Eu-Außengrenzen
Polizeigewalt gegen Geflüchtete
Der Verein SOS Balkanroute will die Geflüchteten, die an den EU-Außengrenzen festhängen, nicht ihrem Schicksal überlassen. In Oberösterreich gesammelte Güter sollen die Migrant/innen so weit als möglich vor der winterlichen Kälte schützen.
Tausende Menschen stecken an den EU-Außengrenzen fest und warten dort auf eine Möglichkeit, in die EU zu kommen. Häufig sind die Geflüchteten massiver Polizeigewalt ausgesetzt, wenn sie die Grenzen am Balkan überwinden wollen. Von verheerenden Zuständen erzählt etwa Manuel Schwaiger, 24-jähriger Soziologiestudent aus Linz, der sich bei dem Verein SOS Balkanroute in der Oberösterreich-Gruppe engagiert.
„Unser Verein betreut derzeit einen afghanischen Flüchtling in Traiskirchen, der es nach Jahren in Bosnien endlich bis nach Österreich geschafft hat. Er berichtete uns, dass er auf der Flucht körperlich schwer misshandelt wurde. Die kroatische Polizei hat ihm mehrere Zähne ausgeschlagen, sein Handy weggenommen und er wurde bis auf die Unterhose ausgezogen.“ Kein Einzelfall sei das, sondern systematisches Vorgehen, das von der EU geduldet werde. In dieser Situation müsse er einfach konkret helfen, auch aus Nächstenliebe, wie Manuel Schwaiger sagt. „Ich kann bei dem Elend nicht zuschauen.“
Für ihn ist außerdem klar, dass die Menschen nicht flüchten, weil sie es sich in unserem Sozialsystem gut gehen lassen wollen, sondern weil sie überhaupt keine andere Wahl haben und aus Verzweiflung die Heimat verlassen müssen.
Schutz vor dem Erfrieren
Schwaiger und seine Mitstreiter/innen von SOS Balkanroute organisieren Sammlungen, um die Geflüchteten mit dem Notwendigsten wie Schlafsäcken, Zelten, Kleidung und Verbandsmaterial zu versorgen. SOS Balkanroute unterstützt zudem Projekte in Bosnien wie ein Tageszentrum für Geflüchtete in Sarajewo. Dabei kooperiert der Verein in überparteilicher Weise und über Religionsgrenzen hinweg mit verschiedenen Organisationen.
Im November sind Sammlungen an mehreren Orten in Österreich abermals angelaufen, letztes Wochenende fand eine Sammlung in Linz statt (weitere Termine siehe Kasten unten): „Besonders im bevorstehenden Winter ist die Hilfe für die Geflüchteten extrem wichtig, damit wir die schlimmste Not lindern. Die Gefahr ist sehr real, dass sie sonst erfrieren würden“, betont Schwaiger. Er erlebt die Arbeit von SOS Balkanroute auch als Kampf gegen Windmühlen. „Die gespendeten Kleider werden den Geflüchteten oft wieder von der Polizei abgenommen“, sagt Schwaiger.
Demos und Dokumentation
Neben den Hilfsaktionen will SOS Balkanroute auch ein Stück weit politische Bewusstseinsarbeit leisten. Zum Beispiel als Teil der „Plattform für eine menschliche Asylpolitik“, die Anfang November in Wien eine Demonstration unter dem Motto „Zimmer statt Zelte“ organisierte. So geschehen aber auch, als der Verein im Mai mit dem Solidaritätspreis der Diözese Linz ausgezeichnet wurde. Bei der Preisverleihung konfrontierte Petar Rosandic, Obmann von SOS Balkanroute, den oberösterreichischen Landeshauptmann Thomas Stelzer mit dem Buch „Black Book of Pushbacks“, in dem mehr als 13.000 Menschenrechtsverletzungen entlang der EU-Außengrenzen dokumentiert sind. «
Sammlungen
SOS Balkanroute ist eine humanitäre Initiative für ein menschenwürdiges Leben von geflüchteten Menschen in Südosteuropa. Für die Sammlungen in Oberösterreich wurde der Verein mit dem Solidaritätspreis 2022 der Diözese Linz ausgezeichnet. Die nächsten Sammeltermine in Oberösterreich sind:
in Gallneukirchen im alten Hallenbad am Fr., 18. November, 17.30 Uhr bis 20 Uhr, und am Sa., 19. November, 11 bis 14 Uhr in Vöcklabruck am So., 11. Dezember, im OKH Offenes Kulturhaus von 10 bis 13 Uhr
- Weitere Termine unter
www.facebook.com/SOSBalkanroute
Autor:KirchenZeitung Redaktion aus Oberösterreich | KirchenZeitung |
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