Gedanken zum Evangelium: 22. Sonntag im Jahreskreis
Nicht Hände waschen?
Will Jesus nicht, dass wir uns die Hände waschen? Was will Jesus den Pharisäern sagen, die ihn fragen, warum seine Jünger sich vor dem Essen nicht die Hände waschen? Hat Gott das Volk Israel nicht gelehrt, zwischen rein und unrein zu unterscheiden?
Stimmt, zunächst hat Gott sein Volk mit den kultischen Reinheitsvorschriften gelehrt, Dinge überhaupt zu unterscheiden. Das sollte helfen, die Heiligkeit Gottes besser zu erkennen. Anschließend, mit den moralischen Geboten, hat er sein Volk gelehrt, zwischen Gut und Böse zu unterscheiden.
Damit zeigt Gott, welcher Weg zu einem glücklichen Leben führt und welcher nicht. Auf die Frage der Pharisäer, warum sich seine Jünger nicht an die kultischen Händewaschungen halten, antwortet Jesus sehr deutlich: „Dieses Volk ehrt mich mit den Lippen, sein Herz aber ist weit weg von mir.“
Kritisiert Jesus ihre Treue zur Überlieferung der Alten? Widerspricht Jesus dem, was Gott im Alten Testament seinem auserwählten Volk offenbart hat? Will Jesus nicht, dass wir unsere Hände waschen? Nein.
Jesus hat nichts gegen das Händewaschen, aber er will ein Fehlverhalten entlarven und uns sagen, dass unsere äußeren Handlungen mit unseren inneren Motivationen übereinstimmen sollen. Jedes Gebet, jeder wahre Gottesdienst beginnt zuerst im Herzen und drückt sich anschließend in Worten und Gesten aus. Jesus will, dass wir prüfen, ob unsere guten Taten mit unseren Herzenshaltungen zusammenpassen. Wir nennen das heutzutage Authentizität.
Wie oft waschen oder desinfizieren wir unsere Hände? Und wie oft bemühen wir uns um ein reines Herz? Wie viel tun wir also für unser Äußeres und wie viel für unser Inneres? Wir beide können sagen, dass wir beim Beten oder beim Lesen der Heiligen Schrift oft erleben, dass Gott unser Herz reinigt, heilt und unser Leben neu auf ihn ausrichtet. Eine uns lieb gewordene innere Reinigung und Befreiung ist die Beichte.
Für einen Jünger Jesu bedeutet Authentizität nicht, perfekt sein zu müssen, sondern ehrlich zu sich selbst, zu den anderen und zu Gott zu sein und, ohne seine Schwächen zu verstecken, Jesus nachzufolgen. Gott hat uns in der Taufe gereinigt, und er ist bereit, uns im Gebet, in der Eucharistie und in der Beichte immer wieder von Neuem zu reinigen, damit jede Handlung unseres Lebens zu einem wahren Gottesdienst werde.
In Bayern gibt es seit langem ein „Reinheitsgebot“, nämlich das für Biere. Dieses Gebot soll garantieren, dass wirklich nur Gerste, Hopfen und Wasser zur Biererzeugung verwendet werden. Irgendwelche Zusätze würden das Bier „unrein“ machen. Übertragen auf uns könnte man sagen: Die Herzenshaltungen Glaube, Hoffnung und Liebe sind jene drei „Zutaten“, die unser Leben authentisch christlich machen.
Auf jeden Fall ist das Bemühen um ein reines Herz ein Weg zu einem glücklichen Leben, denn Jesus selbst sagt: „Selig, die ein reines Herz haben; denn sie werden Gott schauen“ (Mt 5,8).
Evangelium und Kommentar als PDFAutor:Markus Muth aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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