Welthaus: Bewusster Umgang mit Lebensmitteln
Essen mit gutem Gewissen
Ein Drittel oder 1,3 Mrd. Tonnen aller Lebensmittel landet im Müll. Die Corona-Pandemie hat dies noch verschärft. Wie bewusster mit Nahrung umgehen? Das Welthaus der Diözese Gurk-Klagenfurt startete das Projekt „Unser Essen. Unsere Zukunft. Woher unsere Lebensmittel kommen und was sie uns wert sind.“
von Katja Schöffmann
„In Wien wird täglich jene Menge an Brot als Retourware vernichtet, mit der die zweitgrößte Stadt Österreichs, das ist Graz, versorgt werden kann.“ Ein wachrüttelndes Zitat aus dem Kinofilm „We feed the World“ (2005). Einen Schritt in Richtung Bewusstseinsbildung setzen neben vielen anderen das Welthaus der Diözese Gurk-Klagenfurt und der SozialMarkt Kärnten.
Der SozialMarkt hilft zweierlei
Die Pandemie hat die Lebensmittelverschwendung noch verstärkt. In Zeiten des Coronavirus wird viel mehr weggeworfen. Menschen kochen mehr selbst, und es fällt mehr Verpackung von Lieferdiensten an. Olivia Herzog von WWF Österreich schätzt: „Wir gehen davon aus, dass 2020 ca. 30 Prozent mehr Abfälle im Biomüll landeten.“
Vielen in Klagenfurt bekannt sein dürften die zwei Standorte des SozialMarktes Kärnten in der Stadt (Kaufmanngasse 3 und Kanaltalerstraße 19). Unter der Leitung von Geschäftsführerin Liselotte Suette wird seit 20 Jahren einkommensschwachen Menschen zu günstigen Lebensmitteln verholfen. Andererseits wird der Verschwendung von Nahrung entgegengewirkt. Montag bis Freitag von 8 bis 12 Uhr kann unter bestimmten Voraussetzungen in den Läden in Klagenfurt und in Villach, Spittal/Drau, Wolfsberg und St. Veit/Glan zu 1/3 vom Diskontpreis eingekauft werden. Infos unter Tel. 0463/590 146-1, E-Mail: mail@sozialmarkt-kaernten.at und auf www.sozialmarkt-kaernten.at.
Die Sache mit dem Datum
In jedem österreichischen Haushalt enden jährlich bis zu 133 Kilogramm an genussfähigen Lebensmitteln im Wert von 250 bis 800 Euro im Müll. „Die Lebensmittel, die wir in Europa und Nordamerika wegwerfen, würden ausreichen, um die Hungernden der Welt dreimal zu ernähren“, heißt es im Film „Taste the waste“ (2011). Einer der vielen Gründe: Es gibt zwei Arten von Datumsangaben am Produkt. Das Mindesthaltbarkeitsdatum (MHD) wird fälschlicherweise als „Ablaufdatum“ bezeichnet. Das führt in die Irre. Das „Verbrauchsdatum“ gilt bei leicht verderblichen Speisen wie Fleisch oder Fisch. Ein Konsum nach diesem Datum kann gesundheitsschädlich oder sogar gefährlich sein.
Unser Essen. Unsere Zukunft.
Das Welthaus der Diözese Gurk-Klagenfurt steht für einen weltoffenen Blick. „Wir beschäftigen uns mit globalen Themen, blicken über den Tellerrand hinaus. Wir stellen die Frage: ‚Was hat unser aller Konsumverhalten mit globalen Zusammenhängen zu tun?‘“, erklärt Leiterin Silvia Mödritscher.
Sie erwähnt Corona: „Derzeit bieten wir unsere Veranstaltungen nur online an. Die junge Generation ist eine unserer Zielgruppen.“ Schüler sollen „reflektieren und kritisch hinterfragen, was das mit mir selbst zu tun hat. Schüler haben das Leben noch vor sich“, erklärt sie. Das Team vom Welthaus will mit verschiedenen Projekten zeigen, „dass wir nicht nur in Kärnten zu Hause sind, sondern auf unserer einen Welt gemeinsam unterwegs sind“.
Im Rahmen von „Begegnung mit Gästen“, einem österreichischen Projekt, geht es heuer um Lebensmittel. Mödritscher: „Es machen die Welthäuser Graz, Klagenfurt, Wien, St. Pölten, Linz und Innsbruck mit. Jedes Jahr laden wir Gäste aus dem globalen Süden nach Österreich ein. Diese machen einen Themen-Workshop. Sie sind jede Woche in einer anderen Diözese unterwegs. Wegen Corona geht das heuer nicht.“
Mit der Aktion „Unser Essen. Unsere Zukunft“ werden Schüler ab der 9. Schulstufe für das Thema „Landwirtschaft“ sensibilisiert. Mödritscher freut es, „dass das Naturhistorische Museum in Wien die Ausstellung ‚Ablaufdatum – wenn aus Lebensmitteln Müll wird‘ anbietet. Eine Kollegin des Welthauses Wien hat uns gefragt, ob wir eine Kooperation machen wollen. Das Museum bewirbt unser Projekt auf dem Blog.“
Für die teilnehmenden Lehrer und Schüler gibt es zur Vor- und Nachbereitung ein kleines Workshop-Paket. „Uns ist es wichtig, dass es nicht nur ein Vortrag, sondern interkativ ist“, bekräftigt Mödritscher. Im Nachhinein gibt es Kurzauszüge aus den Vorträgen für die Schüler.
Dem Welthaus geht es um „Bewusstseinsbildung“. Wie werden Lebensmittel hergestellt, wo kommen sie her, welche Transportwege gibt es? Das sind wichtige Fragen.“ Die Kinder lernen u. a., dass „in Senegal die Überschussware aus Europa billigst am dortigen Markt verkauft wird. Die eigene Ware im Land ist zu teuer“, erzählt Mödritscher.
Im Oktober werden die drei Vorträge auch für die breite Öffentlichkeit, also auch für Erwachsene, angeboten. Es gibt dabei immer eine Spontanübersetzung für Französisch (Senegal) und Spanisch (Argentinien). Termine siehe unten. Für Mödritscher ist es wichtig, dass sich Schüler in Kleingruppen austauschen und überlegen: „Was kann mein persönlicher Beitrag sein? Wie können wir gemeinsam Schritte gehen, um Lebensmittel mehr wertzuschätzen?“
Das Welthaus ist davon überzeugt, dass jeder einzelne Mensch mithelfen kann, unseren Planeten zu schützen und seine Ressourcen zu achten: „Viele kleine Wassertropfen machen auch irgendwann einen See“, so Mödritscher.
Die drei Termine der Videochatreihe „Unser Essen. Unsere Zukunft“ für Schüler für Herbst 2021: 5. Oktober, 17 Uhr: „Österreich – Auf den Teller statt in die Tonne!“; 12. Oktober, 14 Uhr: „Argentinien – Vom Acker auf den lokalen Teller“ und 19. Oktober, 14 Uhr: „Senegal – Genug am Teller trotz Klimakrise?“
Anmeldung bei Silvia Mödritscher, Tel. 0676/8772-2625 oder auch per
E-Mail: silvia.moedritscher@kath-kirche-kaernten.at,
Informationen: www.welthaus.at
Autor:Gerald Heschl aus Kärnten | Sonntag |
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