Sr. Monika Pfaffenlehner im Gespräch
Gesunde Ernährung, Dankbarkeit und Bodenständigkeit
Was uns trägt, ernährt und hält: ein Gespräch mit Sr. Monika, die viele aus dem Klosterrestaurant Wernberg und als Fastenbegleiterin kennen. Im Gespräch mit Georg Haab
Sie ernähren sich bewusst, Sie begleiten Fastenkurse: Was ist Ihr Zugang zu Nahrung und Ernährung?
Sr. Monika: Ernährung ist ein breites und vielfältiges Thema. Körper, Geist und Seele sind nicht voneinander zu trennen. Die Zusammenhänge sind klar und dennoch komplex. Natürlich ist es das Beste, wenn die Lebensmittel wenig Kilometer hinter sich haben. Wenn ich im Garten eine Handvoll Erdbeeren genieße oder den ersten Apfel vom Baum nehme, das Brot genießen darf aus dem Getreide unserer Klosterfelder: Ich kann mir bewusst machen, wer dahintersteht, ich sehe die Beziehungen zu den Menschen, die daran beteiligt sind. Das ist etwas sehr Kostbares und Wertvolles, das an sich nährt, trägt und Leben spendet. Die Menschen, die zu unseren Fastenkursen kommen, schätzen das.Die andere Seite ist: Aus eigener Erfahrung und im Rahmen meiner gesundheitlichen Herausforderung – ich lebe schon siebeneinhalb Jahre mit einer chronischen Carcinomerkrankung – weiß ich, dass es nicht immer so einfach ist und man nicht alles verträgt. Dann bekommt das Hinspüren mit allen Sinnen, was mir guttut, nochmals einen anderen Wert.
Viele Beschwerden haben ja ihren Ursprung darin, dass wir essen, was uns nicht gut bekommt. Ihr Tipp: Wo können wir anfangen, wenn wir wieder mehr Gespür für uns selbst und unsere Nahrung bekommen möchten? Sr. Monika: Für mich beginnt das mit ganz banalen Ritualen. Ich bin z. B. gewohnt, am Morgen ganz bewusst ein Glas Wasser zu trinken. Manchmal, wenn ich spät dran bin, bin ich versucht, es schnell zu trinken. Aber es ist sinnvoll, mir trotzdem die Zeit zu nehmen. Ein Glas Wasser: Sind wir uns bewusst, dass das nicht selbstverständlich ist? Den Wasserhahn zu öffnen und einfach trinken zu können? Können wir noch dazwischen bewusst absetzen, atmen, den nächsten Schluck trinken? Es hat etwas für sich, mir bewusst Zeit zu nehmen für das, was ich tue. Manchmal tut es mir auch gut, einen Schluck Essig hineinzutun als zusätzliche Bereicherung für die Darmflora.
Bewusste Ernährung hat mit Entschleunigung zu tun?
Sr. Monika: Wenn ich einen Apfel genieße, kaue ich ihn bewusst. Aber zunächst rieche ich ihn, stelle mich auf seinen Geschmack ein, stelle mir auch vor: Wo könnte er gewachsen sein? Wie lange hat es wohl gebraucht, bis er so vor mir liegt? Das macht eine Vorfreude, die ich auch in mich aufnehme. Das geht nicht immer, aber wenn ich es einübe, kann es schneller zur Gewohnheit werden.Gleiches gilt für Brot. Indem ich ein Stück Vollkornbrot kaue, bis es wirklich flüssig ist, entdecke ich seinen eigenen, wertvollen Geschmack. Schinken, Käse, Gurkerl und all das: Weniger ist mehr. Das Langsame, die Entschleunigung, das Nicht-zu-viel-auf-einmal: Den Geschmack des einzelnen Lebensmittels auch wirklich wahrzunehmen, ist ganz wichtig.
Wenn die Zeit drängt, das In-mich-hineinspüren schwierig wird ... gibt es auch einfache Regeln, an die ich mich trotzdem halten kann?
Sr. Monika: Es gibt die allgemeinen Ernährungsregeln, eben am Abend nicht zu Schweres zu essen, nicht zu spät, um nicht mit gefülltem Magen zu Bett zu gehen. Auf Fertigprodukte zu verzichten. Und auf basische Lebensmittel zu achten, wir sind ja durch die verschiedensten Nahrungsmittel schon sehr übersäuert. Es lohnt sich darauf zu achten, was uns sauer macht – im wahrsten Sinne des Wortes. Basische Lebensmittel sind z. B. Breie, sie eignen sich hervorragend dazu, den Körper zu entsäuern. Pseudogetreide-Sorten wie Buchweizen, Hirse und Quinoa, gutes Fruchtmus ... Es gibt sehr viele Speisen, die man liebevoll anrichten kann. Melanzani-Steak mit Erbsen-Püree oder Pellkartoffeln mit Gemüse natur: Das ist die Luxus-Variante des Fastens, die aber dazu dient, längerfristig die Ernährung gerne umzustellen und immer wieder einen Basen-Tag einzulegen. Das hilft, den Körper tatsächlich zu entsäuern.
Das schnelle Wohlgefühl, das durch den Griff zu Süßigkeiten usw. entsteht, ist oft stärker als das Wissen, dass das andere besser wäre. Was dagegen tun, dass man dies gesunder Ernährung vorzieht?
Sr. Monika: Eine Hilfe ist es, mich einmal aus dem Alltag herauszunehmen und mir z. B. eine Fastenwoche zu gönnen. Die Gemeinschaftserfahrung ist eine gute Motivation, Gewohnheiten zu verändern. Eine gemeinsame Wanderung mit einem guten Gespräch, die Natur bewusst hören, sehen, riechen, innehalten, um im Inneren Halt zu finden. Dann merkt man, dass es nicht nur auf das ankommt, was ich durch den Mund zu mir nehme. Es braucht eigentlich gar nicht so viel, wie man im Alltag gewohnheitsmäßig oft verschlingt. Nicht zu unterschätzen die ganzen Tees.
Inwiefern?
Sr. Monika: Es ist eine Hilfe, sich in der Früh einen Kräutertee zuzubereiten und dann in einer Flasche mitzunehmen, mit ein wenig Zitrone und vielleicht etwas Honig. Das tut gut, und man kann dann auf die stark süßen Getränke verzichten, die den Körper wieder sauer machen.
Was möchten Sie den Leserinnen und Lesern noch ans Herz legen?
Sr. Monika: Der Gedanke, dass die Schöpfung uns trägt, ernährt und hält, dass sie uns umgibt mit all dem, was auf ihr wächst, und dass dieses Miteinander und Füreinander etwas ganz Kostbares ist, ist wesentlich. In Bezug auf meine eigene gesundheitliche Challenge spüre ich, dass die Dankbarkeit für das, was möglich ist, um so größer ist, wenn man immer wieder mit verschiedenen Entbehrungen leben lernen darf ... Dann werden kleine Dinge zum Fest. Das Heil liegt in der Dankbarkeit für das, was möglich ist, und nicht immer in der Fülle.
Welche spirituelle Komponente hat das Thema für Sie?
Sr. Monika: Gesundheit ist ein kostbarer Wert, aber sie ist nicht „das kostbarste Gut“, wie es oft heißt. Jede:r hat seinen/ihren Auftrag in der Gesellschaft und seine/ihre Beeinträchtigungen und Einschränkungen. Wenn ich selbst als Betroffene mittendrin stehe und nicht alles vertrage, nicht immer das Optimale zu mir nehmen kann, heißt das nicht, dass mein Leben nicht mehr wertvoll ist – dann verschieben sich Grenzen und ich bin dankbar für einen Haferbrei mit einem Löffel Honig und Zimt, der mir guttut. Dann zählen andere Werte, und ich setze mich einmal grundsätzlich ehrlich mit der Frage auseinander: Was nährt meine Seele? Was erhält mich? Was gibt mir Sinn? Wie gut kann ich mit dem, was ich erlebt und erkannt habe, für andere nährend und stärkend sein, Leben weitergeben?
Wichtig ist mir auch zu segnen, was ich zu mir nehme. Ich mache ein Kreuz darüber und sage: Das soll mir zum Heil werden. Das macht etwas mit mir und auch damit, wie ich etwas zu mir nehme. Als Luxusgüter unserer Zeit sehe ich Zeit, Liebe, Vergebung. Sie können wir schenken und empfangen, Begegnungen und Beziehungen pflegen, die Verbindung mit dem lebendigen Gott mit der je eigenen Herzensmelodie immer wieder suchen.
Zur Person
Sr. Monika Pfaffenlehner, geb. 1964, lebt im Kloster Wernberg/Kärnten und ist Pädagogin, Lebens- und Sozialberaterin sowie Gastgeberin im Kloster Wernberg.
Autor:Sonntag Redaktion aus Kärnten | Sonntag |
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