SOMMERSERIE 2021 | Beten mit den Füßen_2: Erzdiözese Wien
Auf den Spuren der Römer
Der Jakobsweg Römerland Carnuntum führt stromaufwärts die Donau entlang und verbindet die europäischen Hauptstädte Bratislava und Wien. Es sind durchwegs ebene Wege, auf denen es sich auch als Familie gut „pilgern“ lässt. Ein absolutes Plus ist die Verkehrsanbindung an die Schnellbahnlinie 7, die parallel zum Jakobsweg verläuft und kurzfristige Planänderungen erlaubt. Dazu kommt viel Grün im Bereich des Naturparks Donau-Auen und eine Menge römischer Geschichte – vom Heidentor über das Museum Carnuntinum bis zur in Teilen originalgetreu wieder aufgebauten Römerstadt Carnuntum.
Der Jakobsweg Römerland-Carnuntum schließt an der Grenze bei Berg direkt an den Camino Slovakia an. Hier beginnt der Hauptast des österreichischen Jakobsweges entlang der Donau. Wir ersparen uns die ersten knapp fünf Kilometer, weil wir uns an diesem sonnigen Tag dazu entschieden haben, zwei Teilstücke des Weges zu absolvieren und von Wien mit der Schnellbahn nach Wolfsthal gefahren sind. Vom Bahnhof gehen wir zur Kirche und dann die Straße entlang bis zur Mariensäule. Dort biegen wir rechts ab und kommen über eine Nebenstraße und einen Feldweg zur Donau. Beim Treppelweg angekommen sehen wir bereits den Eingang zum Nationalpark Donau-Auen.
Nationalpark Donau-Auen
Grün, soweit das Auge reicht. Von hier sind es etwa 3,8 km nach Hainburg. Der Weg führt vorbei an der Ruine Röthelstein, die auf einem 30 Meter hohen Felsvorsprung liegt und von wo man einen prächtigen Ausblick auf die Donau hat. Wenig später erreichen wir die Stadt Hainburg an der Donau, die sich mit ihren engen Gässchen und historischen Bauwerken als malerisches Tor in die Vergangenheit präsentiert. Die Jakobus-Kirche, eine der ältesten Stadtbefestigungen Europas und die Burgruine am Schlossberg prägen das Stadtbild.
Hainburg bis zur Römerstadt Carnuntum
In Hainburg verlassen wir den Kirchenplatz Richtung Westen und gehen durch das Wienertor nach rechts den Jakobsweg knapp vier Kilometer weiter nach Bad Deutsch-Altenburg. Beim Kreisverkehr geht es halblinks unter der Bahntrasse durch und wir kommen wieder zum Treppelweg an der Donau, entlang dem in früheren Jahrhunderten die Lastkähne mit Pferden stromaufwärts gezogen wurden.
Unmittelbar nach der Donaubrücke sieht man etwas erhöht die beeindruckende romanische Marienkirche, eine dreischiffige Pfeilerbasilika mit einem freistehenden Rundkarner daneben. Mutige, die den Kirchenberg erklimmen, verlassen zwar kurz den Jakobsweg, kehren dann über den Spazierweg aber wieder zum Kurpark und zum beschilderten Weg zurück.
Zu Besuch bei den Römern
Schon die Römer schätzten die Heilwirkung von Österreichs stärkster Jod-Schwefelquelle. Heute finden Erholungssuchende hier in der Kuranstalt die nötige Ruhe, um Kraft zu tanken. – Wer sich mehr für Geschichte interessiert, ist im größten Römermuseum Österreichs, dem Museum Carnuntinum, richtig. Das Gebäude im Stil einer römischen Landvilla, an dem wir gerade vorbeikommen, wurde 1904 erbaut und beherbergt eine schier endlose Zahl von lokalen Fundstücken aus der Römerzeit. – Wir entscheiden uns aber ein andermal wiederzukommen und gehen am Kurpark entlang durch den Ort und dann über einen Feldweg in Richtung Petronell-Carnuntum. Vorbei am Amphitheater der Militärstadt erreichen wir nach knapp zwei Stunden Petronell, gehen die Hauptstraße entlang und gelangen direkt zur Römerstadt.
Petronell-Carnuntum ist weltberühmt für seine Ausgrabungen aus der Römerzeit. Die damalige Stadt „Carnuntum“ war mit rund 50.000 Einwohnern die Hauptstadt von Oberpannonien. Im Freilichtmuseum der Römerstadt Carnuntum erleben die Besucher ein wiederaufgebautes römisches Stadtviertel mit Wohnhäusern und öffentlicher Therme. Sehr verlockend sind die zahlreichen Veranstaltungen: Leider musste das Kinderfest erneut abgesagt werden, doch das „Fest der Spätantike“ am 14. und 15. August und das „Römerfestival“ am 18. und 19. September sollen stattfinden!
Rest eines römischen Triumphbogens
Es wird langsam Abend. Doch wir wollen nicht den Heimweg antreten, ohne das Wahrzeichen der Region Carnuntum und Österreichs bekanntestes römisches Baudenkmal, das Heidentor, besucht zu haben. Deshalb gehen wir noch vom großen Parkplatz etwa einen Kilometer über eine Nebenstraße zu diesem beeindruckenden Rest eines römischen Triumphbogens weiter. Er stand einst vor den Mauern der Zivilstadt und hatte ursprünglich vier Pfeiler, in dessen Mitte sich auf einem Sockel wohl die Figur des Kaisers befunden hat. Von dort gehen wir zurück zum Bahnhof, orientieren uns am weithin sichtbaren Lagerhaus-Silo und treten per Schnellbahn die Heimreise an.
Weitere Etappen
Von Petronell-Carnuntum führt der Jakobsweg am Heidentor vorbei nach Wildungsmauer (6 km), wo Pilger die romanische Kirche aus dem 16. Jh. besuchen können. Über Regelsbrunn mit seiner Jakobskirche geht es nach Haslau (6,2 km) und weiter nach Maria Ellend (2,4 km). Hier lässt sich auch bei der Lourdesgrotte auf der anderen Straßenseite verweilen. Nach weiteren sechs Kilometern erneut durch die Donauauen erreicht der Jakobsweg Fischamend, führt dann entlang des Treppelweges bis nach Mannswörth. Den Abschluss bildet ein Besuch der Jakobskirche in Schwechat.
Wer möchte, kann dann entlang der Schwechat und dem Donaukanal, vorbei am Albener Hafen und über die Donauinsel weiter nach Wien gehen. Eine genaue Wegbeschreibung, Infos zu Pilgerpässen und -stempel und vieles mehr gibt es unter jakobsweg-wien.at
Autor:Wolfgang Linhart aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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