Zeit für meinen Glauben
So nah an der Schöpfung wie kein anderer
Wenn der Landwirt Martin Mathias mit dem Traktor über seine Felder fährt, erfüllt ihn das mit tiefer Dankbarkeit. Weil er sich von Gott so reich beschenkt fühlt, ist es für ihn keine Frage, dass er am Sonntagmorgen zum Gottesdienst geht. Auch wenn er die Nacht davor lange gefeiert hat.
Martin Mathias ist tief verwurzelt. In Gott sowieso – davon erzählen die folgenden Zeilen. Genauso aber auch in seiner Heimatgemeinde Oberkreuzstetten im Weinviertel. Dort ist er aufgewachsen, dort ist er im Gemeinderat, bei der Freiwilligen Feuerwehr, im Pfarrgemeinderat. Dort spielt er Tuba im Musikverein.
"Ich werde als geselliger Mensch beschrieben", sagt der 35-Jährige. Das ist auch der Eindruck, den man bekommt, wenn Martin über sein Leben erzählt. Der Landwirt ist gern unter Menschen. Ihnen erzählt er auch ohne Scheu, warum ihm sein Glaube wichtig ist. Und warum er am Sonntag in die Heilige Messe geht, auch wenn er den Abend davor bis spät in die Nacht beim Dorffest gefeiert hat.
"Ich wähle den ungemütlichen Weg", lacht Martin. "Ich feiere genauso wie die anderen und stehe trotzdem früh auf. Zuerst versorge ich die Tiere, dann gehe ich in die Kirche." Wird er gefragt, warum er sich das antut, antwortet Martin: "Gott schenkt so viel, da will ich ihm diese Zeit zurückschenken."
Youtube-Vorträge bei der Traktorarbeit
Die konventionelle Landwirtschaft hat Martin von seinen Eltern übernommen. "Die konnten mir das schmackhaft machen. Auch wenn es nicht immer so leicht ist. Eines ist klar: Mit einer 38,5 Stunden-Woche kann man kein Auslangen finden." Martins Wochenstundenpensum ist um einiges höher, die Arbeit macht er dennoch mit viel Freude und Leidenschaft.
"Es ist toll, den Kreislauf der Natur so vor Augen zu haben und mit den Tieren – wir haben 300 Schweine – zu arbeiten. Ich bin so nah an der Schöpfung dran wie kein anderer." Wenn Martin auf seinem Traktor über seine Felder fährt, denkt er oft daran, "dass das alles Gott gemacht hat."
Die Zeit am Traktor – an manchen Tagen viele Stunden – nutzt er aber nicht nur, um seine Arbeit zu verrichten. "Da höre ich oft christliche Vorträge zum Beispiel auf Radio Maria oder über Youtube. Und wenn ich händisch Unkraut mit der Hacke entferne und stundenlang alleine am Feld bin, nutze ich die Zeit für Gebet oder um einfach die Stille zu genießen in unserer sonst sehr hektischen Zeit."
Wettersegen nicht nur leere Tradition
Als Landwirt erlebt Martin, dass vieles nicht in seiner Hand liegt und er von der Natur, vom Wetter und letztlich von Gott abhängig ist. "Ich beziehe Gott in meine Arbeit mit ein und bete auch für die Landwirtschaft", erzählt Martin. Gebete wie zum Beispiel ein Wettersegen oder die "Bitttage" in seiner Pfarre, bei denen besonders für die Ernte und das Wetter gebetet wird, sind für Martin mehr als bloße Tradition.
"Für mich ist das sehr real." Weil alle wissen, wie sehr Martin vom Wetter abhängig ist, wird er oft um seine Einschätzung gefragt. "Unser Pfarrer fragt mich zum Beispiel vor der Fronleichnamsprozession, wie das Wetter wird", erzählt er schmunzelnd.
Die starke Verbundenheit mit der Natur lehrt Martin nicht nur das Bitten. Auch das Dankgebet ist ihm wichtig. "Ich finde, wir müssen Gott vielmehr dankbar sein für den reich gedeckten Tisch." Ein verantwortungsbewusster Umgang mit Lebensmitteln ist für ihn selbstverständlich. "Wir geben mittlerweile nur noch zehn Prozent unseres Einkommens für Lebensmittel aus. Das ist trotzdem eine große Verantwortung für den Konsumenten. Insgesamt brauchen unsere Lebensmittel mehr Wertschätzung."
Autor:Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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