Handwerkskunst Krippe
Krippenbau verbindet Alt und Jung

Eine neue Krippe mit Geschichte – der Kirche Alt-St. Leonhard nachempfunden.  | Foto: Foto: Carina Müller
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  • Eine neue Krippe mit Geschichte – der Kirche Alt-St. Leonhard nachempfunden.
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Seit Jahrhunderten ist das Aufstellen von Krippen zu Weihnachten alte Tradition. Die Handwerkskunst des Krippenbaus wird dabei oft von Generation zu Generation weitergegeben. Die Krippenfreunde Villach bauten dieses Jahr eine ganz besondere Krippe, die etwas Verlorenes wieder zurückbringen soll.
von Carina Müller

Endlich ist es so weit – Weihnachten steht vor der Tür. Der Christbaum ist bunt geschmückt, alle vier Kerzen am Adventkranz brennen und die Weihnachtskrippe wird aufgestellt. Für viele ist die Krippe nur in den Wochen vor Weihnachten ein Thema – natürlich, das ist auch die Zeit, in der ihr die meiste Aufmerksamkeit geschenkt wird. Doch vor allem der Bau von einzigartigen Krippen wird immer populärer und es bilden sich mehr und mehr Vereine, die die Kunst des Krippenbaus das ganze Jahr über weitergeben – darunter die Krippenfreunde Villach.

Zusammen eine Krippe bauen
In der Krippenbauwerkstatt im Pfarrhaus der Kirche „Zur Heiligsten Dreifaltigkeit“ in Villach-Völkendorf geht es das ganze Jahr über rund. Bereits im Frühjahr und Sommer werden die ersten Materialien für den Krippenbau gesammelt. Im Herbst beginnt man schließlich mit den ersten Bauten. Mehrere Kurse werden übers Jahr verteilt angeboten. Das Ziel ist die Pflege sowie die Förderung von Krippen und Heiligen Gräber auf religiöser, künstlerischer und volkskundlicher Grundlage. Erich Körbler, Obmann der Krippenfreunde Villach, erzählt: „Die Krippenfreunde Villach wurden im Jahr 1995 mit etwa 20 Mitgliedern gegründet. Mittlerweile sind wir auf 100 Mitglieder angewachsen und versuchen, den Leuten das alte Handwerk des Krippenbaus beizubringen.“ Laut Körbler stellt man sich den Bau einer Krippe oft schwerer vor, als er wirklich ist: „Es ist eigentlich eine einfache Bauweise. Man beginnt mit dem Aufbau. Anschließend baut man den Dachstuhl und die Dachlatte. Das Dach wird mit Schindeln gedeckt, diese kleben wir selbst. Wir bauen in etwa drei Stunden die Woche für zwei Monate an einer Krippe. Wichtig ist uns, dass jeder eine schöne Krippe mit nach Hause nimmt. Es macht auch nichts, wenn dafür ein paar Stunden mehr gebraucht werden.“ Um einen solchen Krippenbaukurs durchführen zu können, muss man zumindest die Ausbildung zum Krippenbau-Kursleiter absolvieren oder wie Körbler ein Krippenbaumeister sein. Mittlerweile kann man diese Ausbildung auch in Feldkirchen machen. Für Nachwuchs ist zumindest bei den Krippenfreunden Villach bereits gesorgt: „Es ist mir wichtig, den Krippenbau an meine Enkel weiterzugeben und ihnen eine Freude daran zu vermitteln“, so Körbler. Das ist ihm auch gelungen. Mit strahlenden Augen erzählt sein Enkel Jakob, 13, von seinen bisherigen Krippenbau-Erfahrungen: „Mir gefällt das Krippenbauen sehr gut. Ich habe alles vom Opa gelernt und bin bei fast allen Kursen dabei. Momentan habe ich drei Krippen am Laufen.“

Die Ruine Alt-St. Leonhard
Neben den Kursen nahm sich Erich Körbler dieses Jahr einem weiteren großen Projekt an – das Bauen einer Krippe nach dem Vorbild der einstigen Kirche mit Hospiz im Loibltal. Die mittelalterliche Kirche Alt-St. Leonhard wurde erstmals 1207 urkundlich erwähnt. Leider hatte die Kirche mit Pfarrhof und Hospiz eine ungünstige Lage in der Nähe der Berge. Die Gebäude wurden im Winter teils starken Lawinen ausgesetzt und in Folge im Jahr 1899 abgetragen. Die Idee, die Krippe nach der Alt-St. Leonharder Kirche zu gestalten, hatte Loibltaler Mesner Stefan Malle: „Vor ungefähr zwei Jahren wurde ich gefragt, ob wir denn keine Krippe haben. Wir hatten schon welche, aber die, die wir gehabt haben, waren sehr renovierungsbedürftig, und ich habe mir gedacht, dass es recht wäre, eine neue anzufertigen. Diese sollte auch ins Tal passen, und durch den geschichtlichen Hintergrund bin ich auf die Idee gekommen, die Kirche Alt-St. Leonhard als Krippe zu rekreieren.“ Der Bau der heimatlichen Krippe hat ungefähr 200 Stunden gedauert und wurde von Stichen des Laibacher Museums nachgebaut. Es brauchte drei Mitglieder der Krippenfreunde Villach, um die Krippe fertigzustellen. Den Hintergrund malte Werner Sabernig, die Krippe baute Erich Körbler und die Botanik und Fassung übernahmen Körbler und Charlie Hofer zusammen. „Mit dem Bau der Krippe haben wir im Frühjahr begonnen. Normalerweise baue ich eine Krippe immer frei – heimatlich oder orientalisch. Bei dieser Krippe habe ich aber wirklich etwas nachgebildet, was einmal schon da gewesen ist. Wir haben versucht, die Gebäude sowie den Hintergrund genau nachzubilden. Das einzige, was von den Gebäuden heute noch steht, ist das Kreuz. Dieses haben wir auch nachgebildet und haben sogar Originalsteine der ehemaligen Kirche mit eingebaut“, so Körbler.

Eine Krippe fürs Loibltal
Am 4. Adventsonntag wurde die neue Krippe schlussendlich der Öffentlichkeit präsentiert. Im Rahmen einer Messe in der Pfarrkirche im Loibltal segnete Provisor Josef Markowitz die neue Krippe: „Es passt, glaube ich, sehr schön, dass auch die alte Kirche jetzt ihre Heimat hier im Zuge der Krippe gefunden hat. Das passt auch heute am 4. Adventsonntag – die Heilige Familie ist auf der Herbergssuche und hat ihren Platz gefunden“, so Markowitz. Musikalisch umrahmt wurde der Gottesdienst von der Familie Oraže. Nach der Messe wurde vor der verschneiten Kirche verweilt und zu Tee und Reindling eingeladen.

Information 
Die Krippenfreunde Villach bezwecken die Pflege sowie die Förderung der Krippen und Heiligen Gräber auf religiöser, künstlerischer und volkskundlicher Grundlage. Der Verein veranstaltet mehrmals im Jahr Krippenbaukurse im Pfarrhaus der Kirche „Zur Heiligsten Dreifaltigkeit“ in Villach. Nähere Informationen dazu bei Obmann Erich Körbler unter 0664/4315568 und unter www.krippenfreunde-villach.at

Autor:

Sonntag Redaktion aus Kärnten | Sonntag

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