Osterbotschaft von Kardinal Schönborn
„Kein Ostern ohne das Kreuz“

Kardinal Schönborn: "Ich wünsche  Ihnen allen, wie immer Ihre Situation jetzt sein mag, eine tiefe und neue Erfahrung, dass im Kreuz Heil ist und dass das Kreuz das Tor zur Auferstehung und zum Leben ist." | Foto: Paul Wuthe/Kathpress
  • Kardinal Schönborn: "Ich wünsche Ihnen allen, wie immer Ihre Situation jetzt sein mag, eine tiefe und neue Erfahrung, dass im Kreuz Heil ist und dass das Kreuz das Tor zur Auferstehung und zum Leben ist."
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Liebe Leserinnen und Leser des SONNTAG!

In meinem nun schon langen Leben habe ich noch nie ein solches Ostern erlebt. Wir stehen alle etwas fassungslos vor dem, was sich nicht nur in Österreich, sondern auf der ganzen Welt abspielt. Mitten in dieser weltweiten Corona-Krise kommt auf uns die Botschaft zu, die wir als Christen durch das Osterfest empfangen. Was ist der Kern dieser Botschaft in diesem Jahr? Befreit oder entblößt von allen Äußerlichkeiten, die wir sonst in unserem Alltag pflegen und die auch kostbar sind wie das Zusammensein der Familien, das feierliche Essen und die Freude am schönen Wetter, die Freude an den Osterferien. Alles das tritt zurück hinter dem einen großen Thema: Was ist der Sinn von Ostern?

Im Herzen dieses Festes steht das Kreuz. Scheinbar das Sinnloseste, das Schrecklichste und Grausamste, was man sich vorstellen kann. Ein Mensch unter äußersten Qualen am Kreuz sterbend, und von diesem Menschen nehmen wir an, dass er der Sohn Gottes ist, bekennen wir, dass er der Erlöser ist. Diesen Tod hat er nicht einfach zwangsweise erlitten, sondern freiwillig auf sich genommen. Und wir glauben, dass durch diesen Tod der Tod besiegt worden ist. Wir glauben, dass dieser Tod die Befreiung von der Angst vor dem Tod ist. Wir glauben, dass dieser Tod die große Versöhnung ist. Gott hat die Welt so sehr geliebt, dass er seinen Sohn für sie hingegeben hat, damit jeder, der an ihn glaubt, das Leben hat.

Zu Ostern gehört unabdingbar das Kreuz und das Kreuz erfahren wir in dieser Krisenzeit in ganz dramatischer und auch viele direkt betreffender Weise. Kreuz der Sorgen der Arbeitslosigkeit, Kreuz der Sorgen um die Zukunft, Kreuz der Schwierigkeiten in der Familie. Und doch sagt uns der Glaube, dass dieses Kreuz das Zeichen des Heils ist. Das angenommene Leid, das geteilte Leid, wird zu einer Quelle der Verbundenheit, die viele in diesen Tagen erleben, verbunden in den Schwierigkeiten, verbunden im Bewusstsein, dass wir nur gemeinsam durch diese Krise kommen können. Und so zeichnet sich im Kreuz schon das ab, was das Ziel des Osterfestes ist: der Ostermorgen, die Auferstehung, das neue und nie mehr zerstörbare Leben. Aber es gibt den Ostermorgen nicht ohne das Kreuz und das Kreuz macht keinen Sinn ohne den Ostermorgen. Kreuz und Auferstehung. Ostern 2020.

Ich wünsche Ihnen allen, wie immer Ihre Situation jetzt sein mag, eine tiefe und neue Erfahrung, dass im Kreuz Heil ist und dass das Kreuz das Tor zur Auferstehung und zum Leben ist. In diesem Sinne möge die weltweite Corona-Krise uns ganz neu und tief Ostern erfahren lassen. Das wünsche ich Ihnen allen von ganzem Herzen.

Ihr
+Kardinal Christoph Schönborn

Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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