Zeit für den Hirtenhund
Mittendrin: (M)Ein Loblied auf verunsicherte Pfarren

Foto: David Kassl

Uschi, Martina und Werner sind es. Kardinal Schönborn und die anderen Bischöfe natürlich auch. Nein, es geht ausnahmsweise nicht um irgendeine unappetitliche politische Enthüllung, sondern sie sind alle „mittendrin“ – „in Familienthemen“, „in der Auseinandersetzung mit dem Glauben“, „in Entwicklung von Projekten“. So professionell die Kampagne für die Pfarrgemeinderatswahlen am 20. März auch aufgezogen ist, so „bazwoach“ kommen die Slogans daher, mit denen die katholischen Wahlmuffel­Innen an die Urnen gelockt werden sollen. Wahlmuffel ist übrigens keine Übertreibung: Bei einer Wahlbeteiligung von zuletzt knapp mehr als 20 Prozent hat Peter Filzmaier die demokratische Legitimität der Pfarrgemeinderäte zuletzt noch fast wohlmeinend als „sehr geschwächt“ bezeichnet.

Dabei ist der Slogan „mittendrin“ von fast prophetischer Aktualität: Denn immer mehr Pfarren engagieren sich in der Hilfe für Flüchtlinge aus der Ukraine. Mittendrin im Leben – das bedeutet im März 2022 vor allem: mittendrin in den Krisen, die das Leben schreibt. Die Caritas müht sich über ihr großes Netzwerk redlich, weiterhin vor Ort im Kriegsgebiet zu helfen. Und hierzulande mühen sich Privatpersonen ebenso redlich, mit Spenden und Wohnraumangebot Menschen beizustehen und aufzunehmen. 4.000 kommen täglich aus der Ukraine an.

Der Kitt der tätigen Solidarität
Vor wenigen Wochen noch las man aus alter, weißer, wütender Hand in einer Tageszeitung zur gschmackigen Frage „Ist das Christentum mit Politik zu retten?“ eine Abrechnung mit der „Kirche als neue Umwelt-, Sozial- und Genderreligion“. Mittendrin im Feuilleton-Blablubb und doch weit weg von der Realität, in der Uschi, Martina, Werner in ihren Pfarren stehen. Wenn ich daher als Agentur „Wauzi-PR“ meinen Pfarren einen Tipp geben dürfte: Erzählt auf den letzten Metern bis zur Wahl genau diese Geschichten. Von euch mitten im Leben, das vom Kitt der tätigen Solidarität zusammengehalten wird. Und vielleicht findet ihr ja dann nicht nur noch mehr so dringend benötigte Quartiere, sondern auch die Antwort auf die schmerzende Frage, wofür ihr eigentlich noch da seid. Genau dazu.

Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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