Gedanken zum Evangelium: 1. Adventsonntag
Eure Erlösung ist nahe

Zu wissen, dass wir alle sterben werden, und dass auch diese unsere Welt vergänglich ist, muss kein Anlass zu Sorge sein, sondern kann im geistlichen Sinn sogar sehr tröstlich wirken. Wir sind in Gottes Hand geborgen, und nur Er allein kennt die Stunde. | Foto: iStock-DigitalGrill
  • Zu wissen, dass wir alle sterben werden, und dass auch diese unsere Welt vergänglich ist, muss kein Anlass zu Sorge sein, sondern kann im geistlichen Sinn sogar sehr tröstlich wirken. Wir sind in Gottes Hand geborgen, und nur Er allein kennt die Stunde.
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Der Monat November ist wie dafür gemacht, über den Tod und das Ende nachzudenken. Nicht nur wettertechnisch. Zu Allerheiligen und Allerseelen erinnern wir uns jedes Jahr an unsere Verstorbenen. Auch zu Beginn des Advents stellt uns die Liturgie in den Lesungen etwas vor Augen, an das wir sonst nicht so gerne denken: das Ende der Welt. Besteht Anlass zur Sorge?

Manchmal hat man durchaus das Gefühl, es könne nicht mehr lange so weitergehen. Ob es nun mit Blick auf den Klimawandel, auf politische und wirtschaftliche Probleme oder auf die Pandemie ist, die uns immer noch fest im Griff hat. Da kann man schon mal müde und pessimistisch werden.

Mein verstorbener Großvater hat immer wieder gesagt, er sei froh, schon alt zu sein und nicht mehr erleben zu müssen, was vielleicht noch alles kommen könnte. Wenn er noch einmal jung wäre, würde er sich überlegen, ob es klug sei, Kinder in diese Welt zu setzen.

Wir hatten dann immer wilde Diskussionen. Da ich – im Unterschied zu ihm! – ja keine Kinder in die Welt gesetzt habe, war ich für diese Gespräche mit ihm immer in einer „schlechten“ Ausgangslage. Es war halt nicht meine Berufung, Mutter zu sein. Ich habe mich nicht aus Weltverdrossenheit gegen Kinder entschieden, sondern gerade umgekehrt aus Liebe zur Welt für ein geistliches Leben. Das hat er nie verstanden. Wahrscheinlich ist es einfach auch schwer zu verstehen.

Angst vor dem Ende der Welt ist mir fremd. Vielleicht liegt das tatsächlich am geistlichen Leben. Schon in der Benediktsregel heißt es, der Mönch solle sich jeden Tag den Tod vor Augen führen. Und als man einmal einen alten Mönchsvater fragte, warum er keine Angst habe, sagte er: „Weil ich mir täglich den Tod vor Augen halte.“

Zu wissen, dass wir alle sterben werden, und dass auch diese unsere Welt vergänglich ist, muss kein Anlass zu Sorge sein, sondern kann im geistlichen Sinn sogar sehr tröstlich wirken. Wir sind in Gottes Hand geborgen, und nur Er allein kennt die Stunde.

Bei uns im Kloster ist es üblich, dass die Schwestern vor ihrer ewigen Profess ihr eigenes Testament schreiben. Damals war ich 26 Jahre alt und kannte niemanden in meinem Alter, der ebenfalls schon ein Testament gemacht hatte. Manche Schwestern erneuern den geistlichen Teil ihres Testamentes jedes Jahr während der Exerzitien. Wir halten auch unseren Lebenslauf aktuell – für die Parte. Wir sind vorbereitet. Das entlastet sehr.

Viel wichtiger ist aber, dass wir auch innerlich vorbereitet sind! Ich denke, darum geht es Jesus, wenn er zu den Jüngern über das Ende der Welt spricht. Er meint: „Die Menschen werden vor Angst vergehen in der Erwartung der Dinge, die über die Erde kommen.“ Aber zu seinen Jüngern sagt er: „Wenn dies geschieht, dann richtet euch auf und erhebt eure Häupter; denn eure Erlösung ist nahe.“

Für die Jünger Jesu – und damit für uns! – ist der Gedanke an das Ende kein Anlass zu Angst und Sorge. Es gibt keinen Grund, sich zu fürchten. Unsere Erlösung ist nahe, weil Er uns nahe ist. In dieser Gewissheit will ich immer bleiben. Ich hoffe sehr, es wird mir gelingen.

Evangelium und Kommentar als PDF
Autor:

Franziska Madl aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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