Anderssprachige Gemeinden der Erzdiözese Wien - Teil 2
„Der Sonntag als Familienfest“

Ein kleiner Teil der Jugend der Philippinischen Gemeinde nach der Sonntagsmesse. | Foto: Stefan Kronthaler
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  • Ein kleiner Teil der Jugend der Philippinischen Gemeinde nach der Sonntagsmesse.
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Der SONNTAG zeigt in den kommenden Wochen die Buntheit und Vielfalt der sogenannten anderssprachigen Gemeinden in unserer Erzdiözese. Die philippinische katholische Gemeinde (FCC) feiert vier Gottesdienste am Samstagabend und am Sonntag in Wien. Ganz typisch: Ein Chor unterstützt den Gesang und viele Jugendliche feiern die Messen mit.

Sonntagvormittag Anfang November in der Pfarre Salvator am Wienerfeld am südlichen Stadtrand von Wien. Während die Mitfeiernden des Pfarrgottesdienstes langsam die Kirche verlassen, treffen bereits die ersten Mitfeiernden des Gottesdienstes der philippinischen Gemeinde hier ein. Gegen elf Uhr, wenn der Gottesdienst beginnt, ist die Kirche ziemlich voll. Noch probt der Chor, der dann im Gottesdienst mit der Gemeinde schwungvolle rhythmische Lieder singen wird. Father Ely Dalanon predigt über Zachäus, „eine der schönsten Geschichten in den Evangelien“. Zachäus habe einen „Turnaround“, eine Umkehr, erlebt. „Der Herr kommt auch zu unserem Maulbeerfeigenbaum“, sagt Father Ely.

Gegründet 1983

„Seit 1983 gibt es eine philippinische Gemeinde in der Erzdiözese Wien“, erzählt Father Ely Dalanon (Filipino Catholic Chaplaincy, FCC) dem SONNTAG. Angefangen hat es damals mit einem indischen Priester, die Gottesdienste wurden in der Postgasse (Wien 1) gefeiert. Hernach sind dann philippinische Priester zur Gemeinde gestoßen. Auch Father Ely kam als Student nach Wien. Es gibt vier Gottesdienste für die philippinischen Katholikinnen und Katholiken der Filipino Catholic Chaplaincy (FCC) in Wien. „Am Samstagabend feiern wir um 19 Uhr im Stephansdom einen Gottesdienst und sonntags um 11 Uhr in Salvator am Wienerfeld, um 14.30 Uhr in der Pfarre Hildegard Burjan und um 17 Uhr in der Donau-City-Kirche“, sagt Father Ely: „Alle Gottesdienste werden in englischer Sprache gehalten.“ Jeden dritten Sonntag im Monat gibt es auch eine Messe in Linz und jeden vierten Sonntag im Monat eine in Wiener Neustadt. „Zusätzlich feiern wir jeden Mittwoch eine Messe um 12.30 Uhr in der Donau-City-Kirche und um 18.30 Uhr in der Pfarre Mariahilf. Beide sind mit einer Novene zur Heiligen Mutter Gottes verbunden. Und am ersten Freitag des Monats feiern wir um 18.30 Uhr eine Messe und anschließend die Anbetung.“ 7.000 bis 8.000 Gläubige zählt die philippinische Gemeinde, davon feiert ca. die Hälfte die Gottesdienste mit.

Viele Jugendliche in der Messe

„Mich freut, dass wir eine sehr lebhafte Gemeinde sind“, unterstreicht Marizel Aguirre, Pfarrgemeinderätin und Lektorin: „Wir sind eine sehr junge Gemeinde. Die Lieder im Gottesdienst sind sehr lebendig und schwunghaft. Jeder Sonntag ist wie ein großes Familienfest, das wir feiern.“ Ruyi Oira, zuständig für die Ministranten, betont, dass es „sehr schön ist, dass wir jeden Sonntag gemeinsam die Messe feiern“. Zu Weihnachten gebe es auch eine Agape, „wo wir alle gemeinsam essen und gemeinsam reden“, sagt Ruyi: „Das ist wie in einer großen Familie.“ Besonders freut sich Ruyi über die vielen Jugendlichen, die in den sonntäglichen Gottesdienst kommen: „Wir haben auch Gruppen für die Jugendlichen, wo wir zusammenkommen, singen und über den Glauben reden.“ „Als Kinder kamen wir jeden Sonntag mit unseren Eltern in die Messe mit. Das ist für uns eine gute Tradition geworden. Und ich komme gerne“, sagt Ruyi: „Schon als Kleinkind war ich in der Kirche mit meiner Oma. Die Religion ist für mich wie ein Haltegriff für mein Leben.“ „Wir legen sehr viel Wert auf die Jugendlichen“, ergänzt Marizel Aguirre: „Ruyi hat als Ministrant begonnen, dann wurde er Ober-Ministrant und jetzt ist er ein Laien-Diener.“

Neun Chöre, verteilt auf vier Kirchen

Hinsichtlich der Musik spielen auch die Chöre eine große Rolle in der philippinischen Gemeinde. Bessie Salonga ist „Laie“ - Lektorin, im Chor und im Pfarrgemeinderat engagiert. „Wir haben insgesamt neun Chöre, die auf unsere Kirchen verteilt sind“, zählt Bessie auf: „Wir singen jeden Samstagabend und sonntags in den Gottesdiensten. Wir singen einfach gerne zum Lob und zur Ehre Gottes und auch bei den Zusammenkünften.“ Die philippinische Gemeinde ermögliche ihr, leichter zu glauben: „Ich bin nicht allein auf meinem Weg mit Jesus Christus.“ Im Pfarrgemeinderat vertritt sie die Anliegen der Chöre und sie ist auch dabei, wenn die Kranken im Spital besucht werden. Und sie organisiert auch das Beten der Novenen, die ein Spezifikum der katholischen philippinischen Gemeinde hier in Wien sind.

Typisch sind die vielen Feste

„Wir sind sieben Frauen und Männer im Pfarrgemeinderat“, betont Marizel Aguirre: „Wir haben die Aufgaben aufgeteilt. Ich bin auch für die Laien-Diener zuständig. Wir feiern sehr, sehr viele Feste, das unterscheidet uns vielleicht von österreichischen katholischen Gemeinden. Zu Ostern bereiten wir ein Essen für 600 Mitfeiernde vor, auch für andere Feiern. Wir organisieren das Essen und wir servieren es. Von Father Ely haben wir den Auftrag bekommen, dass wir jetzt kein Plastikgeschirr mehr, sondern ordentliches Geschirr verwenden.“

Was sind „Laien-Diener“?

Was man sich unter den sogenannten „Laien-Dienern“ vorstellen kann? Marizel Aguirre: „Wir sind heuer 54 Laien-Diener. Manche, wie etwa Ruyi, kommen schon sehr früh und bereiten alles für die Feier der Messe vor. Vier oder fünf von uns stehen auch bei den Eingängen der Kirche und begrüßen die Mitfeiernden und verweisen auf die noch freien Sitzplätze. Dann gibt es Lektoren und Kommunionspender. Wir sind so viele, weil wir so viele Messen haben, und trotzdem sind wir nicht genug. Manchmal sind wir Samstagabend Lektoren im Gottesdienst und dann auch noch sonntags in einer der drei Messen.“ Manchmal fahren die Lektoren mit Father Ely mit nach Linz, in Wiener Neustadt gibt es schon zwei Frauen, die als Lektoren und Kommunionspender wirken. „Jedes Jahr kurz vor Pfingsten fahren wir nach Mold ins Waldviertel und machen dort ein zweitägiges Seminar“, betont Marizel Aguirre: „Es gibt auch ein monatliches Treffen mit einem Impuls von Father Ely oder einem anderen philippinischen Priester. Vor Weihnachten und vor Ostern kommen wir auch zur Rekollektio, einer inhaltlichen Vertiefung, zusammen.“

Autor:

Stefan Kronthaler aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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