Gedanken zum Evangelium: 15. Sonntag im Jahreskreis
„Wer Ohren hat, der höre!“

Habe ich Augen, die sehen, und Ohren, die hören und verstehen? Habe ich ein offenes und empfängliches Herz? – oder ersticken alles die Dornen meiner zahlreichen Alltagssorgen?  | Foto: Pixabay
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  • Habe ich Augen, die sehen, und Ohren, die hören und verstehen? Habe ich ein offenes und empfängliches Herz? – oder ersticken alles die Dornen meiner zahlreichen Alltagssorgen?
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Matthäus 13, 1–23

Jesus sitzt in einem Boot und spricht zu den Menschen am Seeufer lange Zeit in Gleichnissen. Das heutige Evangelium erzählt quasi eine Geschichte innerhalb einer Geschichte. Und offenbar sind nicht nur die Zuhörer am Ufer verwirrt. Auch die Jünger fragen Jesus, warum er denn in Gleichnissen spricht. Deshalb liefert er die Erklärung gleich selbst mit dazu.

Jesus beendet sein Gleichnis vom Sämann, dessen Korn unterschiedlich Frucht bringt, mit dem Aufruf: „Wer Ohren hat, der höre!“ Eine seltsame Aufforderung, könnte man meinen! Schließlich haben wir alle Ohren. Müssten wir dann nicht auch alle hören? Und wer hört, müsste der nicht auch verstehen?

Die Erfahrung Jesu, dass es eben nicht so ist, kommt mir bekannt vor. Als Priorin passiert es mir manchmal, dass ich etwas sage, und dann meine, meine Mitschwestern hätten es alle gehört und verstanden. Manchmal stimmt das ja, aber oft eben auch nicht.

Ich vermute, wir alle machen ab und zu die Erfahrung, nicht richtig gehört worden zu sein. Eine meiner Mitschwestern zitiert mir dann gerne Konrad Lorenz: „Gesagt ist nicht gehört, gehört ist nicht verstanden, verstanden ist nicht einverstanden, einverstanden ist nicht getan, getan ist nicht richtig getan.“ Wie absolut frustrierend! Liegt es nur daran, dass unsere menschliche Kommunikation einfach schwierig ist? Wenn wir schon einander nicht zuhören, wie können wir dann Jesus hören und verstehen?

Jesu Antwort auf die Frage seiner Jünger, warum er denn in Gleichnisse rede, ist erstaunlich: „Denn das Herz dieses Volkes ist hart geworden.“ Die Menschen verschließen absichtlich ihre Augen und Ohren, damit sie „mit ihren Herzen nicht zur Einsicht kommen und sich bekehren und ich sie heile.“ Es liegt also nicht daran, dass sie nicht hören und verstehen können, sondern sie wollen es gar nicht! Dagegen ist es den Jüngern Jesu gegeben, sogar „die Geheimnisse des Himmelreiches zu verstehen.“

Da frage ich mich natürlich sofort: Auf welcher Seite stehe ich hier? Habe ich Augen, die sehen, und Ohren, die hören und verstehen? Habe ich ein offenes und empfängliches Herz, das sich bekehren will, damit Jesus es heilen kann? Fällt sein Wort bei mir auf fruchtbaren Boden – oder ersticken es die Dornen meiner zahlreichen Alltagssorgen? Und der Sorgen sind oft viele…!

Jesus spricht seinen Jüngern schließlich zu: „Eure Augen aber sind selig, weil sie sehen, und eure Ohren, weil sie hören.“ Diese Zusage tröstet mich, denn wenn es auf das Wollen ankommt, dann kann ich auch mithalten.

Ich will ja sehen, hören und verstehen. Ich möchte, dass Jesu Wort bei mir auf fruchtbaren Boden fällt und in meinem Leben reiche Frucht bringt. Vermutlich verstehe ich deswegen noch nicht die Geheimnisse des Himmelreiches, aber offene Ohren und ein hörendes Herz werden Jesus vielleicht genügen, um in meinem Leben und durch mich wirken zu können.

Evangeliumskommentar als PDF
Habe ich Augen, die sehen, und Ohren, die hören und verstehen? Habe ich ein offenes und empfängliches Herz? – oder ersticken alles die Dornen meiner zahlreichen Alltagssorgen?  | Foto: Pixabay
Auf guten Boden ist der Samen bei dem gesät, der das Wort hört und es auch versteht. | Foto: Pixabay
Autor:

Franziska Madl aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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