Gedanken zum Evangelium zu Allerheiligen
Sind alle Heiligen glück-selig?
In der katholischen Kirche sind alle Heiligen selig – denn der Heiligsprechung geht die Seligsprechung voraus. Insofern sind die Seligpreisungen zu Allerheiligen am richtigen Ort. Aber wie (glück-)selig sind die Heiligen tatsächlich? Immerhin hat sich das Fest Allerheiligen ja aus dem Fest für Märtyrer entwickelt. Und das Märtyrerschicksal gilt wohl nicht unbedingt als seligmachend …
Nein. Heilig zu sein hat auf den ersten Blick nichts mit Selig-Sein zu tun. Heilig zu sein bedeutet einiges an Irdischem aushalten zu müssen. Und trotzdem nicht zu verzweifeln. Ich lese den Beginn der Bergpredigt daher auch nicht als „Bedingungskatalog“ für gottgefälliges Leben und damit „Heiligkeit“, sondern als Zusage und Hoffnungsspende für Menschen, die sich mit allen Kräften um das Gute bemühen und (gerade deshalb?) unter dem Bösen leiden.
Mit leeren Händen dazustehen, ob spirituell oder materiell, ist ja nicht einfach. Traurig zu sein wünscht sich niemand. Sanftmütig zu sein hat doch oft zur Folge unter die Räder der Gewalt zu kommen. Und nach Gerechtigkeit zu hungern und zu dürsten meint doch nichts anderes, als dass diese Gerechtigkeit eben nicht da ist und sehnlichst vermisst wird. Später wird sogar gesagt, dass genau die, die gerecht sind, dafür verfolgt werden.
Nein, Heiligkeit ist weder bequem noch angenehm. Ohne eine hoffnungsvolle Perspektive wäre ein Leben in Heiligkeit wohl schwer erträglich.
Und so stellt Jesus diese Hoffnungsperspektive auch an den Beginn seiner Bergpredigt, noch bevor er den Jüngern sagt, was er von ihnen erwartet, noch bevor er ein gottgefälliges Leben als nur schwerlich erreichbare Vollkommenheit ausbuchstabiert.
Gottgefällig zu leben, so sagt er, meint zwar oft Mühe, Selbstüberwindung oder Anfeindung, es meint den bequemen Weg der anderen zu vermeiden und oft allein gehen zu müssen. Aber es bedeutet auch unendliches Glück. Erfahrungen, die andere nie machen werden, einen offenen Himmel, den andere nicht sehen, und eine Gottesnähe, die unbeschreiblich ist. In diesem Sinne macht Heiligkeit selig. Und das haben uns schon zahlreiche Heilige vorgelebt.
Impuls
Inspiriert vom Evangelium
- Was gibt mir Kraft in Mühen und Schwierigkeiten des Lebens den Weg Christi weiterzugehen? Auf welche Zusage kann ich mich stützen, wenn der Weg schwer wird?
- Welche der Seligpreisungen stellt mich vor die größte Herausforderung? Was daran fällt mir schwer? Wie sehr bemühe ich mich trotzdem darum?
- Wann gibt es Momente, wo ich mich vor Gott wirklich leer, arm machen kann, wo ich mich ganz ihm überlassen kann? Erahne ich in solchen Momenten, was das „Himmelreich“ ist?
Autor:Elisabeth Birnbaum aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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