Gedanken zum Evangelium: 30. Sonntag im Jahreskreis
Liebe in konzertierter Form
Die Auseinandersetzung Jesu mit den Pharisäern kann man mit der Politik vergleichen. Die gegnerische Partei versucht, mit einer scheinbaren harmlosen Frage Jesus eine Falle zu stellen. Dabei ist die Frage beim genaueren Hinsehen gar nicht so harmlos, denn es geht um Gesetze und Vorschriften, die für das Zusammenleben von Religion und Gesellschaft wichtig sind.
Eigentlich ist die Frage an Jesus „Meister, welches Gebot im Gesetz ist das wichtigste?“ nicht ehrlich gemeint, sie wird aber von Jesus perfekt beantwortet. Alle Gesetze und Gebote haben ihre Wirksamkeit durch das Gebot der Liebe.
Jesus spricht von einem zweifachen Gebot, das man nicht trennen kann. Das Gebot der Gottesliebe bildet eine Einheit mit der Nächstenliebe, die wiederum eine Selbstliebe voraussetzt. Das klingt wie nach einer Liebesformel für ein glückliches Leben. Jesus möchte uns zeigen, wie sich dieses Doppelgebot zusammensetzt, denn die Liebe zu Gott findet seine volle Erfüllung, wenn wir die Nächstenliebe in dem vollen Maß umsetzen, wie wir uns selber lieben.
In der Bergpredigt Jesu heißt es: „Alles, was ihr wollt, dass euch die Menschen tun, das tut auch ihnen!“ (Mt 7,12) Natürlich fällt uns das leichter umzusetzen bei Menschen, die uns nahestehen, als bei fremden Menschen. Man merkt, dass das Liebesgebot mit viel Mühe verbunden ist, aber man kann Gott nur lieben, wenn man seinen Nächsten liebt, und man tut Gott dasselbe an, was man dem Nächsten antut. „Amen, ich sage euch: Was ihr für einen meiner geringsten Brüder getan habt, das habt ihr mir getan.“ (Mt 25,40)
Liebe wird auch kommerzialisiert, missbraucht und als Druckmittel verwendet. Damit das nicht geschieht, muss man gegenseitig an der Liebe arbeiten, ihr Raum geben, damit sie sich entfalten kann und Möglichkeiten schaffen, dass man sie erfahren und leben kann.
Darum kann man die Gottesliebe, die Nächstenliebe und die Selbstliebe nicht mit Worten sichtbar machen, sondern mit Taten. Denn das Gebot der Liebe lässt sich nicht begrenzen und nicht ausgrenzen, sondern steht immer in Beziehung mit der Frage, wer ist mein Nächster? Jesus gibt uns eine Antwort darauf mit dem Gleichnis vom Barmherzigen Samariter.
Impulse
Inspiriert vom Evangelium
- Wann habe ich mir das letzte Mal selbst eine Freude bereitet und andere daran Anteil nehmen lassen?
- Wie geht es mir persönlich mit dem Gedanken der Nächstenliebe und der Selbstliebe?
- Lass ich mich von Geboten leiten oder sehe ich sie als Behinderung meiner Freiheit?
Autor:Günter Mayer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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