Meinung
Maria, die Knotenlöserin

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Geburtstage oder Weihnachten: Sorgfältig wurde einst jedes Geschenkpapier zwecks Wiederverwertung ausgestreift und jedes Zierband von Knoten befreit.

Das Auflösen von Knoten ist seit Kindestagen mein Geschäft, das ich mit Hingabe betreibe. Reichen die Finger nicht, muss Technik her. Die Spicknadel etwa. Ich halte viel auf Hilfsmittel beim Auflösen jedweder Knoten. Auch jener, die unser Herz bedrücken. Reden und Aufschreiben gehören dazu oder die Frage: Wie schaut das von außen betrachtet aus? Und geht gar nichts mehr, bitte ich Maria, die Knotenlöserin, mir beim Aufknoten zu helfen.

Die „Maria Knotenlöserin“ ist ein altes Augsburger Gnadenbild. Dass ich es kenne, danke ich der modernen Übersetzung durch den Maler Franz Weiss. Er, der heuer seinen Hunderter gefeiert hätte, war von seinem Auftrag erfüllt: „Wie kann ich dem Heiligen ein Bild geben?“

Maria, die Knotenlöserin

Die von Franz Weiss in Hinterglastechnik gemalte „Maria Knotenlöserin“ ist jene Mariendarstellung, die mich mehr als alle anderen anspricht. Weil ich dieses Bild brauche. Als passionierte Knotenlöserin weiß ich: Nicht alle Knoten kann ich selber lösen.

Da habe ich etwas gemeinsam mit Papst Franziskus. Auch er setzt auf Maria, die Knotenlöserin. Er benannte beim Rosenkranzgebet Ende Mai die noch fünf ungelösten Knoten auf dem Gnadenbild. Diese gelte es zu lösen, „um den Menschen wieder Hoffnung zu geben“.

Der erste Knoten betrifft die verletzten Beziehungen, die in der Pandemie immer mehr geworden sind. Der zweite Knoten steht für die Arbeitslosigkeit. Der dritte Knoten thematisiert das Drama der Gewalt – vor allem gegen Frauen – und die sozialen Spannungen, die durch die von der Coronakrise bedingten Unsicherheiten verschärft wurden. Beim vierten Knoten geht es um die Entwicklung des Potentials jedes Menschen, vor allem jenes der Ärmsten. Der fünfte zu lösende Knoten betrifft die Seelsorge: Ortskirchen sollen die Begeisterung für das pastorale Leben wieder entdecken.

Ganz schön viel Arbeit gibt uns Papst Franziskus vor. Gehen wir es an! Mit Hilfe Marias, der Knotenlöserin.

Autor:

Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG

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