Gedanken zum Evangelium: 1. Fastensonntag
Hunger nach Gott

Überall lauert die Verlockung. | Foto: iStock

Ich finde, jeder sollte einmal in der Wüste gewesen sein, im Sinai, in der judäischen Wüste oder in einem Wüsten-Abschnitt des Lebens. Jesus macht dort Bekanntschaft mit dem Teufel.  Es könnte uns ähnlich gehen. Vielleicht schon in dieser Fastenzeit.

Sie sollten mir nicht über den Weg laufen, wenn ich Hunger habe! Meine Familie meint, ich wäre dann unleidlich. Ich sage Dinge zu anderen, die mir schon im selben Moment leidtun.
Am heutigen ersten Fastensonntag ist Jesus hungrig.

40 Tage ist er in der Wüste, geführt vom Geist Gottes. Dann bekommt er Hunger und der Teufel übernimmt die Führung. Er stellt Jesus auf die Probe, dreimal. Es beginnt harmlos. Jesus soll einen Stein in ein Stück Brot verwandeln. Warum nicht, denke ich mir. Später wird Jesus ja auch Wasser in Wein verwandeln. Jesus aber, allein mit dem Teufel in der Wüste, bleibt lieber hungrig. Er antwortet ihm mit einem Bibelzitat: „Der Mensch lebt nicht von Brot allein.“ Ein Wort aus der Abschiedsrede des Moses, der an seinem letzten Lebens­tag die Lehren aus 40 Jahren Wüstenzeit – mit allen ihren Versuchungen – für die Nachwelt zusammenfasste.

Die zweite Versuchung des Teufels – ich gebe dir Macht, Herrlichkeit und alle Reiche dieser Welt – ist nicht nur für den russischen Staatspräsidenten eine Verlockung. Doch der Teufel hat eine Bedingung, sie lautet: wenn du dich vor mir niederwirfst. Jesus entgegnet mit der wichtigsten Wüstenweisheit der Israeliten: „Vor dem Herrn, deinem Gott, sollst du dich niederwerfen und ihm allein dienen.“

Die dritte Versuchung ist besonders perfide. Eine Versuchung für Risikofreudige und für uns Reiche, die satt sind und dennoch Hunger nach etwas haben: Steig hoch hinauf und stürz dich in den Abgrund! Gott wird dich auffangen!

Ich frage mich, ob ich erkennen würde, dass es der Teufel ist, der mir diese Angebote macht? Will nicht auch Gott von uns, dass wir groß und herrlich sind und unser Licht nicht unter den Scheffel stellen? Und dass wir ganz darauf vertrauen, dass er uns auffängt, wenn wir fallen?

Wahrscheinlich sollte jeder Mensch einmal in der Wüste gewesen sein. Ich hoffe, dass ich im entscheidenden Moment erkenne, dass ich von Gottes Geist dahin geführt wurde; und dass mir bewusst wird, wonach ich wirklich Hunger habe.

Autor:

Stefanie Jeller aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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