Junge Meinung
Entgegnung: „Wer zu mir kommt, den werde ich nicht abweisen“ (Joh 6,37)
Letzte Woche stand hier ein Artikel von Jan Ledóchowski, in dem er seine Meinung über Transgender und Wahrheit dargelegt hat. In mir sind da ein paar Fragen und Assoziationen aufgestiegen, die ich gerne mit Ihnen teilen möchte:
Geschlecht ist in unserer Gesellschaft längst nicht mehr binär definiert. Vor allem im Laufe der letzten 40 Jahre hat der Begriff einen Wandel erlebt und wurde durch zusätzliche Aspekte ergänzt. Heute spricht man vom biologischen Geschlecht, vom sozialen Geschlecht, vom erlebten Geschlecht oder auch vom Geschlechtsausdruck. Wie bei einem Flussdelta eröffnet sich ein neues, breiteres Bild eines Begriffs.
Der prozentual sprunghaft wirkende Anstieg von trans Personen in der Gesellschaft liegt vor allem an der in den letzten Jahren zunehmenden Akzeptanz. Ohne die Quelle und deren absolute Zahlen zu kennen, ist eine seriöse Aussage darüber aber nicht möglich. Einen Anstieg von 1.400 % erreicht man auch schon von zehn zu 150 Personen.
Ein damit einhergehender „Operationszwang“ von trans Personen ist in Österreich übrigens seit 2010 kein Thema mehr. Bei der Benediktinerin Silja Walter lese ich, dass „Fürchtet euch nicht!“ 366-mal in der Bibel steht, für jeden Tag einmal. Ich möchte mit dieser Haltung an das Thema herangehen. Ja, das Thema Transgender wirft Fragen auf, angefangen bei der Geschlechtertrennung auf Toiletten bis hin zu Teilnahme an Sportwettbewerben. Ja, es gibt Sorgen von Frauen rund um Fairness und Schutz. Ja, es gibt Einzelfälle, in denen als Männer Lücken in der Gesetzgebung ausgenutzt haben. Wir sprechen hier aber von verschwindend geringen Einzelfällen, die sich in der gesellschaftlichen Debatte hartnäckig halten, deren Handhabung wir als Gläubige in der katholischen Kirche aber der Expertise von Fachpersonal, Sport- und Frauenschutzvereinen überlassen sollten.
Ich habe mich beim Lesen des Beitrags gefragt, was uns der Autor denn als Lösung anbieten möchte. Sollen trans Personen einfach weiter ihre Identität verleugnen? Wollen wir aus Angst vor Veränderung die Augen vor der Fülle der Lebensrealitäten verschließen? Ich bin froh, eine Zeit mitzugestalten, in der alle Menschen zu ihrem Ich stehen können - als Mann, Frau, trans, inter … – und ich glaube daran, dass Gott jede*n von uns genau so gewollt hat, wie wir sind. Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, bleibt in Gott, und Gott bleibt in ihm (1 Joh 4,16) und so möchten wir allen Menschen mit Liebe und Akzeptanz begegnen.
Der Kommentar drückt die persönliche Meinung der Autorin aus!
Autor:Der SONNTAG Redaktion aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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