Gedanken zum Evangelium: Fest Darstellung des Herrn
Gott mitten im Leben
Ich schreibe diese Zeilen während unserer diözesanen Studienreise auf die Philippinen. Heute Vormittag haben wir das für die Philippinen typische Fest des Santo Nino, des göttlichen Kindes gefeiert. Vom Beginn der Christianisierung an hat die portugiesisch-spanische Volksfrömmigkeit die Menschen geprägt und berührt. Beim Danklied werden Figuren des Jesuskindes im Takt mitgeschwenkt, die Menschen berühren die Figuren und Kreuze in der Kirche.
Und so lesen wir auch am Fest der Darstellung des Herrn von zwei Menschen, für die Gott in dem kleinen Kind berührbar wird. Beide, Simeon und Hanna, haben kein leichtes Leben hinter sich. Schicksalsschläge und Jahre, Jahrzehnte, wo sie darauf gewartet haben, dass Gott sein Versprechen einlöst. An ihnen fasziniert mich, dass sie nicht verbittert geworden sind. Ähnlich wie die alten Menschen bei unserem Besuch bei den Zuckerrohrarbeitern, die trotz harter Arbeit, großer Armut und unsicherer Zukunftsperspektiven offen für das Leben geblieben sind, lassen auch die beiden sich vom Geist Gottes anrühren und in den Tempel führen. Dort begegnen sie einem kleinen Kind und seiner jungen Familie. Gar nichts Besonderes. Aber ihr waches Herz hilft ihnen, berührbar zu sein für die Wunder Gottes. So entdecken sie, wie in dem kleinen Kind Gott sein Versprechen einlöst. Für mich sind das Momente des Staunens wie heute während der Kommunionspendung, als ich auf einmal ganz davon überwältigt war, wie dieser Jesus sich großzügig an so unendlich viele Menschen verschenkt.
Simeon und Hanna sind zwei Menschen, die ein waches Gespür dafür haben, wie Gott uns mitten im Leben begegnet. Dass es zum Wunder der Begegnung kommt, lässt sich nicht herbeizaubern. Aber wir können den Boden bereiten.
Für mich sind das Momente der Stille, wo ich mein Leben mit dem Wort Gottes in Berührung bringe. Eine wichtige Hilfe dabei sind mir das gemeinsame Gottesdienstfeiern und der persönliche Austausch über die Bibel, wie er etwa auch im Bibelteilen geschieht. Das sind Momente, wo ich konkret erfahre, wie andere Menschen mir zu Weggefährtinnen und Weggefährten im Glauben werden, mitunter so wie in diesen Tagen, über alle kulturellen Grenzen hinweg.
Autor:Markus Beranek aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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