Kommentar: Die Kirche & ich
Schillers Räuber und der Messritus

Man muss nicht versuchen, mehr vom Messe-Feiern zu verstehen als die Gesamtheit der Kirche, mit dem Papst und den Bischöfen an der Spitze. Das gilt, denke ich, genauso für die Pfarre in Hintertupfing am Forst wie für die Traditionalistengemeinde in der Krypta zu St. Pius. | Foto: Pixabay
  • Man muss nicht versuchen, mehr vom Messe-Feiern zu verstehen als die Gesamtheit der Kirche, mit dem Papst und den Bischöfen an der Spitze. Das gilt, denke ich, genauso für die Pfarre in Hintertupfing am Forst wie für die Traditionalistengemeinde in der Krypta zu St. Pius.
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Die Frage, ob es gut war, dass Papst Franziskus die Zulassung der alten, tridentinischen Messform nun wieder stark einschränkt, sollen Berufenere als ich entscheiden.

Ich selber habe kein Naheverhältnis zu diesem vier Jahrhunderte lang üblichen Messritus. In den vergangenen 50 Jahren habe ich zweimal eine tridentinische Messe mitgefeiert – und es hat mich nicht angesprochen. Aber ich habe Freunde, die darin ein spirituelles Zuhause gefunden haben, und ich weiß, dass sie leiden werden.

Ich sehe aber auch, dass der Papst Recht hat, wenn er meint, dass die Pflege der tridentinischen Messe oft den Rahmen bildet für eine Geisteshaltung, die diese Messform für die „einzig wahre“ erklärt und sich selber für das „eigentliche Katholischsein“. So etwas tut der Gemeinschaft der Kirche tatsächlich nicht gut.

Ich begegne immer wieder auch Menschen, die an der „alten“ Messe bloß schätzen, dass sie ohne selbstgestaltete Zusätze auskommt, sozusagen ganz „pur“ gefeiert wird. Und da ist es vielleicht gut, Papst Franziskus zu zitieren, der in seinem jüngsten apostolischen Schreiben die Bischöfe ermahnt, „wachsam zu sein, dass jegliche Liturgie in Würde und in Treue zu den liturgischen Büchern gefeiert wird – ohne Exzentrisches, das leicht zum Missbruch degenieren kann.“

Mir fällt zu manchen Gottesdiensten das Wort Egon Friedells ein, der einmal zu einer vom Regisseur kräftig umgebauten Inszenierung der „Räuber“ gemeint hat: „Man muss nicht versuchen, mehr vom Theater zu verstehen als Schiller.“

Man muss auch nicht versuchen, mehr vom Messe-Feiern zu verstehen als die Gesamtheit der Kirche, mit dem Papst und den Bischöfen an der Spitze. Das gilt, denke ich, genauso für die Pfarre in Hintertupfing am Forst wie für die Traditionalistengemeinde in der Krypta zu St. Pius.

Autor:

Michael Prüller aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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