Glaubenszeugnis
„Mönch zu werden, war auch einmal eine Option“
Christoph Wellner, Chefredakteur von radio klassik Stephansdom, ist fasziniert vom
Monastischen, so wie es die Benediktiner im Schottenstift leben.
CHRISTOPH WELLNER
Alter: 49
Wohnort: 3. Bezirk
Lebensmotto: Suche immer das Gute!
Sonntag bedeutet für mich: Erneuerung.
Gott ist für mich: immer da.
In seiner Jugend hat Christoph Wellner viel Zeit im „Keller“, dem Jugendzentrum des Schottenstifts im 1. Bezirk, verbracht. Heute kandidiert der 49-Jährige dort für den
Pfarrgemeinderat.
Herr Wellner, Sie wurden gefragt, ob Sie für den Pfarrgemeinderat kandidieren wollen. Haben Sie sofort Ja gesagt?
Nein, das habe ich nicht. Ich habe an sich viel um die Ohren und möchte das, was ich tue, auch ordentlich machen. Letzten Endes war ausschlaggebend, dass ich den neuen Pfarrer gern unterstützen möchte. Wenn ich das als Mitglied im Pfarrgemeinderat tun kann, soll es so sein. Die Wahrscheinlichkeit, dass ich gewählt werde, liegt bei 50 Prozent, weil in der Schottenpfarre doppelt so viele kandidieren, als dann gewählt werden.
Was würden Sie als Pfarrgemeinderat gerne umsetzen?
Ich möchte den Fokus auf Liturgie und Musik legen und mich intensiv der Lektorenschulung widmen. Durch meine eigene Ausbildung und Berufserfahrung kann ich da viel einbringen und vermitteln, wie man einen Text gut liest. Ein Text, nicht nur heruntergelesen, sondern gut vorgetragen, schafft mehr Verständnis für das Wort Gottes.
Sie waren Schüler im Schottengymnasium und sind der Pfarre und dem Stift schon viele Jahrzehnte verbunden. Was schätzen Sie an den „Schotten“?
Meine Zeit im Gymnasium, die Mitarbeit im Jugendzentrum der Pfarre, im so genannten „Keller“, die freundschaftliche Beziehungen zu Abt Heinrich Ferenczy, meinem Religionslehrer Abt Johannes Jung und mit Pater Christoph Merth, der für den „Keller“ verantwortlich war – all das war für meinen Kirchen- und Glaubensbegriff sehr wichtig. Auch das Monastische, das benediktinische Stundengebet, hat mich stark geprägt. Ich habe einige Zeit im Kloster gelebt, sogar mit der Überlegung, selbst Mönch zu werden.
Sie sind kein Mönch geworden, aber immer noch fasziniert vom Monastischen, so wie es die Benediktiner im Schottenstift leben. Was inspiriert Sie dabei?
Das eine ist die Struktur des Lebens im Kloster, die durch das Stundengebet vorgegeben ist. Das andere ist die Hingabe der Mönche an Gott. Sie widmen ihr Leben voll und ganz Gott, neben den vielen Aufgaben, die sie haben und leben nach dem benediktinischen Grundsatz „Bete und arbeite und lies“. So gut es eben geht, versuche ich das auch in meinem Leben umzusetzen.
Als Journalist hören Sie viele Geschichten und begegnen vielen Menschen. Welche dieser Begegnungen ist Ihnen in besonderer Erinnerung?
Es ist gar nicht so einfach, da eine schnelle Antwort zu finden … Ich sehe hier in meinem Büro zum Beispiel gerade ein Bild, auf dem ich bei einem Treffen der christlichen Radiosender in Rom vor Papst Johannes Paul II. trete. Dieses Erlebnis – den damals schon schwer kranken Papst so nahe zu sehen – hat mich sehr bewegt, auch weil es für mich so vieldimensional war. Johannes Paul II. war der Heilige Vater, aber auch eine Person, ohne die es den Fall des Eisernen Vorhangs nicht gegeben hätte. In meiner Jugend hat mich das sehr geprägt.
Was macht Ihnen an Ihrem Beruf die meiste Freude?
Ich habe das seltene Glück, dass das, was mir so wahnsinnig viel bedeutet – die Musik – zu meinem Beruf werden konnte. Die Verbindung von Kirche und Musik ist in diesem Radiosender Wirklichkeit geworden, das ist ein Riesenglück für mich.
Autor:Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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