Glaubenszeugnis
Ein Lächeln und ein Gruß: Das macht einen Unterschied
Vierzig Jahre lang arbeitete Karl Grohmann in der Erzdiözese. Jetzt geht er in Pension. Er blickt zurück und freut sich auf das, was kommt.
Das Fundament, auf dem Karl Grohmann sein Leben aufgebaut hat, wurde in seiner Kindheit und Jugend gelegt. Ein gläubiges Elternhaus, die Heimatpfarre in Mistelbach, die Pfadfinder, ein Bundesheerdienst im Nahen Osten: All das prägt den 62-jährigen Wiener bis heute.
- Karl, worauf freuen Sie sich denn am meisten in der Pension?
Karl Grohmann (lacht): Das ist eine gute Frage … Ich denke, auf die Freizeit, die ich mir dann selbst gestalten kann. Und darauf, gemeinsam mit meiner Frau unsere Tochter zu unterstützen, die vor einem Jahr Zwillinge bekommen hat. Außerdem bastle ich gerne, mache gerne Holzarbeiten. Für die Zwillinge habe ich zum Beispiel zwei Lerntürme gebaut, auf denen sie stehen und in der Küche zuschauen können.
- Sie haben fast vierzig Jahre am Stephansplatz gearbeitet. Was waren Ihre Aufgaben?
Ich habe zuerst im 10. Bezirk in einer Pfarre gearbeitet und dort erfahren, dass ein Techniker am Stephansplatz gesucht wird. Lange habe ich dann die AV-Medienstelle betreut, die ein Jahr vor der Pandemie geschlossen wurde. Das war schwer für mich. Zum Schluss war ich im Schulamt für die Saalverwaltung zuständig. Was mir an der Arbeit immer gefallen hat: So viele verschiedene Menschen zu treffen. Überhaupt: In Begegnungen spüre ich Gott besonders.
- Erzählen Sie uns über solche Begegnungen!
Ein Lächeln und ein netter Gruß – so etwas macht schon einen Unterschied. Wenn ein Du als Du erkannt wird. Das können Bettler sein, die ich in einer Einkaufsstraße treffe und denen ich zusammen mit meiner Frau etwas zu essen kaufe – auch wenn wir es eilig haben, wenn uns kalt ist. Oder die Mistmänner, die ich in der Früh treffe, wenn ich in die Arbeit gehe. Man grüßt sich, man kennt einander, das ist normal. Das ist meine Grundhaltung.
- Was hat Ihren Glauben geprägt?
Einerseits mein Elternhaus. Meine Eltern waren mir immer ein Vorbild. Bei uns war es selbstverständlich, dass wir mit Priestern Kontakt hatten. Durch die Priester in der Pfarre haben wir viel unternommen, auch Dinge, die für meine Familie nicht möglich waren. Und dann waren und sind die Pfadfinder sehr wichtig für mich.
- Sie haben eine ganz besondere Verbindung zum Friedenslicht aus Bethlehem. Wie kam es dazu?
Die Pfadfinder haben damals im 3. Bezirk begonnen, das Friedenslicht weiter zu geben. Auch an die so genannten ‚Exilgruppen‘, also die Länder im ehemaligen Ostblock. Wir haben begonnen, ökumenische Lichtfeiern ins Leben zu rufen, bei denen das Licht verteilt wurde. Ich war daran beteiligt, diesen würdigen Rahmen für die Weitergabe des Lichtes mitzugestalten. Zweimal war ich auch mit dem Friedenslicht in den USA.
Immer schon hat mich fasziniert, wie sehr das Licht auch über Grenzen hinweg verbindet. Überhaupt: Durch den Glauben ist man miteinander verbunden, auch ohne Worte. In diesen Momenten, wenn Menschen offen aufeinander zugehen, eine Verbindung haben, spüre ich die Lebendigkeit Gottes.
Autor:Sandra Lobnig aus Wien & NÖ-Ost | Der SONNTAG |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.