Seelsorge in Corona-Zeiten
Innovative Projekte unserer Pfarren
In den vergangenen Wochen haben unsere Pfarren eine tolle Kreativität entwickelt, um Seelsorge auch in Zeiten der Corona-Krise zu ermöglichen. Und um auch in Zeiten der Einschränkungen möglichst nahe bei den Menschen zu sein.
Eine kleine Auswahl.
Was tun, wenn das kirchliche Leben, das Beten und Feiern, das Sich-Versammeln, nur eingeschränkt möglich ist? Der SONNTAG fragte in drei Pfarren nach, wie die Seelsorge auch in Zeiten der Corona-Krise möglich ist.
Kontakt halten in Purkersdorf
„Im Moment liegt unser Schwerpunkt bei der über Internet/Telefon vermittelten Seelsorge und Pastoral“, erzählt Pfarrer Marcus König (Pfarre Purkersdorf) dem SONNTAG. König: „Ich feiere jeden Sonntag über Zoom-Videokonferenz den Gottesdienst, letztes Mal waren ca. 20 Anschlüsse dabei, wobei meist zwei Personen daheim vor dem Gerät sitzen. Der Vorteil ist, dass unsere Musikerin von daheim aus die Lieder übertragen hat und der Liedtext eingeblendet werden konnte, und auch verschiedene LektorInnen die Lesungen und Fürbitten übernommen haben. Auf diese Art feiere ich auch Werktagsgottesdienste mit 2 bis 4 Leuten.
Weiters gestalte ich jeden Tag einen spirituellen Impuls als YouTube Video.“ Kaplan Michael feiert in Purkersdorf meist mit 4 bis 5 Gläubigen den Gottesdienst, letzten Sonntag auch mit Facebook-Lifestream und geht dann auch segnend mit der Monstranz durch den Ort. Das bietet sich in Purkersdorf mehr an als in den sehr verstreuten Siedlungen in Tullnerbach. „Jede Woche machen wir vom Pfarrteam auch unser Teamtreffen über Videokonferenz und Anfang Mai ein virtuelles PGR-Treffen“, betont König: „Auch unsere Quellenzeit, ein offener spiritueller Abend, wird versuchsweise so stattfinden. Ansonsten bemühen wir uns, über Telefon mit den nicht so technisch Affinen in Kontakt zu bleiben.“
Fürbitt-Box in Neuottakring
Die „Familienkirche“, die Pfarrkirche Neuottakring (Wien 16), gilt als offene Kirche. Ihre Tore am Familienplatz sind zur Zeit weit offen, auch um die Wärme hinein zu lassen, und die Kirche wird gerne besucht – besonders in Coronazeiten – zum Gebet. (siehe PDF)
„Die Betenden stehen dann vor einem schwarzen, schmiedeeisernen Gitter, sehen den Hochaltar mit dem Tabernakel, die Osterkerze und wir haben uns überlegt, wie wir ihr Gebet verstärken können, ihre Sorgen nicht nur Gott, sondern auch den Nächsten zum Gebet anzuvertrauen. Sonst passiert das ja im Fürbittgebet in der Messe auch“, berichtet Ursula Meißl (Pfarre Neu–ottakring). „Wir haben dazu eine Box aufgestellt und Zettel vorbereitet, auf denen Fürbitten, Dank, Gebete Platz finden. Aus dieser Box werden immer wieder Fürbitten für die Messfeiern im kleinen oder privaten Rahmen gebetet und es werden auch diese Bitten unter ,Gedanken – Briefe an Gott’ auf unserer Homepage veröffentlicht.“ Das Fazit dieser kreativen Idee: „Die Fürbittbox hat so innigen Anklang gefunden, dass wir sie beibehalten wollen. Eine Frucht aus einer Krise“, sagt Ursula Meißl.
Gebets-Impulse in Poysdorf
Seelsorge etwas anders steht in Zeiten von Corona bei Pfarrer Bernd Kolo im Pfarrverband Poysdorf auf dem Tagesablauf. „Gemeinsam ist der digitalen Form und der traditionellen Glaubensvermittlung, dass auch hier der Mensch mit seinen Anliegen, Nöten und Bitten und mit der Freude am Glauben im Mittelpunkt steht“, berichtet Werner Kraus: „Besonders diese Begeisterung und diese Freude am Glauben bringt der Poysdorfer Seelsorger auch sehr gut über das Internet zu den Gläubigen.
Kraus: „Neben den heiligen Messen am Sonntag um 10 Uhr gibt es jeden Morgen um ca 7 Uhr mit zwei Kurzvideos einen Impuls zum Tag. Mit FÜR DICH spricht Pfarrer Kolo im Besonderen die Erwachsenen an, gemeinsam mit ihm zu beten oder zu singen. Das Familiengebet richtet sich an die Kinder. Sie sind eingeladen, mit ihren Eltern und Geschwistern in ihrer Familie Hauskirche zu leben. Auch hier sind Gitarristen und Sänger aus dem Pfarrverband Poysdorf begleitend mit dabei.“ Neben Liedern zum Mitsingen gab es hier auch schon das Basteln der Osterkerze mit dem Wachs des Geheimratskäses oder am Weihetag unserer Bischofskirche St. Stephan einen virtuellen Rundgang durch den Stephansdom und das Falten einer Kirche.
Kraus: „Die Morgengebete kommen sehr gut an und sind für viele Christen der Region ein wichtiger morgendlicher Gebetsimpuls und eine Pflege der Beziehung zur Kirche und zu Gott, ist aus den Rückmeldungen zu erfahren. Täglich 500 Aufrufe sind bei den Morgengebeten keine Seltenheit. Mittlerweile wurden so in 40 Tagen über 80 Kurzvideos produziert. Begonnen wurde auch dies wie die Heiligen Messen in der Passionskapelle in Poysdorf.“
Seit einer Woche ist Pfarrer Kolo mit seinem Team bei den Morgengebeten durch die Pfarren unterwegs. Jeden Tag von einem besonderen Ort aus dem Pfarrverband Poysdorf aus. „Altruppersdorf, Erdberg, Kleinhadersdorf, Poysdorf, Walterskirchen und Wetzelsdorf bieten viele interessante und schöne Orte, wo auch sehr schön Gottes Schöpfung in der Natur und bei den Marterln der Glaube der Weinviertler sehr spürbar wird“, weiß Kraus.
Am Markus-Tag wurde auch der Segen für Äcker, Weingärten und der Hände Arbeit von Pfarrer Bernd Kolo und Kaplan Phocas gemeinsam digital vom Hutscharlkreuz gespendet, wo normalerweise eine der Poysdorfer Bittprozessionen hinführt. „Von unseren Vorfahren geschaffene Glaubensorte kommen so auch wieder bewusster in Erinnerung“, freut sich Werner Kraus, der bei diesen Morgengebeten für Bild und Ton sorgt.
Gibt es in Ihrer Pfarre auch eine spannende Initiative oder wissen Sie von einer pastoralen Besonderheit in Zeiten von Corona, so erzählen Sie uns bitte davon.
Mails ans.kronthaler@edw.or.at
Danke!
Autor:Stefan Kronthaler aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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