Gedanken zum Evangelium: 29. Sonntag im Jahreskreis
Sei vorsichtig, was du dir wünscht!

Wenn ich bei Jesus einen Wunsch frei hätte, was würde ich mir wünschen? | Foto: iStock/Lord_Kuernyus
  • Wenn ich bei Jesus einen Wunsch frei hätte, was würde ich mir wünschen?
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Im heutigen Evangelium bitten Jakobus und Johannes den Herrn um einen Gefallen. Jesus scheint zunächst gar nicht abgeneigt, ihnen ihre Bitte zu erfüllen. Immerhin fragt er nach, was er für sie tun solle. Doch dann bitten sie um Ungehöriges – und bekommen nicht, was sie sich erhofft haben. Mit dem Wünschen ist das so eine Sache … es kann gefährlich sein.

Als betende Menschen bitten wir Gott jeden Tag um die unterschiedlichsten Dinge: um Schutz vor Schaden, um Gesundheit, um Hilfe bei Problemen, um Segen für uns selbst und die Menschen, die wir lieben. Da ist von ganz selbstlosen Motiven bis hin zu extrem egoistischen Wünschen alles mit dabei. Zumindest bei mir!

Ich darf Gott um alles bitten, weil er mich kennt und liebt wie niemand sonst. Aber ich muss ihm die Entscheidung überlassen, welche meiner Bitten er erfüllen will und welche nicht – eben, weil er mich besser kennt als ich mich selbst und daher weiß, was ich wirklich brauche. Ich bin mit dieser Erfahrung nicht allein. Jesus betet am Ölberg in seiner Verzweiflung, der Kelch möge an ihm vorübergehen. Nach seinem Vorbild enden viele meiner Bittgebete mit: „Aber nicht mein, sondern dein Wille geschehe.“

Manchmal ist Gottes Wille schwer anzunehmen. Es war auch für Jesus nicht leicht, sich dem Willen seines Vaters zu fügen und den Kelch zu trinken.

Da kommen nun zwei seiner Jünger (noch dazu zwei aus seinem engsten Kreis!) zu ihm und bitten ihn um einen Gefallen. Und wie eine Märchenfee, die Wünsche erfüllen kann, fragt Jesus sie: „Was soll ich für euch tun?“ Da stellt sich mir sofort die Frage: Was würde ich jetzt antworten?

Wenn ich bei Jesus einen Wunsch frei hätte, was würde ich mir wünschen? Wie egoistisch wäre ich? Vielleicht würde ich darum bitten, meine verstorbene Oma würde noch leben. Vielleicht würde ich um Berufungen für unser Kloster bitten, um Genesung für eine kranke Mitschwester, um ein gutes Leben für mein Patenkind …? Mir fallen so viele Wünsche ein! Es wäre schwer, mich auf nur einen zu beschränken.

Jakobus und Johannes dagegen wissen schon vorher ganz genau, worum sie Jesus bitten werden. Sie wollen in seiner Herrlichkeit die Plätze links und rechts an seiner Seite. Ein unglaublich egoistischer Wunsch! Kein Wunder, dass die anderen Jünger sauer werden, als sie das hören.

Jesus aber weist die beiden auf etwas hin, das auch uns gelten muss: „Ihr wisst nicht, worum ihr bittet!“ Wir überblicken die Konsequenzen unserer Wünsche oft nicht. Was Jakobus und Johannes auf ihre Bitte hin erhalten, ist nicht das, was sie sich erhofft haben. Nicht nur wird der Kelch an Jesus nicht vorübergehen, das Martyrium wird auch den Jüngern nicht erspart bleiben. Sie werden denselben Kelch trinken, also eines Tages für Jesus leiden und sterben.

Wir sollten mit unseren Wünschen vorsichtig sein und die Konsequenzen unseres Egoismus bedenken. Wer der Erste sein will, soll der Diener aller sein, wie der Menschensohn selbst gekommen ist, um zu dienen und sein Leben hinzugeben. Nur deshalb dürfen wir ihn überhaupt um etwas bitten! Gut, dass Gott es besser weiß als wir.

Evangelium und Kommentar als PDF
Autor:

Franziska Madl aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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