Die Kirche und ich
Eines Sinnes? Wir? Soweit kommts noch
Manche Reaktionen auf die Impfstraße in der Barbarakapelle des Doms, egal ob von Impfgegnern oder Gegnern der Impfgegner, haben mich wenig an das Wort im 1. Petrusbrief erinnert: „Seid alle eines Sinnes, voll Mitgefühl und brüderlicher Liebe, seid barmherzig und demütig!“ Dabei gibt es doch so viel, was uns eint.
Impfgegner gehen ein Gesundheitsrisiko ein (Ansteckung) ebenso wie Impfwillige (Impfschaden). Durchwegs hoffen sie dabei, dass der Herr sie beschützen wird. Beide Seiten glauben also auch, dass Gott positiv in ihr Leben eingreifen kann, wenn sie bemüht sind, das Gute zu tun. Und beide Seiten wollen das Gute tun. Und beide Seiten verstehen nicht, warum die anderen so stützköpfig sind. Beide Seiten fragen sich, was Gott von ihnen will. Beide Seiten bringen Dritten, bei denen sie besseres Wissen orten, Vertrauen entgegen.
Natürlich könnte man jetzt sagen: Ja, schon – aber die anderen kümmern sich zu wenig um die Erkenntnisse der Wissenschaft! Oder zu viel! Und es ist auch kein Problem, wenn Menschen miteinander darüber streiten.
Aber die Unversöhnlichkeit und das Abqualifizieren des anderen als Person ist ein Problem. Schon gar innerhalb von christlichen Familien, Pfarren oder Gemeinschaften. Menschen guten Willens finden IMMER einen gemeinsamen Wert hinter ihren unterschiedlichen Meinungen. Etwa die Sorge um die Unversehrtheit der Mitmenschen. Oder die Heiligkeit des Lebens. Oder die Suche nach Gerechtigkeit. So geht es, dass Kapitalisten und Kommunisten genauso Teil derselben Gemeinde sein können, oder auch Freunde und Gegner des Gendersternchens. Da darf uns doch das Impfen nicht auseinanderbringen!
Autor:Michael Prüller aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
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