Gedanken zum Evangelium: 11. Sonntag im Jahreskreis
Kleiner Anfang – großes Ende

Senf, Blüte und Samen. Jesus wollte den Menschen das Reich Gottes so verkünden, „wie sie es aufnehmen konnten“. Die Botschaft für die Zuhörer Jesu ist jedenfalls klar: Das Reich Gottes beginnt klein und unscheinbar (es hat längst begonnen!), aber es wächst unaufhaltsam und wird zu etwas ganz Großem. | Foto: iStock/ bdspn
  • Senf, Blüte und Samen. Jesus wollte den Menschen das Reich Gottes so verkünden, „wie sie es aufnehmen konnten“. Die Botschaft für die Zuhörer Jesu ist jedenfalls klar: Das Reich Gottes beginnt klein und unscheinbar (es hat längst begonnen!), aber es wächst unaufhaltsam und wird zu etwas ganz Großem.
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Jesus redet in Gleichnissen zu den Menschen seiner Zeit. Im heutigen Evangelium heißt es, „er verkündete ihnen das Wort, so wie sie es aufnehmen konnten.“ Nur seinen Jüngern erklärt er alles, wenn er mit ihnen alleine ist. Ob sie wohl für das heutige Gleichnis vom Senfkorn überhaupt noch eine Erklärung gebraucht haben?
Es scheint so selbsterklärend zu sein…

Mit dem Reich Gottes ist es wie…“ So beginnen die meisten Gleichnisse Jesu. Das Reich Gottes ist offenbar etwas, das sich den Menschen am ehesten durch Vergleiche mit Dingen und Geschehnissen ihrer Alltagswelt erschließt.

Da die Lebenswelt in Palästina zur Zeit Jesu eine ländlich-agrarische war, stammen auch die meisten seiner Gleichnisse aus diesem Bereich. Er verwendet Bilder aus der Landwirtschaft, aus Garten und Haushalt. Da ist etwa die Rede vom Sauer­teig, von Unkraut und Weizen, vom Sämann, von reicher Ernte und großen Bäumen… Das sind alles Bilder, die den Menschen seiner Zeit direkt zugänglich waren. Jesus wollte den Menschen das Reich Gottes so verkünden, „wie sie es aufnehmen konnten“.

Im heutigen Evangelium sind es gleich zwei Bilder, die uns als Vergleich mit dem Reich Gottes vor Augen gestellt werden: einerseits die Tatsache, dass die Ernte auf dem Acker nach der Aussaat von selbst wächst, ohne dass der Bauer etwas dazu tut; und andererseits das bekannte Bild vom Senfkorn. Jesus nennt es „das kleinste von allen Samenkörnern, die man in die Erde sät“. In der Tat ist das Senfkorn ein sehr kleines Samenkorn. Daher ist der Unterschied zwischen dem kleinen Anfang und dem großen Ende so anschaulich! Die Senfpflanze kann unter guten Bedingungen bis zu drei Meter hoch werden. Da wirft sie dann ordentlich Schatten, damit Vögel drin nisten können.

Wir haben vor einigen Jahren einmal Senf in unserem Klostergarten ausgesät. Jemand hatte uns die Samenkörner geschenkt, und wir wollten sehen, was draus wird. Auf eine Höhe von drei Metern haben es die Senfpflanzen zwar nicht geschafft, aber die Stauden mit den gelben Blüten waren schon recht erstaunlich. Die Botschaft für die Zuhörer Jesu ist jedenfalls klar: Das Reich Gottes beginnt klein und unscheinbar (es hat längst begonnen!), aber es wächst unaufhaltsam und wird zu etwas ganz Großem.

Nun sind uns modernen Menschen Bilder aus der Landwirtschaft leider oft nicht mehr so direkt zugänglich, dass sie sich von selbst erklären. Jesus fragt selbst: „Womit sollen wir das Reich Gottes vergleichen?“ Vermutlich würde er heute andere Bilder wählen als damals. Die Botschaft ist immer noch dieselbe: kleiner Anfang – großes Ende.

Womit würde Jesus wohl heute das Reich Gottes vergleichen, damit wir verstehen, wovon er spricht?

Evangelium und Kommentar als PDF
Autor:

Franziska Madl aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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