Alte und Neue Spielwelten
So viel Spielspaß auf einem Brett
Gesellschaftsspiele zu spielen macht nicht nur Spaß – das Spielen hat auch den wunderbaren „Nebeneffekt“, uns vom Alltag ein Stück weit wegzuholen, unsere Gedanken auf gänzlich anderes zu lenken und so eine Portion Unbeschwertheit und Leichtigkeit in unser Leben zu bringen.
Ob das Spiel brandneu ist oder (ur)alt, ist dabei wohl Nebensache. Knapp vor Weihnachten und bevor die letzten Geschenke besorgt werden, haben wir für Sie Spieleneuheiten getestet, aber auch alte Spiele wiederentdeckt.
Hätten Sie es gewusst? Das Kartenspiel UNO ist 52 Jahre alt, das Brettspiel Scrabble ganze 90, Mensch ärgere Dich nicht sogar 114, Halma 138 Jahre alt.
Woher ich das so genau weiß und warum ich Ihnen das erzähle? Nun, die Pandemie treibt bisweilen seltsame – oder sagen wir doch einmal unerwartete – Blüten. Zu einer der besseren gehört dabei wohl, die Zeit zu haben, Altes wiederzufinden und dann auch wiederzuentdecken. So auch bei mir zu Hause, wo wir aufgrund der vielen zusätzlichen Stunden in den eigenen vier Wänden auch die ältesten und am tiefsten in den Schränken vergrabenen Brett- und Kartenspiele wieder hervorgeholt haben.
In trauter Eintracht nebeneinander liegen nun nicht nur „Die Siedler von Catan“ – zugeben mit seinen 26 Jahren auch schon nicht mehr ganz taufrisch – und die echten Klassiker wie „UNO“, „Mensch ärgere Dich nicht!“, „Typ Dom“ – eine Art „Scrabble“ – oder „Halma“. Letzteres übrigens in einer besonders schönen, mit sentimentalen Attributen behafteten Ausgabe – wurde doch der eine oder andere einst verlorene Spielkegel von meinem Vater durch eine liebevoll selbst gedrechselte Variante ersetzt.
Wir haben diese – und viele andere – Spiele in den vergangenen Monaten rauf- und runtergespielt. Bei UNO haben wir sogar mit Hilfe des Internets unzählige neue Spielvarianten gefunden, die wir nicht kannten – angefangen vom Karten um eine Person weitergeben, wenn jemand eine Karte mit einem Dreier abgelegt hat.
Über „Mensch ärgere Dich nicht“ hat mein geschichtsaffiner 13-Jähriger herausgefunden, dass es vom Gründer der Firma „Schmidt Spiele“ Josef Friedrich Schmidt, der heuer seinen 150. Geburtstags feiern würde, in einer kleinen Garage im Münchner Arbeiterviertel Giesing konzipiert wurde. Eigentlich hatte er es als Zeitvertreib für seine Kinder aus einem alten Karton gebastelt. Bei den Spielregeln hatte er sich von alten Spielen inspirieren lassen. Seine Familie zeigte sich so begeistert von dem Spiel, dass Josef Friedrich Schmidt begann, es auch für Freunde und Verwandte zu basteln. Bald beschloss er das Ganze auch zum Verkauf anzubieten und gründete schließlich 1916 eine Spielefabrik.
Doch natürlich ist es nicht nur eine Freude, (Ur)Altes wieder zu entdecken. Das Jahr 2021 hat auch unzählige Spieleneuheiten hervorgebracht. 3 davon sind mir bei der Durchsicht der Spielekataloge, die bei uns immer wieder in die Redaktion flattern, besonders aufgefallen und ich habe sie gemeinsam mit meinem Sohn und meinem Mann für Sie getestet.
Das Ergebnis finden Sie weiterunten. Unser großer Favorit dabei ist übrigens „Imagenius“ aus dem traditionsreichen Haus Piatnik. Ein Spiel in seiner Konzeption so einfach und doch so genial, optisch extrem ansprechend und mit unheimlich vielen Spielvarianten, die es bestimmt auch bei der 50. Partie noch nicht langweilig werden lassen.
Nicht nur für Hundeliebhaber
Ein echter Spaß für jüngere Kinder ist das Spiel „Go, Doggy, Go“. Optisch und haptisch ansprechende Dackelchen veranstalten hier ein Wettrennen gegeneinander – der Gewinner ist dabei jener Dackel, der zuerst mit seinen Hinterpfoten über die Ziellinie wackelt. Doch das ist gar nicht so einfach, denn auf dem Weg gibt es Felder, die die Dackel ordentlich in die Länge wachsen lassen und die Hinterpfoten damit ein empfindliches Stückchen weiter nach hinten rücken. Empfohlen ist das Spiel für 2 bis 4 Spieler ab 4 Jahren. Ideal für dieses Alter sind nicht nur die leicht verständlichen und übersichtlich gehaltenen Regeln, sondern auch die relativ kurze Spieldauer von etwa 15 Minuten.
Go, Doggy, Go, Verlag Piatnik
Gut geschaut ist halb gewonnen
Finden und verbinden lautet das Motto für all jene, die das Familienspiel „Imagenius“ gewinnen wollen. 4 Zeichentafeln und insgesamt 92 Zauberkarten gibt es, auf denen verschiedene Zauberzutaten und Utensilien in einer bestimmten Reihenfolge gefunden und dann mit einem Stift verbunden werden müssen. Was im ersten Moment einfach klingt, erweist sich beim zweiten Hinschauen als durchwegs kniffelige – wenn auch lösbare und in jedem Fall unterhaltsame – Aufgabe. Das Spiel ist für 2 bis 4 Spieler ab 7 Jahren empfohlen. Mit Hilfe oder in einem Team haben aber wohl auch schon Kinder ab 5 Jahren, die gerne genau schauen und einen Blick für Details haben, viel Spaß an dem Spiel.
Imagenius, Verlag Piatnik
Im Reich des Barons Spukhausen
Zu Erkundern eines altehrwürdigen Schlosses werden die Spieler beim Spiel „Spukschloss“ aus dem Hause Schmidt Spiele. Beim Rundgang im alten Gemäuer wird der Geist „Baron von Spukhausen“ geweckt, der – wütend über die Störung der wohlverdienten Gespensterruhe – hinter den Spielern herjagt und sogar eine Metallkugel hinter den Störenfrieden her schießt. Die Spielregeln sind einfach und schnell erklärt bzw. erfasst, das Design – das Spiel ist als 3D-Spielbrett konzipiert – ausgesprochen ansprechend. Der „Baron von Spukhausen“, der oben auf seinem Turm sitzt, ist dabei nur eines von vielen liebevollen Details. Empfohlen ist das Spiel für 2 bis 6 Spieler ab 6 Jahren.
Spukschloss, Schmidt Spiele
Autor:Andrea Harringer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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