Meinung
Solidarität ist mehr als bloße Gesinnung

H. Quirinus C. Greiwe  CanReg (53) ist Pfarrer von Grafenwörth & Haitzendorf.

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  • H. Quirinus C. Greiwe CanReg (53) ist Pfarrer von Grafenwörth & Haitzendorf.

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Eine Kerze ins Fenster zu stellen, ist eine ziemlich preiswerte Form der Solidarität. Ähnlich verhält es sich mit dem Posten einer solidarischen Bekundung auf Facebook oder Twitter. „Ich erkläre mich solidarisch mit …“, so schallt es aus allen Ecken.

Dabei geht es immer zuallererst um die Gesinnung. Wer entsprechende Bekundungen unterlässt, steht im Verdacht, die falsche Gesinnung zu haben. Derzeit gilt das vor allem für russische Künstler oder Sportler, die bei fehlender Empörung über den Angriffskrieg ihres Landes ausgeladen oder gekündigt werden.

Zuweilen scheint es so, dass jene Gesinnungsaktivisten ihre Solidarität bekunden, nicht um zu helfen, sondern um sich selbst etwas Gutes zu tun, um zu zeigen: „Seht her, ich stehe auf der richtigen Seite. Ich gehöre zu den Guten.“ – „Solidarität ist eine Leerformel geworden, nicht zuletzt, weil der Begriff durch inflationären Gebrauch seines Kerns beraubt wurde.“ So der gestandene Sozialdemokrat Henning Scherf, ehemals Bürgermeister der Freien Hansestadt Hamburg. Und Inflation meint immer Entwertung.

Solidarität verlangt aber mehr als bloße Gesinnung.
Solidarität will ein aktives Tun. Denn Solidarität entstammt ihrem Wesen nach dem christlichen Gebot der Nächstenliebe. Ihr Leitbild ist der barmherzige Samariter, nicht der politisch korrekte Aktivist.

Die inflationäre Gesinnungssolidarität ist nur mehr ein verkümmertes Überbleibsel jenes Gebotes der Nächstenliebe, dem im Übrigen noch die Gottesliebe zur Seite steht, die somit auf die Quelle unserer Liebe zum Nächsten verweist.

In diesem Sinne rechnet echte Solidarität immer auch mit dem eigenen Verzicht, zumindest aber mit einem erhöhten Aufwand. In diesem Sinne ist Hilfe auch immer selbstlos und nicht verurteilend, denn sie schließt im Sinne der Feindesliebe auch jene mit ein, die der selbstgerechte Gesinnungssolidarische gerade ausgrenzen und verurteilen will. Denn die Botschaft Christi von der Nächstenliebe bedeutet immer auch eine (kleine) Zumutung.

Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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