Die Kraft des Gebetes
Die Novene
Zur Vorbereitung auf ein wichtiges Lebensereignis, mit der Bitte um eine Gebetserhörung oder vor wichtigen Entscheidungen: Viele Menschen beten Novenen mit großem Vertrauen.
Eine Novene ist ein Bittgebet, das an neun aufeinanderfolgenden Tagen entweder an Gott, an die Muttergottes oder an einen Heiligen gerichtet ist“, erklärt Beate Mayerhofer-Schöpf, Leiterin des Referats für Spiritualität in der Erzdiözese Wien.
„Im Wort ‚Novene‘ steckt das lateinische Wort ‚novem‘ für neun drinnen, das deutet schon an, dass es sich um eine neuntägige Gebetsreihe handelt.“
Auch wenn die Novene, wie wir sie heute kennen, erst seit dem 12. Jahrhundert im Brauchtum der Kirche verankert ist, sei ihr Ursprung biblisch, sagt Mayerhofer-Schöpf: „In der Apostelgeschichte lesen wir, wie sich die Muttergottes und die Apostel nach der Himmelfahrt Jesu einmütig im Obergemach zum Gebet versammelt haben. Sie haben von Gott erwartet, dass er sie mit Kraft ausrüstet, und nach neun Tagen ist das zu Pfingsten tatsächlich geschehen.“
Novenen gäbe es unzählige und in allen möglichen Formen, eine Sonderstellung nähme die Pfingstnovene ein, die in den neun Tage vor Pfingsten gebetet wird und seit dem 2. Vatikanischen Konzil Teil der offiziellen Liturgie der Kirche ist. Ziel des Gebets sei immer Gott. „Wenn sich eine Novene an einen Heiligen richtet, laden wir diesen Heiligen ein, unser Anliegen vor Gott zu bringen und mit uns mitzubeten.“
Novene vor der Taufe
Vor der Priesterweihe, der Hochzeit oder der Profess, zur Vorbereitung auf Hochfeste wie Pfingsten, Weihnachten oder Ostern. Vor einer wichtigen Entscheidung, in Krankheit, für sich oder andere, manchmal sogar länger als neun Tage – eine Novene könne man zu allen möglichen Anlässen und in jeder Situation beten, sagt Beate Mayerhofer-Schöpf. Sie erzählt von der Taufe ihrer Enkelin: „Als meine Enkeltochter getauft wurde, haben wir eine Novene als Vorbereitung auf die Taufe gebetet. Das hat uns den Weg als Familie zur Taufe gemeinsam gehen lassen.“
Vorschriften, wie genau die Gebete an den neun Tagen auszusehen haben, gäbe es nicht. „Meistens gibt es einen gleichbleibenden und einen wechselnden Teil. Das muss aber nicht so sein. Man könnte zum Beispiel auch einfach an neun Tagen ein Gesätzchen vom Rosenkranz beten.“
Sich neu auf Gott ausrichten
Vor einem magischen Verständnis beim Novenenbeten warnt Mayerhofer-Schöpf. Es gäbe keinen Automatismus à la ‚Wenn ich neun Tage lang in diesem Anliegen bete, wird Gott mein Gebet sicher erhören‘. „Es ist eine echte Versuchung, dass man denkt, man könne Gott in den Griff bekommen und Macht über ihn gewinnen.“
Für die Theologin sei es weniger eine Einschränkung, als eine Entlastung, Gott das Ruder in der Hand zu lassen. „Oft erfüllt er meine Bitte auf ganz andere Weise, als ich gebetet habe, und das ist dann besser.“ Die neun Tage seien ein Prozess, in dem sich der Betende neu an Gott ausrichten könne. „Oft ist es so, dass dieses Beten etwas in mir reifen lässt. Nicht Gott ist es, der die Novene braucht, damit er endlich tätig wird, sondern wir brauchen das Gebet.“
Zu den verschiedenen Formen des Gebets
Autor:Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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