Glaubenszeugnis
„Zuagraste“ zu sein, hat Vor- und Nachteile

Latein und die Antike gehören zu Marie-Theres Schmetterers großen Leidenschaften. | Foto: privat
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  • Latein und die Antike gehören zu Marie-Theres Schmetterers großen Leidenschaften.
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Marie-Theres Schmetterer ist Pfarrgemeinderätin in Wildungsmauer. Mit dem SONNTAG spricht sie über ihre Liebe zur Antike, ihre Arbeit in der Pfarre und darüber, was ihr in der Trauer nach dem Tod ihres Mannes geholfen hat.

Marie-Theres Schmetterers Herz schlägt für Latein und die Antike. Die 66-Jährige liebt christlich-lateinische Literatur und hat die theologischen Kurse gemacht.

  • Frau Schmetterer, ist Ihr Zugang zum Glauben eher ein intellektueller?

Ich bin ein intellektueller Mensch und will die Dinge wissen. Ich weiß aber auch, dass Wissen allein einen Menschen nicht zu einem religiösen Menschen macht. Ich bin vielen Leuten begegnet, die sich theologisches Wissen angeeignet haben, ohne dass es sie berührt hat. Dazu braucht es meiner Meinung nach eine tiefe emotionale religiöse Erfahrung. Und die ist eine Gnade, die man geschenkt bekommt.

  • Wo haben Sie solche Erfahrungen gemacht?

Mein Mann spielt da eine nicht unwesentliche Rolle. Von Anfang an hat mir sein selbstverständlicher, entspannter Zugang zur Religion gefallen. Und ich habe unsere Beziehung als ein großes Geschenk empfunden. Als wir 1976 in der Karlskirche heirateten, war es uns beiden ein Bedürfnis, unsere Ehe sakramental zu besiegeln. Und wir konnten das, was wir uns damals versprochen haben, auch halten: in Gesundheit und Krankheit, bis dass der Tod euch scheidet. Mein Mann ist voriges Jahr gestorben. Natürlich war das nicht leicht für mich. Aber wahrscheinlich viel leichter als für jemanden, der nicht religiös ist.

  • Was hat Ihnen geholfen?

Wenn man in einer solchen Situation nicht in irgendeiner Form eine Verheißung hat, fällt man in ein Loch. Wenn meine Enkelkinder fragen: „Wo ist der Bopa (ihr Großvater) jetzt?“, kann ich nur sagen: „Beim lieben Gott“. Wie auch immer das ist. Aber dass da etwas ist, davon bin ich überzeugt – aus einer tiefen Erfahrung, die nicht rational festzumachen ist. Ein großes Versprechen, das uns der Glaube an die Auferstehung vermittelt.

Was mir auch sehr geholfen hat, war ein Erlebnis knapp vor dem Tod meines Mannes. Wir haben unseren Pfarrer in Wildungsmauer um die Krankensalbung gebeten. Er hat sie meinem Mann während der Heiligen Messe gespendet. Dabei war so eine Solidarität von den Leuten dort zu spüren. Wir haben gemerkt, dass sie uns mittragen.

  • In dieser Pfarre sind Sie auch seit Langem im Pfarrgemeinderat. Wie kam es dazu?

Wir waren immer ein bisschen gespalten durch unsere zwei Wohnsitze, eine Wohnung in Wien und ein Haus in Wildungsmauer. Als mein Sohn vor vielen Jahren angefangen hat, in Wildungsmauer am Sonntag Orgel zu spielen, war für uns klar, dass wir von da an jeden Sonntag dort sein werden. Da wurde ich dann gefragt, ob ich nicht für den PGR kandidieren will. „Zua­graste“ zu sein hat dabei Vor- und Nachteile: Man ist man nicht so verfangen in den alten, gewachsenen Strukturen, was vorteilhaft sein kann. Andererseits kennt man auch nicht so viel und so viele.

  • Was macht Ihnen die meiste Freude an der Arbeit in der Pfarre? Was ist schwierig?

Dass ich etwas zur Gemeinschaft beitragen kann, ist erfüllend. Christentum ist nun einmal Gemeinschaft. Sicher ist es auch manchmal schwierig. Aber ich bin jemand, der zu einer Sache steht, wenn er sie anfängt. Jahrzehntelang habe ich einen Sechs-Personen-Haushalt geführt, da gibt es auch Mühsames. Aber wenn ich glaube, dass gewisse Dinge zu tun sind, dann mache ich halt auch das, was nicht so angenehm ist. Ich gehöre da dazu, das macht mir niemand streitig. Im Gegenteil: Die Leute stehen nicht Schlange. Und einer muss ja die Arbeit machen.

Latein und die Antike gehören zu Marie-Theres Schmetterers großen Leidenschaften. | Foto: privat
Marie-Theres Schmetterer | Foto: privat
Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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