Adventhirtenbrief von Bischof Josef Marketz
Was die Seele wärmt ...

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Liebe Schwestern und Brüder!

„Öffnen wir unsere Ohren und Augen umso mehr, damit niemand alleine mit seinen Sorgen zurückbleiben muss.“ So schreibt ein Schüler, der in seinem Leserbrief (Kleine Zeitung vom 17. 11. 2020) die Stimme besonders für jene Jugendlichen erhebt, die durch das Distance Learning überfordert sind. Ein Appell eines jungen Menschen, hineingesprochen in eine Zeit, die viele Menschen auf unterschiedliche Weise an den Rand bringt und belastet. Eine Aufforderung an uns Christinnen und Christen, sich besonders jenen zu öffnen, die jetzt nicht weiter wissen. Viele sind seelisch belastet, deshalb müssen „Seelsorge und psychische Unterstützung gefördert werden“, schreibt der Jugendliche weiter. Auf die Stimmen der jungen Generation zu hören, die ein besonderes Gespür für diese Zeit hat, auch dazu lädt uns der heurige Advent ein.
Wechselseitige Liebe durch Gebet und Fasten
Nicht nur unser Land, die ganze Welt befindet sich zurzeit in einer sehr ernsten und schwierigen Situation. Durch die Covid-19-Pandemie ist unser Leben eingeschränkt. Viele Menschen fürchten um ihre Gesundheit, leiden unter Einsamkeit und unter Einschränkung der sozialen Kontakte. Etliche sind verarmt. Viele fürchten sich vor wirtschaftlichen Folgen, die uns bevorstehen könnten. Nach dem neuerlichen Lockdown fühlen sich viele von uns ohnmächtig. Wir können nichts tun, wollen aber doch nicht untätig bleiben.
Als Christen glauben wir fest daran, dass Gott besonders in Zeiten der Not bei uns ist. Ich möchte Sie ermutigen, mit Gott im Gebet Kontakt aufzunehmen, um so für sich und füreinander zu beten. Im Gebet wird eine tiefe Geborgenheit im Schöpfer spürbar. Seit jeher gehören Gebet und Fasten zusammen, sind Zeichen wechselseitiger Verbundenheit und Liebe. In der frühen Kirche war dem Weihnachtsfest, ähnlich dem Osterfest, eine 40-tägige Fastenzeit vorgelagert, die geprägt war von Umkehr, Gebet, Fasten und Werken der Nächstenliebe.
Ein Gebet kommt rasch über die Lippen
Wenn man aber auf etwas verzichtet, betet der Leib weiter. Das Anliegen bleibt so in unserem Bewusstsein. Der Verzicht, nicht selten auch von der Versuchung begleitet, ist aber eine Prüfung dafür, wie ernst uns ein Anliegen wirklich ist.
In dieser herausfordernden Zeit lade ich Sie an den kommenden Freitagen bis zum Weihnachtsfest ein, bewusst zu fasten sowie füreinander und für die Überwindung der Pandemie zu beten. In der christlichen Tradition ist Fasten auch immer mit Teilen verbunden. So wie für viele Menschen die Not dieser Tage konkret ist, soll auch die Nächstenliebe konkret erfahrbar sein. Die Nikolausaktion von „Bruder und Schwester in Not“ und die Elisabethsammlung der Caritas „Hilfe gegen Armut“ darf ich Ihnen besonders ans Herz legen. Jeder Betrag, den Sie entbehren können, ermöglicht Hilfe.
Menschliche Nähe wärmt die Seele
Wie antworten wir also dem Schüler? Die Seele braucht in einer so ungewohnt fordernden Zeit, in der die Tage kürzer und dunkler werden, besondere Fürsorge. Diese können wir einander schenken, indem wir trotz der räumlichen Distanz soziale Nähe leben. Wir können zwar nicht in großer Gemeinschaft Rorate feiern, doch wir können uns im Gebet verbinden, füreinander einstehen, mitfühlend Hoffnung und Trost schenken. Jedes kurze Telefonat, jedes E-Mail, vielleicht auch einmal ein Brief, jede gute Tat kann Wunder bewirken. Wir werden Lichter am Adventskranz entzünden, die uns sehen lassen, dass es lichter wird, je näher wir dem Weihnachtsfest kommen. Wir können aber auch in der Kirche oder vor dem Haus ein kleines Licht anzünden und Menschen, die gerade viel Dunkelheit erleben, einen guten Gedanken, ein kurzes Gebet schenken.
Es geht vorüber
„Das Dunkel bleibt nicht dort, wo Bedrängnis ist“, heißt es in der Bibel beim Propheten Jesaja. „Das Volk, das in der Finsternis ging, sah ein helles Licht; über denen, die im Land des Todesschattens wohnten, strahlte ein Licht auf.“
Die Frohe Botschaft und die Erfahrungen vieler krisenerprobter Menschen vor uns, die auf Gott gebaut haben, können uns auch heute viel Zuversicht schenken. Vertrauen wir darauf, dass Gott in unsere Dunkelheit kommt und uns das Schwere und Dunkle nicht überwältigen kann.
Dazu segne Sie alle in den kommenden Wochen im Zugehen auf das Weihnachtsfest der alle Menschen liebende Gott, der Vater, der Sohn und der Heilige Geist.

+ Josef Marketz
Diözesanbischof
Klagenfurt, im November 2020

Autor:

Gerald Heschl aus Kärnten | Sonntag

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