Gedanken zum Evangelium: 2. Fastensonntag
Es ist gut, dass wir hier sind!
Matthäus 17, 1-9
In der Verklärungsszene offenbart sich Jesu göttliche Herrlichkeit den anwesenden Jüngern. Von dieser Erfahrung überwältigt, würden sie am liebsten für immer mit ihm auf dem Berg bleiben. Obwohl der Augenblick für sie auch mit großer Angst verbunden ist, wissen sie um seine Schönheit. Petrus findet dafür die richtigen Worte. Es ist gut, in Gottes Gegenwart zu sein!
Immer wenn ich die Verklärungsszene lese oder höre, muss ich an ein Zitat aus Goethes Faust denken: „Werd ich zum Augenblicke sagen: Verweile doch, du bist so schön! Dann magst du mich in Fesseln schlagen, dann will ich gern zugrunde gehen!“
Natürlich ist diese Assoziation nicht ganz passend, denn schließlich wettet Faust hier mit Mephistopheles um seine unsterbliche Seele. Es geht Faust darum, eben nicht beim Augenblick zu verweilen, sondern immer weiter zu streben und immer mehr wissen zu wollen. Verweilen wäre für ihn Stillstand und damit ohnehin das Ende.
Dennoch erinnert mich der erste Satz dieses Zitates immer an die Reaktion des Petrus auf dem Berg der Verklärung. Von der Erfahrung der göttlichen Gegenwart Christi überwältigt, sagt er: „Herr, es ist gut, dass wir hier sind!“ Und er möchte sofort drei Hütten bauen, um diese Erfahrung irgendwie festhalten zu können. Der Augenblick ist für ihn so schön, dass Petrus sich wünscht, er möge verweilen und nie mehr vergehen.
In der Verklärung wird für die drei anwesenden Jünger zum ersten Mal die ganze Herrlichkeit Christi offenbar. Sein göttliches Wesen überstrahlt mit seinem hellen Licht alles ringsum, und die Stimme des Vaters bezeugt ihn – wie schon bei der Taufe im Jordan – als den geliebten Sohn (vgl. Mt 3,16).
Obwohl Petrus sein begeistertes „Es ist gut, dass wir hier sind!“ ausruft, macht diese überwältigende Erfahrung den Jüngern auch Angst. Sie werfen sich mit dem Gesicht zu Boden und fürchten sich sehr, denn als gläubige Juden wissen sie: Kein Mensch kann Gott sehen und am Leben bleiben (vgl. Ex 33,20). Ihre Furcht ist Todesangst.
Erst, als Jesus sie anfasst und ihnen zuspricht „Fürchtet euch nicht!“, fassen sie wieder Mut und blicken auf. Doch da ist der schöne Augenblick schon wieder vorbei. Ob die Jünger wohl gespürt haben, dass die Verklärung eine Vorschau auf Ostern ist? Jesus schärft ihnen ein, über diese Erfahrung zu schweigen, bis er von den Toten auferstanden sei. Ich kann mir nicht vorstellen, dass sie das damals wirklich verstanden haben. Ostern war ja noch weit weg…
Ich bin ein Fan des Apostels Petrus. In seiner etwas unbeholfenen Art wirkt er so menschlich und fehlerhaft, dass ich mich ihm tief verbunden fühle. Er ist ein Mensch wie ich, aber sein Glaube ist größer als seine menschlichen Schwächen. Daher baut Christus seine Kirche auf diesen Felsen. Für mich ist Petrus in der Verklärungsszene der heimliche Star. „Es ist gut, dass wir hier sind!“ Damit bringt er zum Ausdruck, was auch mich immer wieder bewegt: Es ist gut, ganz bewusst in Gottes Gegenwart zu verweilen, ob in der freien Natur oder in einer Kirche (z.B. bei der Anbetung). Es lohnt sich, das in der Fastenzeit wieder öfter zu tun.
Autor:Franziska Madl aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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