Gedanken zum Evangelium vom 21. SONNTAG im Jahreskreis
Wo die Kirche nicht wie Jesus handeln sollte

Gott gibt Worte ewigen Lebens - im Beichtgespräch können wir uns Gott öffnen. | Foto: kathbild.at/Rupprecht
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Das heutige Evangelium irritiert. Jesus fordert viel von seinen Zuhörern. Er bemüht sich gar nicht darum, dass sie ihn besser verstehen. Im Gegenteil. Die, die Anstoß an ihm nehmen, hält er nicht zurück. Soll sich die Kirche daran ein Beispiel nehmen? Tut sie das nicht ohnehin schon öfter, als ihr guttäte?

Jesu Worte im heutigen Evangelium sind großartig. Aber sie sind auch schwer zu verstehen. So murren einige dann auch. Sie verstehen Jesus nicht. Und die Reaktion Jesu ist seltsam: Er ergänzt das, was unverständlich geblieben ist, mit noch Unverständlicherem: Vom Menschensohn ist die Rede, von seinem Aufstieg, von Geist und Leben, und vom Fleisch, das nichts nützt. Die Folge ist, dass viele kopfschüttelnd und irritiert gehen. Statt sie aber zurückzuhalten, verschärft Jesus seine Botschaft noch: Ihr Unglaube sei sozusagen schon im Himmel bestimmt. Der Bruch scheint unvermeidbar.

Jesus handelt so aus gutem Grund. Im Johannesevangelium weiß er schon von vornherein, wer sich zu ihm bekennen wird und wer nicht. Er weiß, wo jedes weitere Wort vergebliche Liebesmüh wäre. Und er weiß, wer bei ihm bleiben wird.

Einer von diesen Letzteren ist Petrus. Ich unterstelle jetzt einmal, dass er Jesu Worte auch nicht verstanden hat. Aber das scheint ihm nichts auszumachen. Er vertraut darauf, dass Jesus „Worte ewigen Lebens“ hat. Man könnte hinzufügen: Egal, ob er alles versteht, was Jesus sagt. Denn, und das ist der Hauptpunkt: Für ihn gibt es keine Alternative. Er kann nicht anders. Er will und muss bei Jesus bleiben.

Was sich mir dabei aufdrängt, ist die Frage, ob die Kirche in diesem Punkt wie Jesus handeln soll. Dass sie es häufig tut, ist unbestritten. Ob es ihr guttut, wage ich zu bezweifeln. Wie gesagt: Jesus weiß, bei wem sich das Reden lohnt und bei wem nicht. Die Kirche sollte sich da, denke ich, nicht ganz so sicher sein. Viel zu oft antworten wir als Kirche Menschen in ihren existenziellen Fragen mit unverständlichen, abgehobenen Worten. Viel zu oft lassen wir sie mit dem vernichtenden Urteil zurück, dass es eben Schicksal sei, ob sie glauben können oder nicht. Viel zu oft vertrauen wir allzu sehr darauf, dass es in der Kirche Menschen gibt, die nicht anders können, als bei der Kirche zu bleiben, auch wenn sie vieles an ihr nicht verstehen.

Wie gut, dass es diese Menschen gibt! Aber selbstverständlich sind sie nicht. Es stünde der Kirche also gut an, sich auch um die anderen zu bemühen.

Autor:

Elisabeth Birnbaum aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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