf war das früher der Brauch von den Sänger:innen des gemischten Chores, des MGV und des Volksliedchores. Das ist aber so schön langsam eingeschlafen. Nach langem Zusammensitzen und Diskutieren haben wir uns vor 10 Jahren erstmals entschlossen, das damals verwaiste Gebiet zu übernehmen. Als sich die anderen Vereine mit der Zeit zurückzogen, übernahmen wir nach und nach mehr.“

In der Region Bleiburg hingegen hat sich ein Chor der Erhaltung des Brauches angenommen. An den zwei Abenden vor dem Florianitag singt der MGV Petzen/Loibach in 16 verschiedenen Orten und überbringt den Einwohner:innen Segen und Schutz in deutscher und slowenischer Sprache. Chorleiter Norbert Haimburger berichtet: „Wir sind nächstes Jahr 40 Jahre als Florianisänger unterwegs. Auf Grund der Größe des Gebietes haben wir vor bald 20 Jahren entschieden, an zwei Tagen zu singen. Vor allem, weil das die Leute sehr schätzen, wenn wir vorbeikommen. Sie freuen sich.“

Schutz vor Hagel und Feuer
Kurz vor der Abenddämmerung geht es für die Florianisänger:innen auch los. Aufgeteilt in Gruppen von fünf oder sechs Sänger:innen ziehen sie von Haus zu Haus und singen das Florianilied (Text siehe Bild).
„Das Florianisingen ist ursprünglich ein ‚Bring-Brauch‘. Das heißt, die Sänger:innen, die von Haus zu Haus gehen, treten nicht in das Haus ein, sondern singen davor. Die Besitzer:innen dieses Hauses empfangen sie draußen mit den traditionellen Gaben: Eier und Schmalz – heute auch finanzielle Mittel. Dafür bringt man der Familie den Segen des heiligen Florian“, so Emil Kolenik von der Feuerwehr Kühnsdorf.

Der MGV Petzen/Loibach bringt noch zusätzlich zum Segensgesang ein kleines Kreuz für die Einwohner:innen mit: „Jedes Haus bekommt von uns ein Kreuz, gemacht aus den gesegneten Palmbuschen des heurigen Jahres. Dazu bindet jedes Chormitglied einen Zusatzpalmbuschen, der nur diesem Zweck dient. Die Leute stecken dieses Kreuz z. B. in den Garten. Viele, die einen Hof haben, hängen es auf die Stalltüre. Bei manchen hängen schon 30 Kreuze. Das Schöne an dieser Sache ist, dass wir diese Kreuze gemeinsam im Männerchor bei der letzten Probe vor dem Florianisingen machen“, so Haimburger.
Nachdem Gesang gegen Eier getauscht wurde, lassen es sich die meisten Hausherren und Hausdamen nicht nehmen, die fleißigen Sänger:innen auf eine kleine Jause, ein Glaserl Bier oder einen Schluck Wein einzuladen.

Eierspeis und Schnetize
Schon in der Nacht vom 3. auf den 4. Mai werden einige der gesammelten Eier verarbeitet. Gregor Zikulnig, Zugskommandant bei der FF Kühnsdorf, erzählt: „Die gesammelten Eier werden zu unserem Kirchenwirt gebracht. Dort gibt es, wenn wir fertig sind, Eierspeis – das ist um etwa 3-4 Uhr. Die restlichen Eier werden bei der Florianimesse am folgenden Sonntag zu ‚Schnetize‘ (Floriani-Schnitten) verarbeitet und serviert. ‚Schnetize‘ ist in aufgeschlagenen Eiern getränktes Weißbrot, welches in Fett (Schmalz) herausgebacken wird.“ Es ist beiden Vereinen sehr wichtig, den Brauch weiterzuführen: „Als es in der Coronazeit nicht möglich war, von Haus zu Haus zu gehen, haben wir Karten drucken lassen, mit einem Bild vom hl. Florian. Diese haben wir mit dem Kreuz in die Briefkästen geworfen“, so Chorleiter Haimburger.
Kommandant der FF Kühnsdorf, Michael Kodal, bedankt sich bei seiner Mannschaft: „Es ist wichtig, diesen alten Brauch aufrecht zu erhalten. Gott sei Dank melden sich jedes Jahr genug Kamerad:innen, die den Segen des hl. Florian durch unsere Ortschaft tragen.“

Veranstaltungstipps zum hl. Florian
Feuerwehrwallfahrt von der Pfarrkirche Obermillstatt nach Maria Bichl mit hl. Messe um 9.30 Uhr – am 4. Mai um 5 bis 10.30 Uhr
Floriani-Bittamt: Feier zu Ehren des Kirchenpatrons in der Pfarrkirche St. Florian in Viktring – am 4. Mai um 7.30 bis 8.45 Uhr. Mit Florianiprozession vom Friedhofsvorplatz Stein zur Pfarrkirche und Floriani-Bittamt. Danach Agape mit Floriani-Schnitten.