Glaubenszeugnis
Es hat Jahre gedauert, bis ich mir verzeihen konnte
Rudolf Szabo muss als Bankräuber ins Gefängnis. Und schlägt danach einen ganz neuen Weg ein.
Vor über fünfundzwanzig Jahren begeht der gebürtige Wiener Rudolf Szabo in seiner Schweizer Heimat eine Reihe brutaler Raubüberfälle. Den damaligen Liebhaber seiner Frau schlägt er fast tot, einem fünfjährigen Mädchen hält er bei einem Überfall eine geladene Waffe an den Kopf.
Zwölf Jahre soll er laut Anklage ins Gefängnis, zu neun Jahren wird er verurteilt, nach sechs Jahren frühzeitig entlassen.
- Herr Szabo, Sie waren verheiratet, hatten fünf Kinder, lebten ein bürgerliches Leben. Bis Sie irgendwann begannen, Banken zu überfallen. Wie kam es dazu?
Ich war damals selbständiger Bauunternehmer und hatte große Geldprobleme. Dazu kam, dass meine Frau sich von mir getrennt hatte und mit unseren Kindern, zu denen ich eine innige Beziehung hatte, ausgezogen war.
Ich war zu dieser Zeit wenig konfliktfähig, habe nicht mehr richtig getickt. Weil mir die Banken mit meinen finanziellen Schwierigkeiten nicht halfen, habe ich mich entschlossen, sie mit den Kenntnissen als früherer Unteroffizier einer Eliteeinheit zu überfallen. Ich war zutiefst brutal.
- Sie mussten ins Gefängnis. Dort haben Sie begonnen, Ihr Leben zu ändern.
Mehrere Begegnungen waren dafür ausschlaggebend. Der Gefängnispfarrer, ein katholischer Priester, war für mich eine wichtige Bezugsperson. Er hat mich nicht missioniert, sondern sich um mich als Mensch gekümmert. Und mir in unseren Gesprächen vieles aufgezeigt. Zum Beispiel, dass ich Gewalt gesät und dafür Staatsgewalt geerntet habe.
Auch, dass mir Gott immer wieder Menschen auf den Weg schickt, die mir helfen. Meine Therapeutin war so ein Mensch. Ihr habe ich zu verdanken, dass ich meine Emotionen besser kanalisieren konnte.
- Gott ist Ihnen in dieser Zeit begegnet …
Ich habe meine Schicksalsschläge so gedeutet, dass Gott mich verlassen hat. Im Gefängnis habe ich gemerkt: Ob man zum Glauben findet, steht und fällt mit den Menschen, denen man begegnet. Das waren bei mir eben der Gefängnispfarrer, meine Therapeutin, auch der Gefängnisdirektor, ein ehemaliger Pastor.
Irgendwann ist der Groschen bei mir gefallen: Da ist ein Gott, der auf mich schaut. Der mir Menschen schickt, die sich um mich kümmern.
- Sie haben nach dem Gefängnis eine Ausbildung zum Sozialpädagogen gemacht?
Nach dem Gefängnis habe ich vor Jugendlichen Vorträge gehalten, oft auch in Kirchengemeinden. Ein Diakon hat mir daraufhin vorgeschlagen, doch eine pädagogische Ausbildung zu machen.
Seit 2005 arbeite ich mit jungen Menschen mit Suchtproblemen und solchen, die in die Kriminalität gerutscht sind. Ich denke, dass ich so – durch all das, was ich erlebt und gemacht habe – ein Werkzeug Gottes sein kann.
- Es hat einige Jahre gedauert, bis sie sich selbst verzeihen konnten.
Ich habe Kinder, die im Alter meiner eigenen Kinder waren, als Geiseln genommen, das konnte ich mir nicht verzeihen.
Mit einem Pastor habe ich 2007 einen Kreuzweg gebetet. Am Ende dieser Meditation kamen wir zu der Stelle, wo die beiden Verbrecher neben Jesus hängen und es heißt „Wir zwei sind Sünder, aber dieser da, Jesus Christus, ist rein.“ Und Jesus zu dem einen Schächer sagt, dass er noch heute mit ihm im Paradies sein wird.
In dem Moment ist alle Schuld abgefallen. Mir ist bewusst geworden: Wir sollen bereuen und nicht mehr sündigen. Und wir sollen einander verzeihen und uns gegenseitig helfen und unterstützen. So stark ist die christliche Botschaft.
Buchtipp
Rudolf Szabo
Knallhart durchgezogen.
Mein Leben zwischen Bankraub, Knast und der Suche nach Frieden
SCM-Verlag,
ISBN: 978-3-7751-6001-8
EUR 20,60
Autor:Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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