Gedanken zum Evangelium: 4. Adventsonntag
Gegrüßt seist du

Bin ich willkommen? Jedes Land und jede Kultur hat ihre Art und Weise der Begrüßung, die sich durch verschiedenste Worte und Gesten ausdrückt. Diese zeigt, ob man willkommen und zum Verbleiben eingeladen ist.  | Foto: iStock-SolStock
  • Bin ich willkommen? Jedes Land und jede Kultur hat ihre Art und Weise der Begrüßung, die sich durch verschiedenste Worte und Gesten ausdrückt. Diese zeigt, ob man willkommen und zum Verbleiben eingeladen ist.
  • Foto: iStock-SolStock
  • hochgeladen von Der SONNTAG Redaktion

In meiner Kindheit achtete meine Mutter immer darauf, dass ich auf der Straße die Erwachsenen grüßte, und besonders legte sie Wert auf das Grüßen, wenn wir zuhause Besuch bekamen. Ich lernte dabei, dass die Begrüßung nicht nur eine Höflichkeit ist, sondern dass ich dadurch die Person besser wahrnehme und ihr gleichzeitig meinen Respekt zeige.

Jedes Land und jede Kultur hat ihre Art und Weise der Begrüßung, die sich durch verschiedenste Worte und Gesten ausdrückt. Diese zeigt, ob man willkommen und zum Verbleiben eingeladen ist.

Sie lässt erkennen, ob es eine Begegnung mit einer ranghöheren Person oder mit einer Person auf Augenhöhe ist. Im westafrikanischen Land Ghana hört man zur Begrüßung sehr oft das Wort „Akwaaba“, das in der Sprache der Akan-Völker „Willkommen“ bedeutet. Sie bringen damit zum Ausdruck, dass man gerne gesehen und zum Verbleiben eingeladen ist.

Der Gruß zwischen Maria und Elisabet im heutigen Evangelium steht am Anfang einer tiefen innerlichen Beziehung. Die zwei Frauen wussten um ihrer beider Geschehnisse und sie merkten, dass ihr Leben komplett auf den Kopf gestellt wurde. Elisabet, eine erfahrene Frau, die trotz ihres Alters noch schwanger wurde, und deren Wunsch, Mutter zu werden, in Erfüllung ging. Maria, eine junge Frau, die unerfahren schwanger geworden war, versuchte das, was mit ihr geschehen war, einzuordnen.

Bei ihrer Begrüßung bemerkten beide, wie bedeutsam diese Begegnung war. Elisabet erkannte als erster Mensch das Wunder, das an Maria geschehen war, und sie begrüßte sie als Mutter des Herrn. Elisabet, die spürte, dass das ungeborene Kind von Maria der Erlöser war, begrüßte Maria sinngemäß als Gottesmutter. Von daher ist der Lobpreis von Elisabet zu verstehen: „Gesegnet bist du unter den Frauen und gesegnet ist die Frucht deines Leibes,“ ebenso die darauffolgende Aussage: „Selig, die geglaubt hat, dass sich erfüllt, was der Herr ihr sagen ließ.“

Man erkennt darin die Geschichte des Alten Testaments, wo Gott mit Abraham einen Bund schließt: „Und er glaubte dem Herrn und das rechnete er ihm als Gerechtigkeit an.“ (Genesis 15,6) Oder wie es bei Jesaja über die Weissagung des Emmanuel heißt: „Glaubt ihr nicht, so bleibt ihr nicht.“ (Jesaja 7,9)

Hier geht es um die Einsicht, dass nur das Vertrauen in Gott eine gute Zukunft eröffnet. Nicht die eigene Stärke steht im Vordergrund, sondern immer wieder das Kleine und Schwache, das Gott zu einer besonderen Stärke erhöht.

Interessant bei dieser Erzählung von Lukas ist, dass Zacharias und Josef im Schatten ihrer Frauen stehen, ihnen wurde eine Nebenrolle zugedacht. Denn es war eine Frau, die als erste die Menschwerdung Gottes erkannte.

Es waren auch die Frauen, die als erste beim Grab waren und Zeuginnen wurden, und die verkündeten, dass der menschgewordene Gott nicht vom Tod festgehalten wurde, sondern lebt.

Autor:

Günter Mayer aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

Kommentare

online discussion

Sie möchten kommentieren?

Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.

add_content

Sie möchten selbst beitragen?

Melden Sie sich jetzt kostenlos an, um selbst mit eigenen Inhalten beizutragen.

Powered by PEIQ