Gedanken zum Evangelium: 3. Sonntag im Jahreskreis
Heute noch!
Kann man heute noch an Jesus glauben? Ist es naiv, heute noch an eine gute Nachricht, an das Evangelium, zu glauben? Ist es nicht schlicht unrealistisch, an Gerechtigkeit, Befreiung und Versöhnung zu glauben, im 21. Jahrhundert?
An diesem Sonntag könnte man es sich leicht machen, man könnte sich die Predigt sparen. Denn das Lukasevangelium erzählt davon, wie Jesus selbst predigt. Er besucht die Synagoge in Nazaret, es wird eine Bibelstelle gelesen, und Jesus legt den Text aus.
Es sind ein paar Verse aus dem Prophetenbuch des Jesaja aus dem 6. Jahrhundert, doch es hört sich an, als wären es Worte über Jesus, die genau in seine Zeit gesprochen sein könnten: „Der Geist des Herrn ruht auf mir (…) Er hat mich gesandt, den Armen die frohe Botschaft zu bringen.“
Die gute Nachricht des Jesaja erschien wohl zu allen Zeiten unrealistisch und tröstlich zugleich. Sie gipfelt in der Ansage, es werde ein „Gnadenjahr“ beginnen. Jetzt, aus dem Munde Jesu, klingt sie zwar passend, aber heute, im 21. Jahrhundert? Was also predigt Jesus darüber? Er sagt: „Heute hat sich das Schriftwort, das ihr eben gehört habt, erfüllt.“
Dieses „heute“ wird uns in diesem Kirchenjahr, in dem das Lukasevangelium gelesen wird, noch öfter begegnen: „Heute“ ist euch in Betlehem der Messias geboren, „heute“ noch will Jesus bei Zachäus zu Gast sein, und „heute“ noch wird er mit dem Mann, der neben ihm gekreuzigt wird, im Paradies sein.
Wann ist „heute“? Heute!
Wenn wir am diesem Sonntag Jesus predigen lassen, dann sagt er dies zu uns, am Beginn des noch jungen Jahres, in dem schon viele schlechte Nachrichten über den Bildschirm gelaufen sind: Heute noch ans Gute glauben!
Möge es ein gutes, ein „Gnadenjahr“ für Sie werden!
Evangeliumskommentar als PDFAutor:Stefanie Jeller aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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