Gedanken zum Evangelium: 6. Sonntag im Jahreskreis
Jesus unter Quarantäne

Die Berührung Jesu hat etwas ganz Weihnachtliches: Deshalb ist er Menschen geworden, um uns Menschen, in welcher konkreten Situation wir auch immer sind, nicht auszuweichen. Er will uns nahekommen. Das ist Gottes Zärtlichkeit, wie Papst Franziskus es nennen würde.  | Foto: Pixabay
  • Die Berührung Jesu hat etwas ganz Weihnachtliches: Deshalb ist er Menschen geworden, um uns Menschen, in welcher konkreten Situation wir auch immer sind, nicht auszuweichen. Er will uns nahekommen. Das ist Gottes Zärtlichkeit, wie Papst Franziskus es nennen würde.
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Aussatz – Corona - Quarantäne. Mitunter sind biblische Texte ganz nahe an unserer heutigen Lebensrealität. Und die Wundergeschichten sind auch so etwas wie Modellerzählungen, die für die Leserinnen und Leser des Evangeliums einen Weg weisen, wie sie die kraftvolle Gegenwart Jesu in ihrem eigenen Leben entdecken können.

In Zeiten des Corona-Virus hat das heutige Evangelium eine besondere Pointe. Nachdem Jesus den Aussätzigen berührt hat, gerät er selbst unter Quarantäne und muss sich abseits der Städte und bewohnten Orte aufhalten. Aber eines nach dem anderen.

Hier greift Markus aus den vielen Begegnungen und Heilungen eine Szene exemplarisch heraus. Aussätzig sein hieß unter Quarantäne zu stehen und das konnte dann bedeuten, bis zu seinem Lebensende abseits der menschlichen Gesellschaft leben zu müssen. Keine medizinische Hilfe, dafür soziale Vereinsamung, auch kein Handy und keine online Kontakte.

Man kann da leicht die Verzweiflung dieses Mannes erahnen, mit der er sich an Jesus wendet. Und Jesus läuft nicht davon, sondern er berührt ihn: das heißt, er zeigt ihm Verbundenheit und menschliche Nähe. Wenn Jesus den Aussätzigen berührt, dann bedeutet das für mich, dass Jesus keine Kontaktscheu hat, Menschen mit ihren wunden Seiten nahe zu kommen, mit ihrem Scheitern, mit ihren Verwundungen, mit ihren Lebenssituationen, die vielleicht gar nicht dem kirchlichen Ideal entsprechen.

Die Berührung Jesu hat etwas ganz Weihnachtliches: Deshalb ist er Menschen geworden, um uns Menschen, in welcher konkreten Situation wir auch immer sind, nicht auszuweichen. Er will uns nahekommen. Er scheut es nicht, mit uns Kontakt zu haben, in Beziehung zu treten. Das ist Gottes Zärtlichkeit, wie Papst Franziskus es nennen würde.

Jesus handelt mit großer Diskretion. Es mag ihm auch daran liegen, dass sich nicht ein verkürztes, einseitiges Bild von ihm verbreitet, deshalb gebietet er ihm, nichts weiter zu erzählen. Wenn der ehemals Aussätzige dann munter von seiner Heilung erzählt, muss sich Jesus umgekehrt erst recht verborgen halten, weil er eben selbst unter Quarantäne steht und damit auch noch einmal das Geschick aller Ausgegrenzten und Benachteiligten teilt.

Für mich gehört das zur tröstlichsten Botschaft des Evangeliums: Jesus will mich in meinem Scheitern, in meiner Traurigkeit, in der Müdigkeit und Schwere der Coronazeit etc. berühren. Er berührt mich, so wie ich bin, damit ich nicht auf meine Defizite festgelegt bleibe, sondern wachsen kann, lebendig sein darf, weitergehen kann. Indem dieser Mensch seine Krankheit, seine wunde Seite benennt und sie Jesus hinhält, erfährt er Heilung und wird er selber zum Missionar.

Ich glaube, das ist das Kennzeichen jeder authentischen Jesusbegegnung: Sie macht Menschen lebendig und indem sie selber lebendiger werden, strahlen sie eine Lebendigkeit aus, die andere ansteckt. Mission heißt, einen Beitrag dazu zu leisten, dass Menschen lebendiger und erfüllter leben können.

Impulse

Inspiriert vom Evangelium

  • Wo sehne ich mich nach Berührung?
  • Was möchte ich aus meinem Leben Jesus hinhalten – und wo tue ich mir da noch schwer?
  • Wo gibt es vielleicht ganz dezente Erfahrungen, wo ich diese Berührung Jesu schon erlebt habe?
  • Gibt es vielleicht auch nur einen kleinen Aspekt, wo ich mich heute oder in den letzten Tagen innerlich lebendig erlebt habe?
Evangeliumskommentar als PDF
Autor:

Markus Beranek aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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