Gedanken zum Evangelium: 7. Sonntag im Jahreskreis
No show!
Der Ausdruck „no show“ ist doppeldeutig. Er meint üblicherweise das „Nichterscheinen“ in einem Hotel oder einem Lokal, obwohl man sein Kommen erwartet hat. Man kann ihn aber auch einfach als Verneinung von „Show“ verstehen. Wenn jemand eben keine Show abzieht und nicht vorgibt mehr zu sein, als er ist, oder ständige Aufmerksamkeit braucht. In beiderlei Hinsicht ist Jesus ein Meister des „no show“.
Im heutigen Evangelium wird geschildert, dass Jesus nicht nur dort Großes tut, wo er möglichst viele Menschen damit beeindrucken kann. Vielmehr wirkt er auch im privaten Rahmen segensreich, dort, wo nur wenige es sehen.
Ohne langes Reden tut er, was getan werden muss, und heilt die Schwiegermutter des Petrus. Er erinnert mich an die vielen Menschen im Gesundheitsbereich und anderswo, die auf ihrem Gebiet unaufhörlich arbeiten, um anderen etwas Gutes zu tun, ohne es an die große Glocke zu hängen. Jesus bleibt auf das konzentriert, was zu tun ist, und nicht auf das, was sein Ansehen steigert. No show!
Es ist großartig, viel geben zu können. Und so versuchen manche Menschen zu geben und zu geben, auch wenn die Arbeit kein Ende nimmt und die eigenen Kräfte begrenzt sind. Wenn sie dann doch nicht immer allen helfen können, schämen sie sich und glauben ihr „Versagen“ verschleiern oder überspielen zu müssen. Jesus geht auch hier den Weg des „no show“. Als die „ganze Stadt“ bei ihm zusammenläuft und „alle“ Kranken und Besessenen zu ihm gebracht werden, kann nicht einmal er „alle“, die gekommen sind, heilen. Aber das entmutigt ihn nicht. Er tut einfach, was er kann, ohne viel Aufhebens davon zu machen. Und erst dadurch kann er, wenn schon nicht alle, so doch „viele“ heilen.
Was mir aber ganz besonders gut an der Bibelstelle gefällt, hat mit der eigentlichen Bedeutung von „no show“ zu tun. Jesu zeitweiliges Nichterscheinen, sein regelmäßiges Verschwinden, ist das Geheimnis, warum er es schafft, sich nicht völlig zu verausgaben: Nach Zeiten des Trubels entzieht er sich den Menschen und geht an einen einsamen Ort. Aber nicht nur, um Ruhe zu haben oder zu schlafen, sondern um zu beten.
Technisch gesprochen schließt er sich im Gebet wieder an die Quelle an, die ihm neue Energie und Kraft für die Bewältigung seiner Aufgaben gibt. Er stellt sich bewusst in die Spur Gottes. Und dadurch erhält sein Tun Sinn, Kraft und Ziel.
„No show“ bedeutet also für mich, keinen Rummel um sich zu machen; nicht so zu tun, als könne man mehr, als man kann; und ab und zu aus der Gesellschaft der Menschen zu verschwinden, um von Gott gestärkt wieder für andere da sein zu können. Das klingt für mich wie eine sehr heilsame Art zu leben. Und darin ist Jesus wohl Meister.
Impuls
Inspiriert vom Evangelium
- Woran arbeite ich, einfach, weil ich davon überzeugt bin, dass es gut ist, ohne Anerkennung dafür erhalten zu müssen?
- Wann habe ich das Gefühl, mehr zu geben, als ich eigentlich kann?
- Wo finde ich meine Kraftquelle?
Autor:Elisabeth Birnbaum aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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