Genussvoll glauben - Teil 4
Immer der Nase nach

Die Parfumeurin Laura Bosetti Tonatto in Rom hat sich auf „die Düfte der Bibel“ spezialisiert. | Foto: Essenzialmente Laura
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  • Die Parfumeurin Laura Bosetti Tonatto in Rom hat sich auf „die Düfte der Bibel“ spezialisiert.
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In der letzten Ausgabe dieser Reihe widme ich mich den Freuden, die wir uns durch Gerüche und Düfte bereiten können. Und das nicht nur in der Faschingszeit. Ich gehe ganz meiner Nase nach, getreu dem Motto: dem Glauben genussvoll folgen.

Seit ein paar Monaten sind Lokale in Österreich rauchfrei. In der Wiener U-Bahn herrscht seit einem Jahr Essverbot. Eine Traditionskonditorei musste kürzlich den Backbetrieb einstellen. Wegen Geruchsbelästigung. All das zeigt: Unsere Nase scheint ein sensibles Organ zu sein. Und solange Schnupfen und Erkältungen für dieses Jahr noch nicht passé sind, haben wir einen Grund mehr, ihr etwas Gutes zu tun. Mit Gerüchen und Düften, die uns heiter stimmen – und im besten Falle nicht verboten sind!

Die Düfte der Bibel

Schon in der Bibel finden sich Stellen, die von wohlriechenden Ölen, Salben und Räucherwerk berichten. Das hat Parfumeurin Laura Bosetti Tonatto dazu inspiriert, die Zeit vor 2000 Jahren sinnlich erfahrbar zu machen. In einer – meistens abgasfreien – Gasse der römischen Innenstadt vertreibt sie ganz spezielle Fläschchen: die Myrrhe, Galbanum, Aloe, Weihrauch, Nardenwurzel, Safran und Cassia zählen zu den exotischen Ingredienzien. Aber selbst wenn ich keine Freundin von Parfums wäre: einen bewussten Akt der Selbstfürsorge kann ein Geruch sehr wohl bedeuten. Ein paar Tropfen ätherischen Öls. Ein duftender Tee. Eine frische Rose. Es braucht nicht viel, um sich einen solchen Moment zu gönnen.

Geh weg, ich kann dich nicht riechen!

Unmittelbar an den Genuss gekoppelt, erfüllt unser Geruchssinn keine lebensnotwendige Funktion. Er ist daher der „geistigste“ aller Sinne. Kann er uns also auch Gott ein Stückchen näher bringen? Mit dieser Frage wende ich mich an Kräuterpfarrer Benedikt Felsinger. „Unsere Sinne sind etwas von Gott Gegebenes, daher kann ich auch mit ihnen auf Gott zugehen. Gerade der Geruchssinn steuert vieles unterbewusst. Wenn wir uns von Menschen angezogen fühlen, gehört der Geruch unweigerlich dazu. Genauso wie wenn wir jemanden ‚nicht riechen‘ können.“

Gerüche wecken tiefliegende Erinnerungen in uns. „Und die Orte, die mit ihnen verbunden sind“, fügt Benedikt hinzu. „Jedes Haus hat seinen eigenen Geruch. In meinem Elternhaus riecht es so wie in meiner Kindheit.“ Ich bin beim Geruch von Krautfleckerln mit einem Schlag in der Wohnung meiner Großmutter und spüre Geborgenheit. Und wenn die ersten Tropfen Kaffee in der Mokkamaschine aufsteigen, fühle ich Lebensfreude in mir – nach Italien muss es mich dabei gar nicht mehr versetzen.

Weihrauch macht rein und frei für Gott

Auch in der Kirche dürfen Gerüche nicht fehlen. In der Liturgie spielt der Weihrauch eine große Rolle. „Das Schwenken des Räucherwerks wird als Zeichen für die Gegenwart Gottes verstanden. Und es soll mich rein und frei machen für Gott”, erklärt Kräuterpfarrer Benedikt. Düfte haben immer auch eine heilsame Dimension. Wie das wohlriechende Chrisamöl. „Jeder der gesalbt ist, gehört zu Christus.”

Umgeben von den richtigen Düften fühle ich mich zuhause. „Durch den Geruch komme ich erst richtig an”, so der Kräuterpfarrer. Ankommen bei mir, ankommen bei Gott. Kann uns also wirklich wie im Sprichwort die Nase den Weg weisen? Lachend erwidert Benedikt: „Das kommt darauf an! Wenn ich die Nase nach oben halte, werde ich Gott vielleicht nicht finden. Dort aber, wo ich mir nicht sicher bin, finde ich leichter zu Gott. Oft muss ich Vorträge vor vielen Menschen halten. Ohne Lampenfieber geht es meistens schief. Bin ich hingegen unsicher, bekomme ich viel besseres Echo.“

Kann uns die Nase den Weg weisen?

Folgen wir also unserer Nase – ohne dabei an Demut einzubüßen. Kräuterpfarrer Benedikt: „Ich stehe in der Tradition des Hl. Augustinus. In seinen Ermahnungen verweist er auf den zweiten Korintherbrief: ‚Lebt also so, dass ihr durch euer Leben den lebensweckenden Wohlgeruch Christi verbreitet‘ (vgl. Kor 2, 14-16).“

Unser Geruchssinn mag nicht lebensnotwendig sein. Leben wecken können wir aber allemal – und das mit jedem Atemzug. Meist unbewusst, drückt sich das uns geschenkte Leben in seiner ganzen Essenz darin aus. Besinnen wir uns einmal auf unseren Atem. Auf das Leben, das in diesem Moment durch die Nase in uns strömt. Wie könnten wir Gott unmittelbarer erfahren!

Autor:

Victoria Morawetz aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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