Gedanken zum Evangelium: 11. Sonntag im Jahreskreis
Ausgesandt
Matthäus 9, 36 – 10, 8
Freut euch, der Alltag ist da! Weihnachten, Ostern und Pfingsten sind vorbei. Und auch der Dreifaltigkeitssonntag liegt hinter uns. Wir sind angekommen. Wo? Mitten im Leben. Mitten im Alltag. Liturgisch und auch in der Welt. Der Lockdown ist mehr oder weniger vorbei, die Türen sind offen. Die Welt wartet. Worauf? Auf Normalität! Auf das Evangelium – durch dich!
Aber es war doch auch irgendwie gemütlich zu Hause. So ohne Termine, ohne Erwartungen von außen. Zeit für die Familie, Zeit für Gott. Keine langen Wege. Kann das nicht noch ein wenig so bleiben? Kann das nicht auch ein wenig Normalität werden? Ja, kann es, teilweise. Die guten Früchte sollen bleiben. Unser Herz wird sie im rechten Maß erkennen. Und zugleich auch, was „Normalität“ für uns Christen bedeutet: Gesandt zu sein! Von Gott zu den Menschen, die ihn noch nicht kennen.
Wir sind gesendet, gerade in diese Zeit hinein. Vieles wurde in den vergangenen Monaten unvermutet durchgeschüttelt und ordnet sich gerade neu. Aber wonach ordnet es sich? Was ist unsere Orientierung, was ist unsere Norm? Erschreckend groß klingt der Auftrag des Evangeliums, mit dem Jesus uns zu den Menschen sendet. So groß, dass ich fast versucht wäre, mir die Decke über den Kopf zu ziehen und meinen persönlichen Lockdown zu verlängern.
Aber wir sind nicht allein. Lassen wir uns ergreifen von diesem faszinierenden Geheimnis, Teil der Sendung Jesu zu sein. Seine Jünger. Gesandt, um das Reich Gottes zu verkünden. Gesandte an Christi statt, wie der Apostel Paulus schreibt. Wir haben Ihn, das Wort, aufgenommen, sein Erbarmen angenommen. Wir sind ausgerüstet durch den Heiligen Geist. Jetzt will Gott durch uns zu den Menschen. Nehmen wir Seine Vollmacht in Anspruch. Die Wirkung wird eine gewaltige sein, sagt uns das Evangelium. In Seinem Namen Krankheiten und Leiden heilen, unreine Geister austreiben, Aussätzige rein machen und sogar Tote erwecken. Welch ein schöner, lebensspendender Auftrag! Das ist Kirche, das ist Mission, das ist unsere Identität.
Beginnen wir im Kleinen Großes. Fangen wir dort an, wohin wir gesät sind. Leben wir die Ordnung, die Normalität Gottes. Ein fester Wille zur Vergebung, ein Wort der Versöhnung, ein heilsamer Moment echter Aufmerksamkeit, ein ermutigendes Lächeln, ein Wort des Trostes, ein Gebet füreinander. Die Sendung ist gültig. Heute wie damals.
Bestärken und ermutigen wir uns gegenseitig, wenn wir müde oder träge geworden sind. Seien wir einander gute Hirten. Und lassen wir uns nicht davon ablenken, wenn uns die Ernte für die wenigen Arbeiter zu groß scheint. Gott ist der Herr der Ernte. Er ist am Werk. Tun wir das Unsere dazu. Worauf wartest du noch?
Evangeliumskommentar als PDFAutor:Barbara Ruml aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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