Corona und die Schule zuhause
Was wir lernen
Im Corona-Hausunterricht lernen wir alle. Nicht nur die Kinder. Jeden Tag üben wir, gemeinsam konzentriert zu arbeiten. Die Ruhe zu bewahren, ist unsere größte Übung. Ein Erfahrungsbericht aus dem Familienleben in Quarantäne.
Irgendwie hat sich schon sowas wie Alltag etabliert. Alltag in der Ausnahmesituation. Seit nun schon vier Wochen sind wir alle zuhause. Mein Mann, meine beiden Kinder Felix (11) und Veronika (9) und ich. Jetzt sind Osterferien, davor wurde gelernt. Schule jeden Tag. An vier Tagen unterrichte ich, einen Tag übernimmt mein Mann. Es ist schon spannend, die Kinder so hautnah beim Arbeiten zu erleben.
Ich habe festgestellt, dass sie echt spitze sind beim selbstständigen Lernen. Ich begleite und beobachte gerne, wie Veronika die Multiplikationen mit zweistelligen Zahlen verfestigt. Wie sie schöne Arbeitshefte zu Sachthemen gestaltet. Wie zum Beispiel ihr Schildkrötenheft.
Carpe diem
Ich bin stolz auf meine beiden Kinder. Ich glaube auch, dass sie zwar ihre Freunde vermissen, dass es für die beiden aber nicht so schlimm ist. Kinder haben ein anderes Gefühl von Zeit und Ewigkeit. Fast muss ich als Mutter aufpassen, dass ich ihnen nicht zu viel von meinen Sorgen und Ängsten auflade. Irgendwann wird alles wieder „in Ordnung“ sein, wir werden wieder mit unseren Freunden zusammen sein können, wir werden wieder arbeiten gehen können.
Und bis dahin? Nutzen wir die Zeit mit den Kindern. Carpe diem – Pflücke den Tag! Ich versuche es, so zu sehen. Heute morgen haben wir die Schule mit einer gemeinsamen Tanzeinheit begonnen. Tanzen macht echt Freude. Wann habe ich das letzte Mal mit den Kindern gemeinsam getanzt?
Einander beistehen
Jetzt ist die Chance, Gelassenheit zu üben. Obwohl es mir schon auch schwer fällt. Ich gestehe, ich bin oft alles andere als gelassen. Und das erzeugt auch Spannungen zwischen mir und meinem Mann. Auch er hat Sorgen, die er mir aber gar nicht so zeigt. Vermutlich um mich zu schonen. Als Besitzer eines Möbelgeschäftes ist er direkt betroffen. Sein Geschäft ist geschlossen. Wir muntern uns gegenseitig abwechselnd auf. Rutsche ich in ein Tief, spricht er vertrauensvolle Worte. Und umgekehrt.
Ostern anders
Bald ist Ostern. Ostern, das Fest der Familie. Immer haben wir es mit einem Besuch der Taufpaten und der Großeltern gefeiert. Sind in die Ostermesse gegangen, haben ein Osterfeuer entzündet bei Freunden, geselchtes Weichfleisch mit Kren gegessen, Osternester gesucht. Heuer werden wir das im kleinen Kreis, zu viert machen.
Was eben noch möglich ist. Mit dem Wissen, es wird wieder ein Ostern in der Großfamilie geben. Bis dahin warten wir voll Vertrauen. Und bleiben ruhig.
Autor:Michaela Necker aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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