Adventserie zum Vierten Adventsonntag
Mit der Kraft des Glaubens
Selig, die geglaubt hat, was der Herr ihr sagen ließ – Gedanken zum 4. Advent.
von Christian Kuster
„Es gibt einen Wert, der höher ist als meine Gesundheit“, bekennt eine schwerkranke Frau. – „Dies ist mein Glaube“, fügt sie mit einem leisen Schmunzeln hinzu. Es gibt eine junge Frau, die das Unmögliche geglaubt hat, sie heißt Maria. Auf sie hat die Kirche im Evangelium ihren Blick gerichtet, und das aus gutem Grund: Sie hat geglaubt, was der Herr ihr sagen ließ.
Sie hat mit ihrem Jawort zum Engel Gabriel dem Menschen eine Richtung vorgegeben, die als heilsam und heilswendend bezeichnet werden darf. Sie ist für uns im wahrsten Sinne des Wortes eine glaubwürdige Mutter, die nur will, dass es uns gut geht, dass unser Leben gelingt und dass wir unser Ziel bei Gott erreichen.
Die Bedeutung des Glaubens
Wie steht es um unseren Glauben heute? Ich halte diese Gretchen-Frage für die dringlichste in der Postmoderne. Wie glauben wir? Glauben wir denn noch über unseren sichtbaren Tellerrand hinaus? Glauben wir in eine Wirklichkeit hinein, die unser sterbliches Leben überragt?
Viele halten Glauben für etwas Bigottes, Abstruses, Abgehobenes und zum Teil auch Abstoßendes. An Maria wird deutlich, dass Glaube nichts Abstraktes ist, dass er durchaus irdenen Bezug hat und dass Glaube im göttlichen Jesuskind Menschengestalt mit Hand und Fuß annehmen kann. Hier liegt der einzige Grund unseres bevorstehenden Weihnachtsfestes.
Wochenlang befinden sich immer wieder mal vor den Häusern in unserer Wohngegend hölzerne, bunte, manchmal auch blecherne Geburtsanzeigen. Die Geburt eines Kindes ist ein freudiges Ereignis, das öffentlich kundgetan werden will. So ist es auch mit dem Glauben. Er will Gestalt in unserem Leben annehmen, er will gelebt, bezeugt, getan und auch verteidigt werden.
Ich bin davon überzeugt, dass wir alle von Gott berufen und eingeladen sind, seinen Willen täglich neu zu erkennen und umzusetzen. Gott möchte sich auch in unserem Leben inkarnieren, ähnlich wie er es bei Maria getan hat, die geglaubt hat, was der Herr ihr sagen ließ. Zu uns kommt in der Regel kein Engel Gabriel.
Wie können wir den Willen Gottes tun? Wie können wir heute in dieser multioptionalen Welt glauben? Die Antwort ist sehr einfach und doch so schwer umzusetzen.
Hinhören in Gott und sich selbst
Wir hören Gott in der Stille. Wenn wir das Radio, den Fernseher, den Laptop … ausschalten, wenn wir ruhig werden und ganz bei uns gesammelt sind, werden wir erkennen, wo unser Lebensweg hingeht. Das kann auch am Gipfel eines Berges sein oder bei einer längeren Wanderung durch den Wald … Wir schalten ab, lassen los, hören hin, nehmen uns und unsere Bedürfnisse wahr, sprechen sie aus. Das gelingt vielen nicht, sie gleichen jenem Menschen, der einen Stein in den Brunnen warf und doch nur die Wellen seiner eigenen Ungeduld vernahm, während ein anderer den Grund des Brunnens erkannte, weil er die Muße aufbrachte, langmütig zu warten, bis sich die Wogen geglättet hatten.
Zeit spielt hier eine große Rolle, sie wird in vielen Gegenden zur Mangelware. Beständiges und zeitlos Bleibendes stiften aber nur die Glaubenden, die Wartenden, die Poeten, Musiker und Maler. Maria hat gewartet und sie hat erfahren, dass für Gott nichts unmöglich ist. Warum sollte es in unserem Alltag anders sein?
Den Glauben im Gebet leben
Glaube hat für mich damit zu tun, dass ich den Willen Gottes erkenne und auch vollbringe, so wie es Maria ein ganzes Erdenleben lang getan hat. Wie erkennen wir seinen Willen? Wie kommuniziert heute Gott mit uns? Ich bin sicher, dass er zu uns kommt, und zwar genau dort, wo wir gerade sind: hinter unseren Schreibtischen, bei den Kindern, die abends zu Bett gebracht werden wollen … Wenn wir die Chance nutzen, da, wo wir uns gerade befinden, ein Ventil für Gott zu öffnen, um ihn in unser Leben einzulassen, wird auch sein großartiges Wirken an uns nicht spurlos vorübergehen. Hier genügt oft schon ein Stoßgebet oder die wiederholte Frage: „Wer bin ich und wer bist du?“
Der klassische Weg des Glaubens führt seit jeher über das regelmäßige Gebet z. B. am Morgen, mittags und abends. Im Gebet und in den Liebeswerken formt sich unser Glaube, nimmt konkrete Gestalt an, das Gebet nährt unseren Glauben. Es klärt die Umstände und macht uns glücklich.
Heute bietet sich ein „Gegrüßet seist du, Maria“ an.
Autor:Gerald Heschl aus Kärnten | Sonntag |
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