Kardinal Schönborn stellt klar
„Niemand soll wegen Corona auf der Strecke bleiben“
Die Erzdiözese Wien weitet die Hilfe für Corona-Härtefälle aus. Dies hat der Wiener Erzbischof Kardinal Christoph Schönborn am Donnerstag, 2. April, bekanntgegeben: „In unserem Umfeld sind viele Menschen in schwere wirtschaftliche Bedrängnisse geraten. Alle Beitragsstellen, Schulen, Kindergärten usw. der Erzdiözese sind angewiesen, Einzelfall-Lösungen mit Menschen zu finden, die durch Corona in Schwierigkeiten geraten sind.“ Das betrifft etwa Kirchenbeiträge, Wohnungs-, Büro- und Geschäftslokal-Mieten sowie Elternbeiträge in diözesanen Schulen und Kindergärten.
Betreuung sensibler Gruppen ausgeweitet
Gleichzeitig weitet die Erzdiözese ihr Engagement im sozialen Bereich weiter aus: „Corona darf nicht dazu führen, dass arme, einsame oder bedürftige Menschen auf der Strecke bleiben.“ Daher helfen die österreichischen Diözesen, wie am Sonntag angekündigt, mit 1 Million Euro, die die Caritas für Corona-Hilfsprojekte im Inland einsetzt. Schönborn: „Menschen am Rande der Gesellschaft haben es jetzt besonders schwer, etwa Obdachlose, die kein Zuhause haben, in dem sie die Krise durchstehen können. Oder Haftentlassene, die sich noch nicht wieder eine Existenz aufbauen konnten.“ Auch viele Menschen, die durch die Krise arbeitslos geworden sind, seien nun in ihrer Existenz gefährdet und würden von der Caritas der Erzdiözese Wien unterstützt. An diesem Engagement seien viele Pfarren unmittelbar vor Ort beteiligt.
Dazu kommen aber auch andere gefährdete Gruppen, um die sich die Kirche jetzt noch mehr kümmern muss. So hat etwa die St. Elisabethstiftung der Erzdiözese Wien, die sich um Frauen in Not und Schwangere annimmt, ihr Betreuungsangebot in der Corona-Krise ausgebaut, da sich die Fälle häuslicher Gewalt mehren. Auch die Telefonseelsorge – ein gemeinsames Projekt mit der Evangelischen Kirche – fährt derzeit mit doppelter Besetzung. Die Katholische Hochschulgemeinde hat die Betreuung von in Wien gestrandeten ausländischen Studenten übernommen. Die Familienberatungsstellen arbeiten mit Hochdruck, ebenso die Hilfe für Alleinerziehende und die Schulpsychologen der katholischen Schulen. Besonders herausgefordert sind die Krankenhaus-Seelsorge und die Seelsorge in Alten- und Pflegeheimen.
Schönborn: „Auch unsere Pfarren sind durch die Situation besonders gefordert: Weil keine öffentlichen Gottesdienste und keine sonstigen Versammlungen stattfinden dürfen, bemühen sich die Pfarren, auf anderen Wegen die seelische Grundversorgung und die Tragfähigkeit des sozialen Netzes in den Gemeinden aufrechtzuerhalten.“
Steigende Ausgaben, sinkende Einnahmen
Schönborn verwies gleichzeitig auf die angespannte Finanzlage der Kirche, bei der derzeit den steigenden Ausgaben sinkende Erlöse gegenüberstehen: „Wir erwarten bei unseren Einnahmen aufgrund der beginnenden Rezession deutliche Einbußen. Das setzt uns finanziell unter Druck. Wir wollen aber jeden einzelnen Arbeitsplatz halten. Außerdem wollen wir als wichtiger Auftraggeber für viele Klein- und Mittelbetriebe aus verschiedenen Bereichen auch in der Krise ein verlässlicher Partner sein.“
Trotzdem versuche man zu entlasten, wo es möglich sei. So haben etwa die 21 Schulen der Schulstiftung der Erzdiözese in einem ersten Schritt die Kosten für die Nachmittagsbetreuung von Schülerinnen und Schülern zur Gänze selber übernommen, um die Eltern zu entlasten und gleichzeitig die Arbeitsplätze zu sichern.
Treue der Kirchenmitglieder hilft Not vermeiden
Da das Kirchenvermögen hauptsächlich aus denkmalgeschützten Gebäuden und land- und forstwirtschaftlichen Flächen bestehe, sei es zwar langfristig eine gute Absicherung, bringe aber in Krisenzeiten keine schnelle Entlastung. Außerdem diene es der Altersversorgung der Priester, die ja keine staatliche Pension erhalten. Kardinal Schönborn bedankte sich bei allen Kirchenmitgliedern für ihre Beitragstreue, die nun der Hauptfaktor ist, größere wirtschaftliche Not zu verhindern. Kardinal Schönborn: „Es wird nicht einfach. Doch der Patron Wiens, der Heilige Klemens Maria Hofbauer hat uns ein Wort hinterlassen, an das wir uns halten: Nur Mut, Gott lenkt alles.“
Die Erzdiözese Wien hat ein Jahresbudget von rund 135 Mio. Euro, das zu drei Viertel aus den Kirchenbeiträgen gespeist wird. Damit finanziert die Erzdiözese einen beträchtlichen Teil der Seelsorge- und Sozialarbeit von 627 Pfarren, weiters die Seelsorge für spezielle Gruppen wie Polizei- oder Gefangenenseelsorge, dazu soziale Initiativen und die Kosten von rund 1000 Gebäuden, deren Erhaltung durch den Denkmalschutz vorgeschrieben ist. Der Großteil der Ausgaben der Erzdiözese entfällt dabei auf Personalkosten für rund 1500 Mitarbeiter – darunter rund 700 aktive Priester und 150 PastoralassistentInnen. Als nicht gewinnorientierte Körperschaft bilanziert die Erzdiözese Wien regelmäßig ausgeglichen.
Folgende Krisendienste bietet die Erzdiözese Wien an:
Telefonseelsorge: 142
Anliegentelefon: 01 51552 6120
Elisabethstiftung (Frauen in Not, Schwangere, häusliche Gewalt):
01 54 55 222 10, beratung@edw.or.at
Familienberatungsstellen: 0676 668 89 02
Hilfe für Alleinerziehende: 01 51552 3343
Schulpsychologen: 01 3949009
Krankenhausseelsorge: 0664 5155220
Seniorentelefon: 0664 8243631
Autor:Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.