Glaubenszeugnis
„Ich will der Kirche etwas zurückgeben“
Michael Schimpl ist ehrenamtlicher Diakon in der Augustinerkirche.
Seine Familie unterstützt ihn. Anders könnte er seinen Dienst nicht ausüben.
Altarraum und Liturgie sind für Michael Schimpl vertrautes Terrain. Seit seiner Kindheit ministriert der Familienvater aus Ottakring, seit fast sechs Jahren ist er Ständiger Diakon. „Ich habe in meinem Leben bestimmt nicht mehr als 25 Gottesdienste als ‚normaler‘ Teilnehmer mitgefeiert“, sagt der 43-Jährige stolz, „ich bin fast immer liturgisch im Einsatz.“
MICHAEL SCHIMPL
Alter: 43
Wohnort: Ottakring
Beruf: IT-Mitarbeiter
Sonntag bedeutet für mich: Gottesdienst und Familie.
Gott ist für mich: immer da.
Muss man als ehrenamtlicher Diakon in St. Augustin eigentlich von vornherein eine besondere Leidenschaft für klassische Kirchenmusik mitbringen?
Michael Schimpl (lacht): Ich bin nicht in erster Linie wegen der Musik in St. Augustin und bin kirchenmusikalisch auch nicht besonders gebildet. Aber natürlich kenne ich nach jahrelangem Zuhören bei den Gottesdiensten mittlerweile einiges an Kirchenmusik. Es geht mir aber vor allem um die Liturgie, um den Gottesdienst.
Du wurdest 2016 zum ständigen Diakon geweiht. Warum hast du dich entschieden, diesen Weg einzuschlagen?
Als ich in die Augustinerkirche gekommen bin, gab es dort einen Diakon, den jetzigen Pfarrer. Bei seiner Priesterweihe habe ich mich für ihn gefreut, danach aber auch gemerkt, dass jetzt ein Diakon in der Gemeinde fehlt. Unabhängig voneinander haben mich mehrere Leute gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, ehrenamtlicher Diakon zu werden. Ich wusste damals gar nicht, dass es so etwas wie Ständige Diakone gibt. Ein eindeutiges Berufungserlebnis gab es für mich nicht, der Wunsch kam eher schleichend. Ich habe zuerst einmal den theologischen Kurs absolviert und im Anschluss die Diakonenausbildung begonnen. Eines meiner Motive war immer: Ich habe die Kirche selbst positiv erlebt und wollte ihr auch etwas zurückgeben.
Als Diakon bist du auch karitativ tätig.
Das Sozial-Karitative ist der Pfeiler im ständigen Diakonat. Alle Feiern, all die gemeinschaftsbildenden Dinge in der Pfarre haben nur dann Sinn, wenn wir auch für andere da sind. Ich habe bis vor Kurzem in der Notschlafstelle Vinzibett mitgearbeitet. Dabei bin ich viel mit den Menschen dort ins Gespräch gekommen. Das ist eine schöne Arbeit! Ich erinnere mich an einen Fremdenlegionär, der mir aus seinem Leben erzählt hat. Oder einen Alkoholkranken aus Polen, dessen Familie dort nicht weiß, dass er obdachlos ist. Er hat ein paar Wochen nicht getrunken, um seiner Tochter zum 18. Geburtstag einen Laptop kaufen zu können.
Und du leitest Begräbnisse und taufst.
Die größte Freude sind für mich die Taufen. Ich habe ja selbst eine 6-jährige Tochter und freue mich sehr mit den Eltern, die kommen, um ihr Kind taufen zu lassen. Aber auch Begräbnisse habe ich gern. Dabei habe ich oft Kontakt mit Leuten, die schon länger nichts mit der Kirche zu tun hatten. Ich versuche, sie im Vorfeld zu treffen und spreche mit ihnen über den Verstorbenen. Ich möchte keinesfalls, dass sie das Gefühl haben, so ein Begräbnis ist für mich Fließbandarbeit.
„Alle Feiern, all die
gemeinschaftsbildenden Dinge in der Pfarre haben nur
dann Sinn, wenn wir auch
für andere da sind. “MICHAEL SCHIMPL
Wie gelingt es, den Diakonat mit dem Familienleben und dem Beruf zu
vereinbaren?
Das ist wirklich oft eine Herausforderung. Ich bin ja am Sonntag immer in der Liturgie im Einsatz, dazu kommen all die anderen Termine als Diakon. Da muss die Familie hinter dem stehen, was man tut. Deshalb ist vor der Ausbildung zum Diakon die Zustimmung der Ehefrau notwendig, außerdem werden die Frauen bei der Ausbildung stark miteinbezogen. Meine Frau hat mich immer unterstützt, und meine Tochter beginnt langsam zu begreifen, was ich mache.
Autor:Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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