Gedanken zum 2. Sonntag im Jahreskreis
Wo sich neues Leben rührt

Mit Jesus an einem Tisch | Foto: iStock / LightFieldStudios

Evangeliumskommentar als PDF

Manchmal stehen wir uns mit unseren Bildern, wie Kirche zu sein hat, selbst im Weg. Das Evangelium könnte zu einer Spurensuche inspirieren, wo Freude am Evangelium heute konkrete Gestalt annimmt.

An vielen Orten von Kirche ist das die Stimmung: der Wein ist aus. Es fehlt an der Perspektive, es fehlen die Jungen, es fehlen die Menschen im Gottesdienst, es fehlen die Kandidatinnen und Kandidaten für die PGR–Wahl usw.

Für die Menschen zur Zeit Jesu gehörte eine Hochzeit zu den wenigen Zeiten im Jahr, wo man ausgelassen und sorglos feiern konnte und sich nicht den Kopf darüber zerbrechen musste, wie das Überleben für den nächsten Tag sichergestellt war. Umso schlimmer, wenn gerade dort der Wein ausgeht, der doch ein Symbol für die Lebensfreude und die Feststimmung ist.

Jesus erweist sich auch in dieser Bibelstelle nicht als weltabgewandter Asket. Er folgt dem Impuls Marias und setzt bei dem an, was da ist: den steinernen Wasserkrügen. Der Wein sichert nicht nur, dass das Hochzeitsfest weitergeht, sondern in diesem Zeichen leuchtet die Herrlichkeit des fleischgewordenen Wortes Gottes auf.

Ich vertraue fest darauf, dass Jesus uns auch heute seine Herrlichkeit offenbaren möchte. Vielleicht stehen wir uns aber selbst dabei im Weg, sie zu sehen. So oft erlebe ich, wie das Kriterium für gelingendes kirchliches Leben in den eigenen Bildern besteht, die uns vertraut sind: damals, als die Kirche voll war, als die Bänke mit Kindern gefüllt waren, als es noch so viele Sonntagsmessen gab.

Die steinernen Wasserkrüge markieren für mich einen Perspektivenwechsel. Sie ermutigen auch mich wahrzunehmen, was da ist, wo Menschen Energie und Freude haben, ihren Glauben zu leben und sich der Kraft des Evangeliums auszusetzen.

Unter dem Vorzeichen der Coronasituation haben sich neue Menschen im Bereich der Pfarrcaritas engagiert, haben manche Erfahrung gesammelt in kleinen Gruppen miteinander zu beten und Hausgottesdienste zu feiern oder sich online zu vernetzen, sind an manchen Orten vielfältige Ausdrucksformen der Aufmerksamkeit für einander entstanden.

Das Evangelium könnte dazu inspirieren wahrzunehmen, wo „neuer Wein“ – Lebendigkeit und Freude am Glauben in mir, in meinem Umfeld, bei Menschen da und dort in vielleicht ganz neuen Formen spürbar wird, anstatt sich nur an die Bilder von gestern zu erinnern, die heute ihre Lebendigkeit verloren haben.

Autor:

Markus Beranek aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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